Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
strahltest du noch wie Streisand und heute wirkst du eher wie eine Hausfrau.«
Beleidigt wendete sich die gekränkte Diva ab und widmete sich wieder ihrer Kinderfürsorge. Schnell stand Marc auf und entschuldigte sich mit einem Kuss. Seit zwei Wochen lebte er nun bei Rachen und Mary. Sie hatten ihn und Li aufgenommen, als wäre er gar nicht weg gewesen. Sie hatten nicht viel gefragt, sondern ihn einfach wieder in ihr Leben integriert. Heute Abend hatte er vor, Rachen auszuführen. Er wollte ihn damit überraschen. Mary hatte ihren freien Tag und war überglücklich, dass Marc ihr Li anvertraute. Seit er sie gefragt hatte, freute sie sich auf den Mädchenabend, wie sie es nannte.
Als Marc das Hotel betrat, in dem Rachen arbeitete, war dieser sehr verwundert. Marc hatte sich zurechtgemacht und sah in den neuen Klamotten fantastisch aus. Er hatte wieder etwas zugenommen und war beim Friseur gewesen.
»Im Auto habe ich für dich frische Klamotten mitgebracht.« Rachen verstand immer noch nicht.
»Mein kleiner Thai, ich werde dich heute Abend ganz groß ausführen!«
Rachens dunkle Augen funkelten vor Stolz. »Danke!« Er verbeugte sich ein paarmal vor Marc.
»Ich muss dir danken, mein Lieber. Wenn du nicht gewesen wärst, würde ich immer noch in meiner Selbstlüge dahinvegetieren.«
»Nein, Marc!«, widersprach Rachen. »Du hast dich da ganz alleine rausgezogen. Ich habe nur nie den Glauben an dich verloren.«
Marc blickte zu Boden. »Ich liebe dich, Rachen, ganz ehrlich.«
Rachen nahm Marcs Hand. »Was ist denn heute los mit dir?«
Marc ließ sich mit seiner Antwort Zeit: »Ich weiß nicht, Rachen, vielleicht bin ich einfach nur froh, dass es dich gibt. Komm, gehen wir.«
Rachen bestellte wie immer für sie beide, nur die Auswahl des Weines überließ er Marc. Sie sprachen nichts. Beide genossen ganz einfach nur den Augenblick. Dann begann Marc: »Ich habe jetzt eine Woche lang über mich nachgedacht. Ich werde wieder nach Europa zurückgehen. Ich kann nicht ewig davonlaufen. Und ich glaube, dass es für Li auch besser ist.«
Rachens Blick wurde immer trauriger. »Und um mir das zu sagen, lädst du mich in dieses Lokal ein?«
»Nein, Rachen, jetzt wart mal. Ich möchte mit dir viel mehr in meinem Leben als die Sicherheit, immer zu dir zurückkommen zu können. Ich möchte mit dir gemeinsam etwas schaffen. Etwas aufbauen, verstehst du?«
Rachen verstand gar nichts mehr.
»Rachen, was hältst du davon, wenn wir gemeinsam ein Hotel eröffnen? Ich meine, du wirst es führen, und ich werde mit Li so oft wie möglich hier sein.« Marcs Enthusiasmus ließ seine Augen erstrahlen. »Was hältst du von der Sache? Rachen, wir haben dadurch ein gemeinsames Abenteuer, das nur uns gehört, uns beiden.«
Nach einer langen Überlegungspause begann Rachen: »Und du glaubst, das bringt uns mehr zusammen? Ich meine, ein Hotel hat doch nichts mit uns zu tun. Mit unseren Gefühlen füreinander.«
»Nein, da gebe ich dir schon recht. Und es geht ja nicht darum, dass wir Geschäftspartner werden sollen. Ich sehe das eher als Familienhotel. Eine Familie arbeitet gemeinsam an einer Sache.«
Wieder ließ sich Rachen lange Zeit mit seiner Antwort.
»Aber ich habe nicht genug Geld dafür.«
»Scheiß aufs Geld, Rachen! Jeder bringt das ein, was er hat, so wie das in einer Familie eben ist. Und diese Familie ist einmal größer und einmal kleiner, aber wir zwei bleiben immer der Mittelpunkt.«
Nun musste Rachen lachen. So aus dem Häuschen hatte er Marc noch nie gesehen. Wann hatte er die Zeit gefunden, sich das alles auszudenken? Er musste sich das wirklich bis ins Detail überlegt haben. Denn nur so konnte er von dieser Sache so überzeugt sein. Langsam verstand er, was Marc meinte. Und wenn er überlegte, war das ja gar keine schlechte Idee.
»Und wie oft würdest du dann hier bei mir sein?«, fragte er, denn das war für Rachen das Wichtigste.
»Na ja, ich denke mir, eine Hälfte des Jahres in Europa und die andere hier.«
»Gut«, meinte Rachen ganz plötzlich. »Wenn du mir das versprichst, dann machen wir es.«
Marc stand auf und umarmte Rachen. Es war ihm in diesen Augenblick egal, was die anderen über ihn dachten. Er war so glücklich. Endlich hatte er wieder etwas, auf das er hinarbeiten konnte. Vor allem mit einem Menschen, dem der Weg viel wichtiger war als das Ziel.
Die nächsten Tage waren vollkommen verplant. Marc hatte einer Immobilienfirma, die er noch von seiner Mutter kannte, sofort den Auftrag
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