Der Meuchelmord
Männer sind doch alle Schweine, dachte sie. Sie wollen nichts weiter, als mit jedem Mädchen schlafen. Schön, das sollte er haben, und zwar gekonnt.
Als sie ihr Schlafzimmer verließ, kam ihr zu Bewußtsein, daß es ein sehr kluger Gedanke war, Eddi King mit hineinzuziehen. Es kam nur darauf an, ob er auch eine zweite Gelegenheit vorübergehen ließ; um diese Zeit war er bestimmt verschlafen, ein Zustand in dem Männer oft am fügsamsten sind. Auf Zehenspitzen schlich sie den Korridor entlang und schlüpfte in sein Zimmer.
Beim Geräusch der Tür war King sofort wach. Bevor sie drei Schritte tun konnte, saß er aufrecht im Bett und knipste das Licht an.
»Dallas, was machen Sie denn hier?«
Sie setzte sich zu ihm auf die Bettkante. »Ich wollte mich für letzte Nacht bedanken. Sie waren sehr gut zu mir.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuß auf den Mund. Unterdessen begannen ihre Finger schon seinen Pyjama aufzuknüpfen. King ließ sie gewähren. Er hätte ihren Annäherungsversuchen auch nur entgehen können, indem er sie aus dem Bett warf. Sie arbeitete lautlos und geschickt und so sachkundig, daß er sie bald zu sich unter die Decke zog. Jetzt wußte er auch, warum Huntley dieses Spatzenhirn und ihre spitze Zunge ertrug, die nach ihrer Meinung immer das Richtige sagte. In diesem einen Punkt war Dallas ausgezeichnet. Er gab jeden Widerstand auf und war entschlossen, ihr zu beweisen, daß er auch einiges zu bieten hatte. Als sie fertig waren, machte er sich an die Ausführung seines ursprünglichen Plans, den er sich zurechtgelegt hatte, nachdem die Telefonleitung zu Elizabeths Zimmer durchschnitten war. Es war von vornherein ein guter Plan gewesen, aber jetzt, wo Dallas seine Verbündete war, konnte gar nichts mehr schiefgehen.
»Mein Gott«, flüsterte sie ihm zu, »so was hab' ich schon seit Jahren nicht gehabt. Du bist eine Atombombe …«
»Du bist ein dummes kleines Mädchen«, sagte King, »dumm, aber süß. Ich mag dich, Dallas. Ich hab' dich immer gemocht, ich durfte es dir nur nicht zeigen.«
»Ich weiß«, sagte sie, »mir ging's genauso.« Es schien sogar die Wahrheit zu sein. Er hatte eine Menge Feuer. Sie kam sich vor wie ein Rennwagen, dem endlich Vollgas gegeben wurde, nachdem er sich mühsam durch den Stadtverkehr gequält hatte. »Huntley würde mich umbringen«, fuhr sie fort. »Er würde uns beide umbringen.«
King lächelte im Halbdunkel vor sich hin. Das war es also. Sie hatte ihn zum Mitschuldigen gemacht, damit er wegen letzter Nacht den Mund hielt. Das paßte großartig. Es ärgerte ihn sogar ein wenig, daß er nicht selbst daran gedacht hatte.
»Es war sehr gefährlich, daß du zu mir gekommen bist«, sagte er. Er streichelte mit der linken Hand ihre volle Brust, und seine Stimme klang einschmeichelnd. »Aber ich bin froh, daß du's getan hast.«
»Ich auch«, murmelte sie. »Es hat sich gelohnt. Weißt du, daß du ein toller Liebhaber bist?«
»Du willst Huntley wirklich heiraten?«
Diese Frage hatte sie nicht erwartet und wußte im Augenblick keine Antwort. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er sie nicht gestreichelt hätte, weil sie sich dann nicht auf die Unterhaltung konzentrieren konnte. »Ja, ich möchte es«, antwortete sie schließlich. »Ich wünsche es mir mehr als sonst etwas auf der Welt.«
»Was hat denn Elizabeth gegen dich?«
»Gegen mich?« Sie schob seine Hand weg und richtete sich erstaunt auf. »Wie meinst du das? Was könnte sie denn gegen mich haben, Eddi?«
»Ich bin nicht ganz sicher«, sagte er. »Aber sie hat euch beide letzte Nacht doch absichtlich auseinandergebracht. Und vergiß nicht: Sie ist seine einzige Verwandte.«
»Herr im Himmel«, sagte sie, »glaubst du, daß sie das ganze Geld für sich haben will?«
»Warum nicht? Es sind ein paar hundert Millionen Dollar. Sie wäre mit seiner Wiederheirat nicht einverstanden, das weiß ich genau. Sie hat es mir mehrmals erklärt. Das heißt natürlich nicht, Dallas, daß sie dich nicht mag. Elizabeth hat nichts dagegen, daß er dich bei sich behält, solange er dich nicht zu seiner Frau macht. Du darfst nicht glauben, daß es eine persönliche Abneigung ist. Es geht dabei nur ums Geld.«
»Aber sicher.« Dallas setzte sich auf und wickelte ihre Arme um die Knie. Allerhand Schimpfworte gingen ihr durch den Kopf, gegen Huntley, gegen Elizabeth, sogar gegen sich selbst, weil sie dumm genug war zu glauben, daß Elizabeth sich in dem harten Kampf um die Unterschrift des alten Mannes vor einem
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