Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
jetzt besser das Gespräch.«
»Entschuldigen Sie!« Ich zog eine Karte aus der Tasche. »Ich bin Privatdetektiv. Herr Garcia ist ein wichtiger Zeuge in einem Fall, den ich bearbeite. Ich muss ihn finden.«
Sie las die Karte gründlich. »Wilsberg? Stand nicht heute was über Sie in der Zeitung?«
»Genau«, strahlte ich sie an.
»Tut mir leid«, sagte sie kühl. »Ich kenne keinen Ibrahim Garcia.«
Ich beschrieb den Mann, den ich in ihrer Wohnung angetroffen hatte.
Sie sagte, dass es niemanden in ihrem Bekanntenkreis gäbe, auf den die Beschreibung zuträfe.
Ich machte einen letzten Versuch: »Ist Ihnen nichts aufgefallen, als Sie von der Reise zurückkamen? Dass jemand am Türschloss manipuliert hat, oder dass in der Wohnung etwas verändert worden ist?«
Sie dachte nach und wurde bleich. »Ja. Tatsächlich. Ich dachte, das wäre Oliver gewesen. Oliver wohnt oben. Er gießt meine Blumen, wenn ich weg bin.«
Ich kletterte noch ein Stockwerk höher und schellte bei Oliver. Oliver hatte einen frischen Eigelbfleck auf dem verwaschenen Sweatshirt. Über seine Schulter sah ich den größten Teil eines gedeckten Frühstückstisches und eine mehr oder weniger bekleidete Frau. Vermutlich war Oliver ein Student der Geisteswissenschaften. Geisteswissenschaftler bevorzugten späte Frühstücke und Seminare am frühen Nachmittag.
Oliver bestritt, Ibrahim Garcia zu kennen. Er bestritt auch, den Schlüssel zu Ubrichs Wohnung jemandem ausgehändigt zu haben. Ich glaubte ihm kein Wort, doch das ließ Oliver kalt.
Manchmal vermisste ich Koslowski. Die Art, wie Koslowski mit seinen Fingern geknackt hatte, war unnachahmlich. Sie hatte viele Menschen dazu gebracht, ihre tiefsten Geheimnisse auszuplaudern.
Ich rief Linda an und sagte ihr, dass ich sie sehen müsse.
Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen. »Heute ist es ungünstig. Ich habe viel zu tun, und am Abend gehe ich mit meinem Mann auf einen Empfang.« Sie war immer noch verletzt.
»Es ist wichtig, Linda, sonst würde ich dich nicht bitten.«
Sie schwieg.
»Kannst du nicht zehn Minuten erübrigen, auf neutralem Terrain irgendwo in der Stadt?«
Im Hintergrund meldete sich eine fordernde Männerstimme.
Linda sagte schnell: »Wie du meinst, Gisela. Also um dreizehn Uhr im Domcafé.«
Gisela. So hatte mich noch niemand genannt.
Der Domplatz, mitten im Herzen der Stadt gelegen, hätte eigentlich der schönste Platz Münsters sein können. Wäre er nicht auf drei Seiten von tristen Bank- und Verwaltungsgebäuden umstellt gewesen. Abgesehen vom Wochenmarkt, der traditionell auf dem Domplatz stattfand, pulsierte das Leben anderswo.
Erst in jüngster Zeit hatte sich daran etwas geändert. Eine erste gastronomische Speerspitze bohrte sich in die Phalanx der Bürokratenkäfige: das Domcafé, ein Straßencafé im französischen Stil, mit Kellnern und Kellnerinnen in langen weißen Schürzen.
Ich hatte einen Tisch im Inneren gewählt, wo wir weniger exponiert und den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt waren. Als Linda hereinkam, musterte sie das herumsitzende Publikum. Sie wirkte nervös und angespannt. Entsprechend frostig fiel die Begrüßung aus.
»Mein Glückwunsch. Du warst gestern auf allen Kanälen zu sehen.«
»Dank deiner Hilfe.«
»Du übertreibst.«
»Du hast mir den entscheidenden Hinweis gegeben. Ibrahim Garcia.«
Linda zuckte mit den Schultern. »Es freut mich, dass du Erfolg hattest. Auch wegen Christian Schwarz. Der Junge hätte es nicht verdient, im Gefängnis zu landen.«
Linda bestellte, ich schlürfte meinen Milchkaffee.
»Jetzt, wo alles vorbei ist, kannst du mir doch verraten, wie die Freundin heißt, die dir von Garcia erzählt hat.«
Sie rümpfte die Nase. »Das ist nicht fair, Georg. Hast du mich deswegen herbestellt? Ich habe meiner Freundin versprochen, dass sie anonym bleibt. Und daran werde ich mich halten.«
Ich erwähnte, dass sich Ibrahim Garcia in Luft aufgelöst hatte.
»Na und?«
»Sieh mal, mir ist da ein schrecklicher Verdacht gekommen, Linda. Am Sonntagabend hast du mir Ibrahim Garcia als Zeugen präsentiert. Am Montagmorgen war er in der besagten Wohnung. Wie für mich arrangiert.«
Ihr Gesicht wurde hart. »Was willst du damit sagen?«
»Dass sich jemand viel Mühe gegeben hat, meinen Jagdinstinkt zu wecken. Jemand, der wusste, dass Gudrun Benningdorf gelogen hat.«
Sie lächelte bitter. »Du spinnst.«
»Mag sein. Ist auch möglich, dass Sebastian Prückner, Gudrun Benningdorfs Freund und Kronzeuge,
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