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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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großes Bankkonto. Matthews sagte, so ginge das immer: Die kleinen Fische würden zuerst erledigt, um alle Spuren zu beseitigen. Genau das hat man auch mit dir vor.«
    »Der Fremdenführer war Fuad«, murmelte Keller. »Bei dem Mädchen muß es sich also um Souha handeln. Ich habe ihr zehntausend Dollar gegeben, bevor ich wegfuhr. Sie sollte versorgt sein, falls ich nicht wiederkam.« Er setzte sich auf die Bettkante und klemmte die gefalteten Hände zwischen die Knie. »Wer das getan hat, soll es mir büßen. Ich bringe ihn um.«
    »Dazu bekommst du gar keine Gelegenheit«, sagte Elizabeth. »Das ganze Vorhaben wird platzen. Ich brauche Peter Matthews nur zu erzählen, was ich weiß, dann werden alle verhaftet. Das kann ich schon morgen tun, nachdem du fort bist.«
    Keller hörte ihr nicht zu. Souha war tot. Erdrosselt. So hatte Elizabeth gesagt. Er konnte es sich gut vorstellen. Er kannte ja die arabischen Berufskiller mit ihrer geknoteten Schnur. Seit seiner Kindheit in dem Waisenhaus hatte er nie wieder geweint. Er wünschte sich, irgend jemandem die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken, wie sich die geknotete Schlinge um Souhas schlanken Hals zusammengezogen hatte. Sie hatten also sie und Fuad umgebracht. Er hatte seine Frau und die dicken verzogenen Kinder nur ein einziges Mal gesehen. Der Wagen war mit ihnen in die Luft geflogen. Sehr klug. Das Werk echter Profis. Nach dem Verlassen der Kathedrale hätte man ihm den letzten Teil seines Lohns auf dieselbe Art und Weise bezahlt. Vielleicht sogar noch vorher.
    »Du kannst heute abend deine Maschine nehmen«, sagte Elizabeth. Bisher war sie ruhig und beherrscht geblieben, freundlich und entschlossen. Aber nun waren ihre Pfeile verschossen, und sie hatte nichts erreicht. Er schien kaum zu hören, was sie zu ihm sagte.
    »Und du sagst, du weißt alles?« Er sah sie an. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. »In zwei Punkten irrst du dich: Der Plan wird nicht platzen, weil alles für morgen früh vorgesehen ist, und das Ziel heißt nicht Jackson, sondern Kardinal Regazzi.«
    »Das ist doch ausgeschlossen«, rief Elizabeth. »Mein Onkel hat mir gesagt, daß es Jackson ist! Er würde niemals den Kardinal töten! Er will nicht, daß Jackson für das Präsidentenamt kandidiert.«
    »Dann läßt dieser Mr. King ihn für den falschen Mord bezahlen«, sagte Keller bedächtig. »Da, sieh dir das an.« Er reichte ihr den Lageplan. »Der Kardinal ist es, den eure Kommunisten aus dem Weg geräumt haben wollen. Ich glaube, er ist ein ordentlicher Mensch, vielleicht mögen sie ihn deshalb nicht.« Auf einmal senkte er den Kopf. Sie hörte von ihm einen eigenartigen Ton.
    »Warum mußten sie ihr das antun?« fragte er. »Sie hat ja nichts gewußt. Sie konnte niemandem etwas sagen. Warum mußte sie nur so sterben?«
    Elizabeth setzte sich neben ihn auf die Bettkante und legte ihre Arme um ihn. »Ich habe nicht gewußt, daß du sie liebst«, flüsterte sie. Aus ganz egoistischen Gründen fühlte sie sich innerlich krank und ausgebrannt. »Es tut mir so leid, daß ich es dir sagen mußte. Ich möchte dich gern ein wenig trösten.«
    »Sie tat mir leid«, sagte Keller schließlich. Er entzog sich ihr nicht. »Ich wollte für sie sorgen, weil sie mir vertraut hat. Bisher war sie von allen immer nur herumgestoßen worden. Ich dachte, ich hätte ihr mit dem Geld und dem Paß etwas Gutes getan. Aber ich habe ihr Unglück gebracht. Sie hat in ihrem ganzen Leben noch nichts Schönes gesehen.«
    »Sie hatte dich«, sagte Elizabeth langsam. »Mehr konnte sie sich nicht wünschen. Es ist alles, was ich haben will.«
    Sie sah ihn an. Er war gealtert, seit sie das Zimmer betreten hatte, die Linien um Mund und Augen hatten sich tiefer eingegraben.
    »Du?« fragte er. »Was könnte ich einer Frau wie dir schon geben? Souha habe ich Dinge gegeben, die sie nie hatte, mit denen du aber schon geboren worden bist.« Das war kein Vorwurf, sondern nur eine Feststellung. Elizabeth schossen die Tränen in die Augen.
    »Ich sagte doch, daß ich dich liebe. Du sprichst davon, daß du mir nichts geben kannst. Weißt du nicht, was es bedeutet, erfüllt zu sein – geliebt zu werden und so lieben zu können, wie du es mich gelehrt hast? Bitte, Bruno, sieh mich an, hör mir zu. Ich kann dir den Unterschied zwischen einem Mädchen wie Souha und mir nicht erklären, aber er ist vielleicht gar nicht so groß, wie du meinst. Ich weiß nur, daß du mir mehr bedeutest als alles andere auf der Welt. Ich will

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