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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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haben sie ausgezahlt und dann beiseite geräumt, um sie zum Schweigen zu bringen. Wenn es um eine große Sache geht, wird das immer so gemacht. Zuerst beseitigt man die kleinen Fische. Das Mädchen hatte einen europäischen Freund, der ebenfalls verschwunden ist. Sie hieß Souha, das bedeutet soviel wie ›kleiner Stern‹.«
    Elizabeth brauchte dringend frische Luft. Sie fühlte sich eingesperrt und merkte, daß ihr übel wurde. Diese schrecklichen Worte gingen ihr wie ein Echo durch den Kopf. Ein arabisches Mädchen, sie hieß Souha … Wenn sich nur dieses Fenster öffnen ließe.
    »Du mußt hier rechts auf den Knopf drücken«, sagte Matthews. Er beugte sich über sie und tat es. Das Seitenfenster glitt summend herab. »Leary glaubt, daß King jemanden in die Vereinigten Staaten einschmuggeln ließ«, sagte er. Sie atmete tief durch und rang um ihre Selbstbeherrschung. Er hatte inzwischen die Autobahn verlassen und war froh, am Straßenrand anhalten zu können. »Was ist los, Liz? Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Es war nur so schrecklich heiß«, antwortete sie. Dann lehnte sie sich zurück und schloß für ein paar Sekunden die Augen. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nicht ohnmächtig geworden, aber in diesen letzten Minuten hätte nicht viel gefehlt.
    »Es hat dich doch auf dem Rückflug niemand begleitet, Liz?«
    »Ich weiß gar nicht, wovon du redest.« Sie wandte den Kopf ab. »Ich bin allein nach Hause geflogen.«
    »Okay.« Matthews setzte den Wagen wieder in Gang. »Ich wollte nur ganz sicher sein. Geht's wieder besser?«
    »Ist schon in Ordnung«, murmelte Elizabeth. »Das Wochenende war anstrengend. Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen.«
    Bis zu dieser letzten Frage und der Lüge, die er zur Antwort bekommen hatte, war sich Matthews über das richtige Vorgehen noch nicht im klaren gewesen. Aber nun sah er eine Möglichkeit. Sie entsprach nicht Learys Vorschlag, aber sie würde schneller zum Ziel führen als ein stundenlanges Verhör dieses hartnäckigen Mädchens. Wenn er sich irrte, konnte er immer noch auf Learys Anweisungen zurückgreifen.
    »Soll ich dich nach Freemont zurückbringen, Liz? Vielleicht willst du dich hinlegen. Ich bleibe nicht zum Essen, weil ich gleich wieder nach Hause muß.«
    »Nein«, antwortete sie etwas zu hastig. »Nein, ich will nicht dorthin zurück. Ich kann mir meine Sachen nachschicken lassen. Ich will nach Hause, Pete. Fährst du mich bitte nach Hause?«
    Sie sah blaß und krank aus. Sein Plan schien zu funktionieren. »Natürlich bringe ich dich nach Hause. Wenn du dich wieder wohler fühlst, können wir vielleicht heute abend miteinander essen gehen.«
    »Vielleicht«, sagte Elizabeth. »Wenn's mir besser geht und ich mich ein wenig ausgeruht habe … Ja, das wäre nett, Pete.«
    Bevor er ihr helfen konnte, hatte sie schon die Tür geöffnet und war ausgestiegen. Sie beugte sich zu ihm ans offene Fenster. Ihr langes Haar hing ihr zu beiden Seiten ins Gesicht, das inzwischen wieder etwas Farbe bekommen hatte.
    »Danke«, sagte sie. »Laß nur, es geht schon wieder besser. Ich ruhe mich aus und rufe dich dann an.«
    Matthews sah ihr nach, bis sie im Haus verschwunden war. Dann fuhr er weg. Im Rückspiegel bemerkte er den blauen Chevrolet, der schon in Freemont auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte. Jetzt konnte sein Kollege die weitere Beschattung übernehmen. Er mußte Leary anrufen und Bericht erstatten. Wenn seine Vermutung stimmte, würde Elizabeth nur warten, bis er weg war, um dann sofort die Wohnung zu verlassen. Dann konnte der Mann im Chevrolet ihr folgen. Matthews war ein Risiko eingegangen, aber er hatte dabei alle Aspekte gründlich überlegt. Er hatte ihr die entscheidende Frage gestellt, und sie hatte ihn – wie nicht anders zu erwarten war – angelogen. Es war ihm nicht gelungen, sie zu überrumpeln, weil sie von vornherein entschlossen war, diese eine Frage nicht zu beantworten. Dadurch wäre in Learys ursprünglichem Plan eine gewaltige Verzögerung eingetreten. Aber er hatte ihr gegenüber genug angedeutet, um ihr Angst zu machen und den Eindruck zu erwecken, als wüßten sie praktisch schon alles oder würden es zumindest innerhalb der nächsten Stunden erfahren. Er hatte ihr nur so viel erzählt, daß sie in Panik geriet.
    Wenn sie nun wieder das Haus verließ, würde sie versuchen, diesen Mann zu warnen, und dabei Matthews' Kollegen zu ihm führen.

5
    Als das Dienstmädchen die beiden Kaffeetassen abräumen wollte, sah

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