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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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auf sie warten musste. Denn das Thema Zeit nahmen die Thailänder nicht sehr wichtig. In Deutschland würde ihn solche Unpünktlichkeit in den Wahnsinn treiben. Dort verlangte er von seiner Umwelt dieselbe Disziplin, die er auch sich selbst abverlangte. Doch hier war der lockere Umgang mit der Zeit für ihn plötzlich etwas ganz Normales.
    Zwischen Türmen von Gepäck und amerikanischen Touristen erkannte Marc das vertraute Gesicht Rachens. Er blieb stehen und wartete. Rachen kam auf ihn zu und begrüßte ihn mit einer Selbstverständlichkeit, als ob er nie weg gewesen wäre. Neben diesem eleganten und schönen Thailänder kam er sich seit jeher wie ein behäbiger Europäer vor. Er war zwar selber durchtrainiert und wendig, aber die eleganten und fließenden Bewegungen von Rachen hatte Marc schon früher bewundert. Er schaute sich um, wo war Mari?
    Er suchte ihn in der Menge, sah ihn aber nicht. Da stand auf ein mal ein bildhübsches Mädchen vor ihm und lächelte.
    »Hallo Marc!«
    Er verstand nicht. Wer war dieses Mädchen?
    »Du erkennst mich gar nicht«, grinste sie ihn süffisant an.
    Marc sah das Mädchen verwundert an. Aber als er ihr bewusst ins Gesicht blickte, erkannte er … »Mari?«
    »Nein«, sagt sie. »Ich heiße jetzt Mary.«
    Marc überspielte seine Verwirrung mit einem Lächeln. Er breitete seine Hände aus, und Mary umarmte ihn. Er war ein wenig fassungslos, wusste nicht so recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Und brachte nur ein Stottern zustande: »Wow, ich kann’s gar nicht fassen. Du siehst toll aus!« Anscheinend waren das die richtigen Worte, denn Mari, oder wie sie sich jetzt nannte, Mary, überschüttete ihn mit einem »Thank you« nach dem anderen. Sie weinte dabei auch ein wenig.
    In dem ganzen Begrüßungsrummel hatten sie nicht bemerkt, dass sie einen Stau verursachten. Hinter ihnen standen lauter weißhäutige Touristen, die aufgebracht forderten, sie endlich vorbeizulassen. Mary drehte sich zu ihnen um und gab die Unschuldige. Sie entschuldigte sich und flirtete dabei mit ein paar der Umstehenden. Diese Geste beruhigte aber nur die männlichen Inselbesucher und bewirkte das Gegenteil bei deren Frauen. Marc musste schmunzeln. Mari war ein so unscheinbarer Junge gewesen …
    Sie nahmen sich ein Taxi. Rachen handelte mit dem Fahrer, während der wie ein Irrer Richtung Lamai raste. Mary erklärte Marc, dass alle auf der Insel sehr stolz auf ihn waren. Und dass sie selbst aus deutschen Zeitungen und Zeitschriften alle Fotos von ihm ausgeschnitten hatte. Marc hörte ihr fasziniert zu, aber seine Faszination galt eher ihrer Verwandlung. Natürlich hatte er bereits Geschichten über Ladyboys gehört, aber diese waren bisher für ihn nicht greifbar gewesen. Nun saß er neben seinem alten Schulfreund, der sich in ein wunderschönes Mädchen verwandelt hatte.
    Sie verstauten das Gepäck in Rachens kleinem Haus. Marc erfuhr, dass Mary und Rachen jetzt zusammen wohnten. »So eine Art WG«, erklärte Rachen. Er hatte es bis zum Direktor einer kleinen Hotelanlage geschafft und Mary nach ihrer Rückkehr aus Bangkok bei sich aufgenommen.
    Sie drängten ihn nun, seine Neuigkeiten zu erzählen. Und zwar drei Häuser weiter, in einem Café, das er noch aus seiner Kindheit kannte.
    Kaffee aus Myanmar, der beste der Welt. Marc lehnte sich zurück, schloss die Augen, und ihm wurde zum ersten Mal bewusst, dass er jetzt wirklich hier war, hier auf Samui, in seiner alten Heimat. Sechzehn Jahre lang hatte er in diesem Land gelebt. Die längste Zeit in seinem Leben. Sie hatten sich so viel zu erzählen. Marc und Rachen waren zwar immer in Verbindung geblieben, aber in den letzten Jahren hatte sich der Kontakt auf wenige Telefonate beschränkt.
    Rachens Handy klingelte. Er wurde dringend in der Hotelanlage gebraucht und versprach, pünktlich zum Essen zu Hause zu sein. Er umarmte Mary, gab Marc die Hand und fort war er.
    Am Tisch kehrte Stille ein. Sie beobachteten die vorbeischlendernden Menschen. In ihren neu gekauften Flipflops versuchten sie krampfhaft, fernab ihrer Heimat ihren Alltagssorgen zu entkommen.
    »Was denkst du denn wirklich über mich?« Mary riss ihn mit dieser Frage aus seinen Gedanken.
    »Ich denke, so wie ich dich kenne, hast du sicher das Richtige getan.« Marc wollte so beiläufig wie möglich klingen. »Das war sicher nicht leicht. Ich meine dieser Schritt und so.«
    Mary beobachtete Marc genau. Es war ihr wichtig, dass er sie verstand. Sie spürte eine Gemeinsamkeit. Als

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