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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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ziehe ihn hoch und schlage in sein Gesicht, einmal, zweimal. Er rutscht mir aus den Händen. Wieder ziehe ich ihn hoch und schlage in sein zerfetztes Gesicht.
    Dann sitze ich im Auto und rauche mit zitternden Händen und jagendem Atem.
    Ich schleppe ihn ins Auto und fahre ihn in die Steudelgasse. Er lallt manchmal, am Wagenboden liegen ausgespuckte Zähne. Ich zerre ihn aus dem Auto und lehn’ ihn zur Türe. Dann steige ich ein und fahre. Sein Messer werfe ich bei einer Kreuzung aus dem Fenster.
    »Wie siehst du denn aus«, sagt sie und streichelt mein Gesicht. Ich sage etwas von einer Wirtshausrauferei. Bade und ziehe mich um. Manche Leute tragen auch im Winter abends Sonnenbrillen. Ich, zum Beispiel. Ich nehme Erika von der Straße ins Auto und fahre in die Bar in der Webgasse zum Jancsi. Er hört sich die Geschichte an.
    »Was da sonst noch kommt, erledige ich«, sagt er.
    »Brauchst du ein Eisen … ich habe eine FN … eine 9 mm mit Handballensicherung … zum Sonderpreis … für dich … zwölfhundert … drei Schachteln Muni …«
    Es ist schade, daß ich damals nicht mit ihm und Otto gegangen bin, wahrscheinlich hätte ich mir einiges erspart.
    »Hol sie«, sage ich. Dann rede ich mit Tommy, meinem ehemaligen Partner beim Saustallmisten in Stein.
    »Fia di is des grean, do umanaunkakreun, waun di di He suacht, i schau scho auf de Gschissane«, sagt er. Ich schicke das Mädchen wieder auf die Straße.
    Der Ungar bringt die Pistole. Ich gebe ihm das Geld.
    »Wos is mit da Helga«,sagt Vickerl zu mir. Ich gehe zum Telefon, rufe im Biedermeier an.
    »Die Helga ist fuatgfoahrn«, sagt Mia mit Blechstimme. Ich lege auf, sage es Vickerl.
    »Auf de hest aufpassn soin«, sagt er und poliert den Kolben seines Trommelrevolvers, den er im Schulterhalfter trägt. Ich trinke aus, fahre nach Hause. Das Baby brüllt, und nach einer Stunde sitze ich wieder im Auto.
    Erika ist steifgefroren. Sie umarmt mich stürmisch und gibt mir Tausend. Mein Verdacht bleibt, aber ich sage nichts, dann bringe ich sie in ein Hotel. »Morgen suchen wir eine Untermiete für dich«, sage ich. Ich kenne den Portier, bleibe eine Stunde bei ihr, dann fahre ich zurück zu Schreien und kleinen, rosigen geballten Fäustchen. Eine halbe Stunde gehe ich mit ihr auf und ab, obwohl mir die Frau erklärt, wie falsch dies sei … vorsichtig halte ich das verpackte Wesen, dann schläft es, und ich lege es in die Wiege.
    »Liebst du es«, fragt sie in die Dunkelheit. Ich gebe keine Antwort, was weiß ich von dieser Art Liebe.
    Tags darauf finde ich mit Erika eine Untermiete in der Ölweingasse im fünfzehnten Bezirk. Anspruchslos, aber gemütlich und mit Dusche und Telefon. »Bleibst du hier?« fragt sie. Winzige Schneeflocken weht der Wind gegen das Fenster. Mein Feuerzeug streikt. Sie zündet mir die Zigarette an.
    »Nein, aber ich komm’ dich besuchen, wenn ich Zeit habe«, sage ich – ›und mir Geld abhole‹, aber das weiß sie, auch ohne daß ich es ausspreche.
    Einige Tage später fahre ich spät am Abend über die Gürtelbrücke. Ich fahre schnell, und dann rutsche ich auf dem Glatteis quer und krache in die Leitplanken. Der Aufschlag schleudert den Wagen gegen die andere Straßenseite und dort wieder mit voller Wucht gegen die Leitplanken. Meine Hände verbiegen das Lenkrad zu einem formlosen Stück Plastik. Der Wagen ist ein Wrack.
    Ein Kranwagen schleppt ihn ab. Cha-chas Auto – eine Menge Schrott.
    Das Baby wird runder und ich gegen Erikas Verdienst mißtrauischer. Ich hole sie von der Straße weg und fahre mit ihr im Taxi zur Wohnung. Sie spürt meine Veränderung und plappert, um über mein Schweigen zu kommen.
    »Was hast du verdient«, sage ich langsam und drücke mir vor dem Spiegel einen Mitesser aus der Nase.
    »Zwölfhundert, ich habe sie dir gegeben«, sagt sie und legt die Hände auf meine Schultern.
    »Hast du … war das alles, oder?« sage ich. Ich bin ausschließlich mit meiner Nase beschäftigt.
    »Ja, alles, aber warum fragst du danach … du weißt doch …«, sagt sie und bewegt die Hände.
    »Was weiß ich?« frage ich leise und drehe mich um. Ihre Hände fallen herunter. Ich schlage ihr zwischen die Augen. Sie prallt gegen die Wand.
    »Alles hab’ ich dir gegeben«, schreit sie und preßt die Hände vors Gesicht. Ich ziehe sie an den Haaren zu mir, dann verprügle ich sie planmäßig und ohne Wut. Ich schlage sie nur dorthin, wo es sehr weh tut. Nieren, Magen, Schenkel. Sie schreit nicht mehr, wimmert nur dumpf in den

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