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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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es die Leiche auf dem Boden des Wasserbeckens treiben. Bevor Huntley vom Schloß herunterkam, hatte man sie herausgefischt und auf die Terrasse gelegt. Einer seiner Wächter beugte sich über sie und bemühte sich um künstliche Beatmung. Sie lag mit dem Gesicht nach unten, die Hand ausgebreitet, eine Pfütze unter ihrem Haar. Der Mann bemühte sich, das Wasser aus ihren Lungen zu drücken.
    Als Huntley sie erblickte, glaubte er zuerst, es sei Elizabeth. Sie trug immer noch die schwarzweiße Badekappe.
    Das Dienstmädchen hockte hysterisch schluchzend in einer Ecke neben der Bar. Sie wurde weggeschickt. Das Schwimmbecken war von Huntleys Wächtern umstellt. Er hatte Anweisung erteilt, keine Anrufe nach draußen zu vermitteln. Von dem Augenblick an, als die Leiche geborgen wurde, war Schloß Freemont völlig von der Außenwelt abgeschnitten, bis Huntley Cameron entschieden hatte, was geschehen sollte.
    »Es hat keinen Zweck, Mr. Cameron, sie ist tot. Sie ist schon ganz kalt.« Der Mann stand auf und wischte sich die Hände an der Hose ab.
    »Wie konnte das nur geschehen?« fragte Huntley mit belegter Stimme. In den Schock mischte sich echte Rührung. Sie war schließlich seine einzige Verwandte. Es war kein schöner Anblick, wie die Tote vor ihm auf den Fliesen lag und Wasser aus ihrem halboffenen Mund drang.
    »Ich weiß es nicht, Sir. Miß Jay war eine sehr gute Schwimmerin. Es muß ein Herzanfall oder etwas Ähnliches gewesen sein.«
    Miß Jay! Huntley richtete sich auf. Sein Kinn wurde hart. »Es ist also nicht meine Nichte? Herr, im Himmel, warum hat mir das keiner gesagt? Umdrehen!«
    Er überzeugte sich selbst davon, daß es Dallas war. Natürlich – die Badekappe hatte ihn irritiert. Wie konnte sie nur ertrinken? Sie schwamm doch wie ein Fisch. Er zögerte. Dieser Vorfall würde Schlagzeilen machen. Ein Skandal, die Rede von Selbstmord. Aber noch hatte er Zeit genug, die Meldung so aufzumachen, wie er es wünschte.
    »Holen Sie Dr. Harper herauf. Telefonieren Sie nicht, sondern holen Sie ihn mit einem Wagen ab. Sagen Sie auch kein Wort, worum es geht.«
    Einer der Wächter machte sich auf den Weg. Harper war Huntleys Leibarzt. Huntley hatte ihn selbst nach Freemont geholt und ihn eine halbe Meile vom Schloß entfernt untergebracht. Der Form halber kümmerte sich der Doktor zweimal in der Woche um eine Kinderklinik, aber außer den Bewohnern von Schloß Freemont hatte er keine Privatpatienten. Sein Honorar war enorm.
    Eine Stunde später wurde er in Huntleys Privatbüro im Erdgeschoß des Ostturms geführt. Er war ein kräftig gebauter Mann, der trotz des Wochenendes einen vorschriftsmäßigen Anzug trug.
    »Was haben Sie festgestellt?«
    »Tod durch Ertrinken, Mr. Cameron. Ich würde sagen, daß das arme Mädchen seit ungefähr eineinhalb Stunden tot war. Vielleicht auch etwas länger.«
    »Wie konnte sie nur ertrinken?« Huntley funkelte ihn an. »Sie war doch so kräftig wie ein Ochse. Sie selbst haben sie alle sechs Monate untersucht. Hat ihr etwas gefehlt?«
    »Nein«, antwortete der Arzt. »Bei der letzten Untersuchung erfreute sie sich bester Gesundheit, und auch jetzt kann ich keinerlei physisches Versagen feststellen.« Er preßte die Lippen zusammen. Von Huntley ließ er sich bestimmt keinen Kunstfehler vorwerfen. Was er später im Rahmen seiner persönlichen Abmachung mit Cameron der Öffentlichkeit gegenüber sagte, stand wieder auf einem anderen Blatt.
    »Wie konnte es dann passieren? Wollen Sie mir etwa vormachen, sie hat den Mund aufgemacht und Wasser geschluckt?« Während Huntley auf die Antwort des Arztes wartete, ging er in allen Einzelheiten die Ereignisse des vergangenen Tages durch, insbesondere das abrupte Ende ihres Schäferstündchens. Selbstmord konnte es nicht sein. Sie war zwar dumm, aber geistig und seelisch vollkommen normal. Nur eine Verrückte hätte sich am nächsten Morgen ins Wasser gestürzt, weil sie während der Nacht abgewiesen worden war.
    Aber Huntley hatte nicht nur in seinem Büro gesessen und darüber nachgegrübelt. Er hatte persönlich die Hausangestellten befragt und dabei neben vielen unwichtigen Dingen zwei recht beunruhigende Tatsachen herausgefunden: Ein Nachtwächter hatte beobachtet, wie Eddi King Dallas die Treppe hinaufführte. In der Bibliothek war ihm dann aufgefallen, daß Dallas sich betrunken hatte. Die leere Wodkaflasche brachte er seinem Chef mit. Minuten später war King heruntergekommen und hatte sich bei einem anderen Wächter darüber beklagt,

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