Der Meuchelmord
Muschel. Pete Matthews. Natürlich – Leary erwartete einen Bericht. Um ein Haar hätte sie im ersten Schreck Anweisung gegeben, ihn wegzuschicken, ihn zu verleugnen, irgend etwas zu tun, nur um seine Frage noch nicht beantworten zu müssen. Zuerst mußte sie mit Keller sprechen. Aber so ging es nicht. Damit war nichts gewonnen. Sie mußte herausfinden, was er wollte. Aber ohne daß Dallas ihr dabei zuhörte.
»Miß Cameron, sind Sie noch dran?« rief die Wache lauter.
»Ja, ich bin hier«, antwortete sie rasch. »Ich kenne Mr. Matthews. Lassen Sie ihn ein und bitten Sie ihn, vorn im Hof zu warten. Ich komme gleich hinüber.« Sie legte den Hörer auf und sah Dallas aus der Umkleidekabine treten. Hastig schob sie den Träger ihres Badeanzugs hoch, weil sie glaubte, Huntley hätte angerufen. »Es ist nur ein Freund von mir«, erklärte Elizabeth. »Die Wache vorn hat ihn gemeldet.«
»Ach so«, sagte Dallas so gleichgültig wie möglich. »Mir ging es nur darum, daß es nicht Huntley war. Kenne ich ihn?«
»Ich glaube nicht«, sagte Elizabeth. »Er heißt Peter Matthews und war vor langer Zeit mit mir befreundet. Er wird dir gefallen. Er ist wirklich ein netter Junge. Ich bring' ihn nachher mit. Keine Sorge«, fügte sie leiser hinzu, »wir beide unterhalten uns später.«
»Beeil dich«, sagte Dallas. Aber was Elizabeth tat, war ihr gleichgültig, solange sie nur Huntley aus dem Weg ging, bis Eddi King mit ihm gesprochen hatte. »He«, rief sie ihr nach, »ich hab' meine Badekappe vergessen. Kann ich mir deine ausleihen? Mein Haar wird immer gleich so struppig.« Sie ging zurück zum Swimmingpool. Neben dem Liegestuhl lagen Elizabeths Badeanzug und die Mütze. Es war eine ganz gewöhnliche weiße Badekappe, längst nicht so hübsch wie ihre eigene mit den bunten Plastikblumen. In der Mitte hatte sie einen breiten schwarzen Streifen. Aber zumindest blieb das Haar darunter trocken. Sie zog die Kappe über, schob auf allen Seiten die Locken darunter und tauchte dann in das dampfende Wasser.
Sie war eine gute Schwimmerin und bewahrte sich ihre Figur hauptsächlich durch Sport. Ihr Vater hatte an der Atlantikküste ein kleines Lebensmittelgeschäft betrieben, und Dallas konnte fast eher schwimmen als laufen. Sie drehte sich auf den Rücken und glitt mit leichten Fußbewegungen durchs Wasser. Das Mädchen brachte die beiden Kaffees und ging wieder. Dallas schwamm tief im Wasser liegend durch die ganze Länge des Beckens. Die nächste Bahn legte sie in anstrengendem Delphinstil zurück.
In diesem Augenblick schlich King aus der Umkleidekabine, in der er sich versteckt hatte, als das Mädchen mit dem Kaffeetablett um die nächste Ecke kam. Er sah die Gestalt im Wasser und erkannte die schlichte Bademütze der Olympiaschwimmer, die Elizabeth immer trug. Als sie vor der Reise nach Beirut das letztemal hier zusammen geschwommen waren, hatte er sie damit aufgezogen. Dallas war nirgends zu sehen. Das war zwar günstig, aber ihre Gegenwart hätte ihn auch nicht gestört. Sie hielt sich sicher in einer Umkleidekabine auf. Die beiden Tassen Kaffee mit Rum standen unberührt in der Bar.
Er sprang nicht ins Wasser, sondern ließ sich möglichst weit von der Schwimmerin entfernt lautlos hineingleiten. Mit kräftigen Schwimmzügen holte er sie ein. Dann schnellte er sich aus dem Wasser. Er legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie, packte sie und zog sie unter die Wasseroberfläche. Einen Kampf durfte es nicht geben, weil dabei blaue Flecken entstanden. Sie schwamm zu gut, als daß er sie für längere Zeit hätte unter Wasser drücken können. Deshalb tastete er an der Seite ihres Halses nach der Schlagader und drückte sie mit dem Daumen ab, ohne die Kehle zu berühren. Eine Sekunde später wurde ihr Körper schlaff. Er glitt von ihr weg und beobachtete die Wasserbläschen, die aus ihrem offenen Mund aufstiegen. In ihrer Bewußtlosigkeit atmete sie Wasser ein und Luft aus. Er wartete nicht ab, bis sie ertrunken war. Ein Druck auf die Halsschlagader konnte einen erwachsenen Mann für mehrere Minuten bewußtlos machen.
Er stieg aus dem Wasser und lief zurück zu seinen Kleidern. Dallas ließ sich immer noch nicht blicken. Er hatte tatsächlich Glück. Niemand braucht zu wissen, daß er überhaupt hier am Swimmingpool gewesen war. Elizabeth war eben beim Baden ertrunken. Er warf einen letzten Blick zum Swimmingpool hinüber. Die Wasseroberfläche war glatt, und es stiegen auch keine Bläschen mehr auf.
»Tut mir leid, daß
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