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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das gleiche Leuchten in den Augen wie an dem Tag im Lokal, als sie anfing, mir von Alzamora zu erzählen. Ich erfuhr, dass der Gott ihr über den Bauchnabel gestrichen und sie mit allzu irdischen Blicken bedacht hatte. Wie sie mit ihren Absätzen über das steinige Gelände stelzte und dabei die Hüften schwang, hätte man meinen können, sie tanzte. Im Arche beklagte sie sich gern darüber, die Verbote der Soutane seien nicht gerecht, Alzamora entgingen dadurch die wenigen Freuden des Lebens. Und dann entfuhr ihr: »Und ich könnte ihn so glücklich machen.« Sofort kam mir die Idee, wie ich davon profitieren konnte. Ich war darauf angewiesen, dass der Gott aufhörte, unser Lokal wegen des Namens zu attackieren, den wir ihm gegeben hatten, und eine Romanze mit der Trini schien mir ein sehr vernünftiger Ausweg zu sein.
    Wir passierten die Ecke Calle Serrano, beide untergehakt wie der Großvater, der seine Enkelin begleitet, um ihr eine kindliche Laune zu erfüllen. Als ich die Ojerosaam Fenster erspähte, hielt ich inne. Vorsichtig löste ich meinen Arm von der zarten Trini und bedeutete ihr, weiterzugehen bis zum Platz, damit sie pünktlich bei dem Priester eintreffe. Nicht etwa weil die Herbergsmutter mich mit meiner heiligen Trinidad hätte sehen können, sondern weil ich nicht wollte, dass man die Idylle zwischen der Trini und dem Pfarrer mit meiner Person in Verbindung brachte.
    Trini setzte unbeirrt ihren Weg auf der Straßenseite des Chanchoquín fort, während ich mich abseits hielt, um zu sehen, was geschah. Ihr Mantel wehte im Rhythmus ihrer Hüften, und, soweit ich es erkennen konnte, reagierte sie nicht auf das Winken der Ojerosa. Also spurtete ich los, einmal um den gesamten Block. Ich nahm die Sargento Aldea und flüchtete mich hinter eine Palme – die einzige, die diese höllischen Trockenperioden überlebt hatte! Dann drückte ich mich im Dunkel weiter bis hinter einen unförmigen Pfefferstrauch. Von meinem Versteck aus lauschte ich erstaunt Trinis Worten und biss mir auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Gerade erklärte sie Alzamora theatralisch, wie sehr sie ihre Sünde bedrücke, und bat ihn, ihr unbedingt und sofort die Beichte abzunehmen. Der Pfaffe kam soeben vom Gesellschaftsklub, wo er bisweilen mit dem Bürgermeister und anderen Würdenträgern zu Abend speiste. Deshalb blickte er auch noch einmal die Calle Prat hinauf, aus Furcht, jemand könnte ihn mit dieser Dame sehen. Trini knöpfte ihren Mantel auf, schlug ihn unter dem Licht auseinander,um gut sichtbar ihre Figur zur Schau zu stellen, nicht ohne sich zerknirscht zu geben. Alzamora strich sich mit der Hand über den Kopf, blickte sich nach allen Seiten um und sagte schließlich: »Tritt ein, mein Kind, tritt ein, bevor uns noch jemand sieht.« Beide verschwanden sie durch die schwere Seitentür der Kirche. Der Gott hatte den Köder tatsächlich geschluckt, mitsamt Haken und Angel, und einen Moment lang konnte ich es gar nicht fassen.
    Ich machte mich wieder auf den Weg Richtung Arche Noah . Es wurde allmählich kalt, die Wolken begannen sich auf den Boden der Dorfstraßen zu setzen.
    Der erste Teil des Plans schien geglückt, aber das Wesentliche fehlte noch. Ich überlegte, ob ich den Bonzen aus erster Hand berichten sollte, was sich soeben zugetragen hatte, doch besann ich mich eines Besseren. Das konnte Alzamora Ärger einbringen. Und obwohl der Pfarrer es redlich verdiente, weil er mir den Krieg erklärt hatte, konnte ich die englischen Bosse, den jungen Oberst, Sohn des Satans, López-Cuervo II, und seine Anhänger noch weniger leiden. Die bemerkten nicht einmal etwas von dem Hass, den die Leute bei der Suppenküche auf dem Markt oder bei der Lebensmittelsammelstelle vor der Gewerkschaft in der Calle Maule inzwischen aufgestaut hatten, während sie mit ansehen mussten, wie die feinen Herren genüsslich die Speisen verzehrten, die man ihnen im Gesellschaftsklub kredenzte. Nichts ließen die sich entgehen! Gott Alzamora duldete wenigstens unsere Mädchenin der Sonntagsmesse und würde zärtlich zu einer von ihnen sein, worin unsere einzige Hoffnung lag.
    In derlei Gedanken versunken bog ich in die steinige Straße zum Arche Noah ein, als ich plötzlich, auf Höhe des Chanchoquín , eine Hand bemerkte, die mir ein Zeichen machte. Es war die Ojerosa, diese arthritische Kuh, die immer noch an der Fensterscheibe klebte auf der Suche nach Klatsch, den sie weitererzählen konnte. Ich hob die Hand, um ihren Gruß zu erwidern, und

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