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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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ohne dich nicht mehr leben!« Sie kramte mit zitternden Händen in ihrer Handtasche, bis sie eine Zigarette gefunden hatte. Er mußte sie ihr anzünden.
    »Auch als ich erfuhr, daß du herübergekommen bist, um einen Menschen für Geld umzubringen, änderte das nichts an meinen Gefühlen. Mir war es gleichgültig, Liebling. Völlig gleichgültig. Ich will nur, daß dir nichts geschieht und daß wir beisammen bleiben können.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Keller. »Das solltest du wissen. Wenn ich das nicht tue, was von mir verlangt wird, werden sie mich todsicher umbringen. Und wenn ich es tue – dann weißt du besser als ich, was mit mir geschieht. Es gibt für uns keinen Ausweg.« Er hielt ihren Arm fest. »Aus einer solchen Scheiße gibt es nie einen Ausweg. Ich hätte da bleiben sollen, wo ich war: in der Gosse.«
    »Du gehörst zu mir«, sagte Elizabeth entschlossen. »Du hast mir doch erzählt, daß du noch nie in deinem Leben eine echte Chance hattest. Jetzt bekommst du eine: Du kannst auf der Stelle das Land verlassen, Liebling. Wir können zum Kennedy-Flughafen fahren und in zwei Stunden in irgendeiner Maschine sitzen. Du hast kein Verbrechen begangen. Und du hast einen gültigen Paß. Ich habe genug Geld. Bitte, Bruno, geh mit mir fort!«
    Er gab ihr keine Antwort, sondern drückte sie nur fester an sich. Nie hätte er geglaubt, daß sie ihn wirklich liebte. Sie hatte es zwar gesagt, aber er wollte es nicht wahrhaben. Schließlich war sie eine reiche Frau und konnte sich ihre Liebhaber aussuchen. Bei dem armen herumgestoßenen Flüchtlingsmädchen aus Beirut war das etwas ganz anderes. Sie hatte allen Grund, den Mann zu lieben, der sie ernährte und ihr ein Dach über dem Kopf gab, der sie anständig behandelte.
    Elizabeth weinte. Er hatte schon viele Frauen weinen sehen, Ehefrauen in Lagern, die ihre Toten beweinten, die Opfer von Krieg und Brutalität, Prostituierte, die Prügel fürchteten, weil sie ihre Kunden ausgeraubt hatten – Tränen hatten auf Keller noch nie Eindruck gemacht. Aber Elizabeth konnte er nicht weinen sehen. Er drehte sie zu sich herum und warf die halb gerauchte Zigarette weg. Dann küßte er sie und fuhr ihr mit seiner kräftigen Hand sanft über das Haar.
    »Tu das nicht, ich kann's nicht sehen. Du darfst nicht um mich weinen.«
    »Komm doch mit mir«, bettelte Elizabeth. »Verstehst du denn nicht, daß sie den Mord ohne dich nicht ausführen können?«
    »Wenn ich es nicht tue, wird sich ein anderer finden«, sagte Keller. »Es gibt genug Männer auf der Welt, die für fünfzigtausend Dollar jeden Beliebigen töten. Wenn ich davonlaufe, wird sie das nicht aufhalten. Und es bringt weder Souha noch Fuads Kinder zurück.«
    »Die kann niemand mehr zurückbringen«, flüsterte sie. Es fiel ihr schwer, sich einigermaßen zu beherrschen. Es war ihr nicht gelungen, ihn zu überreden. Warum nicht? Warum wollte er nur dieses grausige Unternehmen nicht aufgeben und mit ihr fortgehen? Sobald er in Sicherheit war, konnte sie zu Leary gehen und ihm alles erzählen. Dann war es leicht, den Kardinal vor einem Attentat zu schützen und King, und vielleicht sogar ihren Onkel, festzunehmen. Ihr war es gleichgültig, was mit den beiden geschah, solange nur Keller am Leben blieb. Wenn das die wahre Liebe bedeutete – welch ein Glück, daß man ihr nur einmal im ganzen Leben begegnen konnte.
    »Du wirst doch nicht den Kardinal töten?«
    Er sah ihr ins Gesicht, das voll Verzweiflung und Tränen war. »Nein«, sagte Keller, »das verspreche ich dir. Den Kardinal bestimmt nicht. Sie haben mir die Hälfte des Geldes ausgezahlt – heute morgen erst. Warum wollte dein Onkel diesen Jackson töten lassen?«
    »Ach, Liebling, ich weiß es nicht. Es ist doch auch egal. Er hat gesagt, seine Wahl zum Präsidenten wäre für Amerika der Untergang. Es würde zu Rassenkrawallen und furchtbaren Streiks kommen, zu allen nur erdenklichen Schwierigkeiten. Aber das ist doch für uns nicht wichtig. Es geht uns nichts an.«
    »Das würde deinem Freund King so passen, nicht wahr? – Daß dein Vaterland sich von innen her zerfleischt, wie?«
    »Bruno, woran denkst du? Bruno …« Sie merkte, welche Richtung seine Gedanken einschlugen, und schrie ihn verzweifelt an. »Laß das. Was kümmert dich die amerikanische Politik? Das alles geht uns nichts an. CIA – Politik: Sollen sich doch die anderen darum kümmern. Du willst doch nicht einen verrückten Kreuzzug anfangen wegen einer Sache, von der du gar nichts

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