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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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Geld brauchst«, sagt er. Sein Gesicht ist klein und faltig, die Augen laufen, verschlagen und unruhig. »Ja … und«, sage ich. Er spielt mit einem schweren, goldenen Feuerzeug.
    »Es wäre da jemand zu verprügeln«, sagt er und bietet mir eine Zigarette an. Ich nehme sie, und er gibt mir Feuer.
    »Machst du es?« sagt er.
    »Ja, aber nicht um dreitausend … um fünftausend«, sage ich. Was will er … wenn dieser jemand irgendeiner ist, kann er sich um tausend einen auftreiben, der das besorgt … also.
    »Er hat ein Elektrogeschäft in der Schönbrunnerstraße und heißt Joseph Krenn. Er ist vierunddreißig Jahre alt … abends ist er immer in einer Wohnung in der Erdbergerstraße bei einer Frau … bleibt aber nicht über Nacht … zwischen zwölf und eins geht er. Sein Wagen, ein roter Ford 20 M, parkt vor dem Haus. Das ist er …«, sagt er und gibt mir ein Foto. Der Mann darauf ist untersetzt. Ein breites, sympathisches Gesicht, weiße Zähne und volles, schwarzes Haar.
    »Wann?« sage ich.
    »Wann du es machen willst«, sagt er. I »Gut, fünftausend«, sage ich. Zu meiner Überraschung nickt er.
    »Geht es um eine Frau?« sage ich.
    Er nickt. Eine Welle läuft über sein Gesicht.
    »Walter hat mir gesagt, du bist in Ordnung … aber …«, sagt er und windet sich.
    »Zweitausend jetzt, den Rest morgen«, sage ich.
    Er zieht die Brauen hoch.
    »Ich möchte zusehen«, sagt er.
    »Nein«, sage ich. Ich gebe ihm das Foto zurück. Er nimmt eine Brieftasche aus dem Jackett und gibt mir zwei blaue Scheine. Ein Päckchen, vielleicht zehn, liegen in dem Fach. Er schließt die Brieftasche und steckt sie ein.
    »Morgen abend um sechs in der Operngasse«, sage ich.
    Er bezahlt und geht. Es ist zwanzig Minuten nach zweiundzwanzig Uhr. Ich rufe das Serviermädchen.
    »Der Herr hat alles beglichen«, sagt sie.
    Ich lasse mir ein Taxi bestellen, dann fahre ich zu Willi ins Cafe ›Straub‹ auf der Favoritenstraße.
    Willi war mit mir in Stein. Ich habe ihn in den letzten Wochen öfter gesehen, und ich habe einen Schlagring, ein Prachtstück mit vier Zoll hohen Zacken, bei ihm bemerkt.
    Er sitzt mit einer Runde neben dem Eingang. Wie er mich sieht, stellt er das Glas weg und kommt mir entgegen.
    »Servas, wos is«, sagt er.
    »Ich brauche deine Nelly«, sage ich.
    Seine Narbe über dem Jochbein verschiebt sich in einem Lächeln. Wir trinken, er Brandy, ich Kaffee; dann habe ich das gute Stück in der Tasche. Am Südtirolerplatz stoppe ich ein Taxi und fahre zum Rochusmarkt. Es ist eiskalt, leichter Schneefall und keine Menschen auf den Straßen. Ich gehe an den dunklen Marktbuden vorbei zur Erdbergerstraße. Nach etwa hundert Metern stehe ich vor dem Haus mit der angegebenen Nummer. Schräg gegenüber ein weinroter Ford 20 M. Ich schaue an der Häuserfront hoch. Fünf Fenster sind beleuchtet. Zwei im ersten und drei im zweiten Stock. Ich schaue an den Häusern entlang. Lichter, undeutlich hinter Vorhängen, nirgends ein Fenster geöffnet, aber das habe ich bei dem Wetter auch nicht erwartet. Ein beißender Wind kommt auf. Ich rauche zwei Zigaretten, dann gehe ich ein Stück bis zur Wassergasse. Ein Pärchen geht vorbei und ein Mann mit Krücken. Etwas weiter oben ist ein Kaffeehaus. Aber … der Mensch braucht auch etwas Glück … ›Heute Ruhetag‹, steht auf einer Pappendeckeltafel an der Tür.
     
    Es ist zehn Minuten nach zwölf. Ich gehe wieder ein Stück. Ein Auto fährt vorüber. Dann stelle ich mich hinter den Vorbau des Nebenhauses und lasse die beiden kleinen Fenster oberhalb der Haustür nicht aus den Augen. Wenn jemand eine Wohnung verläßt, wird er das Licht einschalten, dann … Ich schiebe meine Finger in den Ring, mit den Handschuhen sitzt er wie nach Maß gegossen. Die Zacken blinken im Licht. Ich stecke die Hand damit in die Manteltasche. Langsam kriecht mir die Kälte an die Haut, dann flammt Licht auf. Langsam gehe ich auf die Tür zu. Ich bin etwa drei Meter vor dem Haustor. Die Tür wird geöffnet. Ein Mann tritt aus dem hellen Viereck. Er ist es. Das schwarze Haar, das breite Gesicht. Er steckt den Schlüssel von außen ins Schloß, wendet den Kopf. Der erste Schlag trifft ihn aufs Ohr. Er fällt auf die Knie, hebt die Hand. Ich trete in einen abgerissenen Schrei auf seinen Mund. Er versucht sich an der Türklinke hochzuziehen, dann bin ich dicht vor ihm. Ich spüre, wie seine Knochen unter den Schlägen brechen, das Gesicht ist unkenntlich. Über mir wird ein Fenster geöffnet/schreit gellend

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