Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Minnesaenger

Titel: Der Minnesaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
geleuchtet haben.«
    Ihre Stimme kam Hartmann vertraut vor. Sie hatte einen so besänftigenden Klang, dass er sofort an Judith denken musste. War sie es vielleicht sogar selbst? Konnte es sein, dass sie sich auch auf dem Mainzer Hoffest aufhielt? Oder gaukelte ihm der Wacholderbeerwein nur vor, was er sich von ganzem Herzen wünschte? Hartmann streckte die Hand aus, um ihr die Kapuze vom Kopf zu ziehen.
    »Nein«, sagte sie, »ich werde dir mein Gesicht nicht zeigen, aber du kannst beruhigt sein. Wir haben uns gesucht
und gefunden. Die Runen haben mir prophezeit, dass ich in dieser Nacht einen Mann treffe. Sein Element ist die Luft, sein Gott heißt Odur. Ansuz nennt sich seine stärkste Rune. Komm mit mir. Unsere Brüder und Schwestern erwarten uns beim großen Stein.«
    Hartmann wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als er spürte, wie ihn jemand am Arm packte und in eine andere Richtung zerrte.
    »Lass das Weib in Frieden«, raunte ihm Burkhard zu. »Du siehst doch, dass sie eine Hexe ist.«
    Hartmann wandte sich wieder der Frau zu, von der bis auf einen grauenWollumhang nur die Hände und die nackten Füße zu sehen waren.
    »Wenn du dich an geweihter Stätte in den Schoß einer Frau ergießt«, sagte sie, »stirbst du und erstehst gleichzeitig zu neuem Leben. Zwischen den Welten erhebt sich dein Geist über die Zeit und wirft einen Blick in die Zukunft, wo du Antworten auf alle Fragen findest.«
    »Das ist doch Blödsinn«, schimpfte Burkhard. »Das Weib will dich für dumm verkaufen. Morgen wachst du irgendwo auf und hast keinen Fetzen mehr am Leib.«
    Hartmann achtete nicht auf die Worte des Freundes. Ihre Stimme hatte ihn längst in den Bann gezogen. Selbst wenn es nicht Judith war und selbst wenn ihm sein Verstand einen Streich spielte, vertraute er auf sein Gefühl, das ihm ganz klar sagte, dass alles so geschehen würde, wie es geschehen sollte. Er befreite seinen Arm aus der Llmklammerung des Freundes und folgte der Frau in die Wälder.
    Immer weiter entfernten sie sich von dem Tanzanger und durchquerten einen Hain, der überwiegend aus Schwarzerlen bestand. Es schien so, als würden die geraden, astlosen
Stämme die bleiche Scheibe des Mondes berühren. Der moorige Grund quatschte unter ihren Füßen und allerlei Getier schlängelte sich fort in umliegende Schattenteiche.
    Während sie eine leichte Steigung erklommen, fragte sich Hartmann, ob er sich alles nur einbildete. Das Felsplateau, aus dessen Mitte ein großer grau schimmernder Stein emporragte, wirkte jedenfalls außerordentlich echt. Die Form des Steins legte die Vermutung nahe, dass er vom alten Volk benutzt wurde, um den Göttern Opfer darzubringen.
    Wie er aus den Augenwinkeln sah, näherten sich von allen Seiten Gestalten in Kapuzengewändern. Zarte Hände öffneten seine Gürtelschnalle und halfen ihm aus den Rindslederschuhen, Beinlingen und der Tunika. Als er den Kopf aus dem Halsausschnitt zog, stand sie schon vor ihm. Über ihrem Kopf trug sie eine Kapuze, aber ansonsten war sie vollkommen nackt. Auf ihre Brüste und den Bauch waren Symbole gemalt, deren Bedeutung er nicht verstand. Ein Hohepriester trat ihnen zur Seite, murmelte eine Beschwörungsformel und reichte ihnen einen Kelch, aus dem sie abwechselnd tranken. Die Flüssigkeit schmeckte bitter und entfaltete schnell ihre Wirkung. Für einen Moment verlor Hartmann die Orientierung und hatte das Gefühl, dass sich alles in die Länge und Breite zerrte. Dann begriff er, dass sich seine Augen nur auf eine größere Schärfe einstellten. Auch die anderen Sinnesorgane wiesen eine höhere Empfindsamkeit auf. Unter seinen nackten Fußsohlen spürte er jeden Erdkrümel, sein Gehör vernahm an- und abschwellende Betgesänge des alten Volkes und plötzlich atmete er herben Schamgeruch ein.
    Hartmann war sich sicher, dass er von Judith stammte.
Er machte einen Schritt auf sie zu und nahm sie in die Arme. Ihr warmer Bauch schmiegte sich an sein Glied; ihr Schamhaar berührte die empfindsame Haut seiner Eichel. Sie fühlte sich an, wie er es sich immer erträumt hatte. Behutsam liebkoste er ihre Brüste und küsste ihre nachgiebigen Lippen. Er spürte, wie ihre Hand seinen Bauch hinabkroch und sein Glied umfing. Ihr Atem wurde immer schneller, bis sie es nicht mehr aushielt und sagte: »Komm!« Da packte er sie an den Hinterbacken, hob sie hoch und setzte sie auf die Kante des Opfersteins. Sie öffnete ihm die Schenkel und behutsam drang er in sie ein. Sofort spürte er, dass etwas

Weitere Kostenlose Bücher