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Der Ministerpräsident - ein Roman

Der Ministerpräsident - ein Roman

Titel: Der Ministerpräsident - ein Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klöpfer , Meyer GmbH , Co.KG
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wieder ein. Irgendwann war das Schwimmbad übervoll. Man beachtete uns kaum. Nicht einmal Hannahs nackten Körper beachtete man, neben all den anderen Körpern. Wir müssen wieder zurück, sagte ich. Und Hannah nickte: Ja, wir müssen zurück. Doch wir blieben liegen. Sie drehte ihr Gesicht zu meinem Gesicht. Und sie berührte mit ihren Lippen meine Lippen.
    Nach und nach suchte ich ihre Kleider zusammen. Nach und nach zog sie sich an. Dann gingen wir. Zu unseren Fahrrädern, zurück zu unserem Hotel, das für mich ein beiläufiges, ein völlig beliebiges Hotel war, ohne dass ich mit diesem Hotel irgendeinen Namen hätte verbinden können. Ein Hotel namens Krone oder Hirsch oder Sonne. So oder so ähnlich hieß unser Hotel. Denn die Hotels, in denen wir übernachteten, klangen alle gleich. Sie klangen nach Tieren oder Bäumen oder Landleben. Wir wussten nicht einmal den Namen des Dorfes, in dem das Hotel liegen könnte. Denn auch diese Dorfnamen, sie klangen alle gleich. Wahrscheinlich ein Dorf mit der Endung Ingen. Daran erinnerte ich mich. Irgendein Ingen. Alle Dörfer und Städte, so Hannah, enden in dieser Gegend mit Ingen. Selbst das füge sich in die Monotonie des Landes, das ständige Ingen. Als wäre kein Ort denkbar ohne ein Ingen. Hechingen, Mössingen, Balingen, Wilfingen …Wie sollten wir ein Dorf finden inmitten dieser endlosen Ingens.
    Wir fuhren Richtung Süden. Denn das sei ungefähr die Richtung, aus der wir gekommen waren. So glaubte ich. Und Hannah sagte, sie habe keinerlei Orientierung. Ich solle vorausfahren. Mein lieber Sicherheitsbeamter. Sie werde mir nachfahren.
    Nach wenigen Kilometern sagte sie: Wir müssen telefonieren. Spätestens jetzt müssen wir telefonieren. An erster Stelle mit März, der sicher ungehalten war. Was uns einfalle? Was wir uns dabei gedacht hätten? Doch sie war ohne ihr Handy. Es lag noch auf ihrem Nachttisch. Also fuhren wir weiter. Um wenigstens einige wenige Kilometer voranzukommen. Doch Hannah sagte: Das sei sinnlos. Das führe zu nichts. Wir seien viel zu spät. Die anderen seien womöglich schon längst unterwegs, zu unserem nächsten Wahlkampfauftritt. Daran konnte sie sich noch erinnern: Um 13 Uhr, ein Wahlkampfauftritt. Weil an jedem Tag um 13 Uhr irgendwo ein Wahlkampfauftritt sei. Sie wusste nur nicht wo. In irgendeiner Stadt mit der Endung Ingen.
    Sie wollte von einer Telefonzelle aus mit März telefonieren. Sie wollte ihn fragen: Wo das sei? Der nächste Wahlkampfauftritt? In welchem Ingen das liege? Ob man uns abholen könne? Oder ob wir selbst irgendwie dorthin kommen könnten? Das wollte sie ihn fragen. Sie wollte mit ihm sprechen. Als ob alles in bester Ordnung wäre. So wollte sie mit ihm sprechen. Nur eine kleine Verzögerung. Alles bestens. Alles im grünen Bereich.
    Sie hatte seine Nummer nicht. Die Nummer war in ihrem Handy, das auf ihrem Nachttisch lag, weshalb sie die Auskunft anrief, die uns die Nummer nicht geben wollte, da dies eine Geheimnummer sei. Keine Nummer für die Öffentlichkeit. Und Hannah sagte: Sie sei nicht die Öffentlichkeit. Sie sei nicht irgendjemand. Sie sei eine Mitarbeiterin von März, der wiederum ein Mitarbeiter des Ministerpräsidenten sei, mit dem sie hier leibhaftig stehe, irgendwo auf dem Land. Dass der Ministerpräsident um 13 Uhr einen Wahlkampfauftritt habe. Dass wir verloren gegangen seien. Dass man uns dringend erwarte. Dass man uns bereits suche …
    Sie legte auf.
    Später kamen wir in einen Ort namens Mössingen. Denn für einige Kilometer war ich mir sicher gewesen, dass dies ein Name sei, wo in der Tat unser Wahlkampfauftritt stattfinden könnte. In Mössingen. Ich hatte den Namen in deutlicher Erinnerung. Mössingen. Das war ein Wahlkampfname. Mössingen. Ob sie das nicht höre. Am Klang dieses Namens. Mössingen. Deshalb fuhren wir also nach Mössingen. Hannah sagte: Dass wir genauso gut erst morgen oder übermorgen in Mössingen einen Wahlkampftermin haben könnten. Oder bereits vorgestern in Mössingen einen Wahlkampftermin gehabt hatten, ohne das zu wissen oder uns daran zu erinnern. Es sei alles so einerlei.
    Sie hätte im Staatsministerium anrufen können. Doch sie tat es nicht, auch weil sie keine geeignete Nummer hatte. Stattdessen sagte sie: Es sei alles ihre Schuld. Es tue ihr leid, und ich versprach ihr: Dass ich mit März sprechen werde. Dass ich ihm alles erklären würde. Dass man durchaus bei einem Wahlkampfauftritt einmal auf uns verzichten könne. Und wir fuhren weiter.
    Kein Mensch in

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