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Der Mitternachtsdieb: Roman

Der Mitternachtsdieb: Roman

Titel: Der Mitternachtsdieb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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war sich nicht mehr ganz sicher, bis es ihm wieder einfiel. „April, Mai, Juni, Juli..." Dann mußte er wieder nachdenken. Wie ging es weiter? „August, September,
    Oktober, November, Dezember. Siehst du?" schloß er triumphierend. „Ein Jahr hat zwölf Monate." „Du bist mächtig klug", sagte Mitsue.
    „Englisch ist ganz leicht", prahlte Kenji weiter. „Das kann jeder."

    Etwas, was sie beide sehr erstaunte, war die Art, wie Amerikaner aßen. Sie hatten das in der Schul-Cafeteria bemerkt. Niemand aß mit Stäbchen. Dafür verwendeten sie zum Essen seltsam aussehendes Besteck.
    Mitsue war es peinlich, zu fragen, was das denn sei, aber Kenji wandte sich ungeniert an den neben ihm sitzenden Klassenkameraden und hielt eine Gabel hoch. „Wie heißt das?"
    „Das ist eine Gabel, Kenji", bekam er zur Antwort. Der Junge hielt dann auch ein Messer hoch. „Und das ist ein Messer. Damit schneidet man Fleisch." Er hielt einen Löffel hoch. „Und das da heißt Löffel. Damit ißt man Suppe oder Eiskrem." „Oh, danke."
    Wirklich, seltsame Gewohnheiten hatten diese Amerikaner! Kenji und Mitsue wollten nicht anders sein und auffallen und beobachteten deshalb genau, wie die anderen Kinder aßen, und konnten es rasch nachmachen.

    An diesem Nachmittag lernte Mitsue auch die Namen der verschiedenen Farben.
    Mrs. Kellogg hielt farbige Papierstreifen hoch. „Dies ist blau. .. rot... weiß... schwarz... purpurn ..."
    Das war leicht. Als die Schule aus war, kannte Mitsue alle Farben.

    Kenji war etwas irritiert, als er sich in seinem Klassenzimmer umsah. In seiner Schule zu Hause in Japan waren alle Kinder Japaner. Aber in dieser Schule hier gab es Kinder aller möglichen Länder. Da war in der Bank hinter ihm ein schwarzer Junge und auf der anderen Gangseite eine Mexikanerin. Und es gab auch Puertoricaner und Kubaner und Chinesen. Er ging nach dem Unterricht zu seinem Lehrer. „Entschuldigung, Mr. Leff", sagte er, „aber der schwarze Junge in unserer Klasse, aus welchem Land ist der?" „Der ist von hier, Kenji. Er ist Amerikaner."
    „Aha. Und das mexikanische Mädchen neben mir auf der anderen Gangseite, was ist die?"
    „Sie ist auch Amerikanerin. Alle Kinder in dieser Klasse sind Amerikaner." Mr. Leff erklärte ihm das. „Siehst du, hierher sind Menschen aus vielen Ländern gekommen, um die Freiheit zu finden. Sie suchten ein Land, wo sie in Frieden leben und ungehindert ihre Religion ausüben konnten. Amerika ist ein Schmelztiegel aus vielen Rassen und Religionen, und alle sind hier willkommen. Sie sind alle Amerikaner."
    Das war eine interessante Erfahrung für Kenji.
    Als er heimkam, sprach er darüber mit seiner Mutter. „Amerika", sagte er, „scheint wie viele Länder auf einmal zu sein. Hier gibt es nicht einfach Ausländer, hier sind offenbar alle Ausländer." „Ach ja?" sagte Keiko. „Interessant."
    „Mein Lehrer sagte, Amerika ist ein Schmelztiegel. Als ich alle die japanischen Waren gesehen habe, dachte ich, auch das Leben sei hier wie in Japan. Aber es ist sehr viel anders." „Magst du deinen Lehrer?"
    „Mr. Leff? Ja. Er hört sich alle meine Fragen an."
    Keiko lachte. Sie kannte ihren Sohn. „Wahrscheinlich hast du ihm schon ein Loch in den Bauch gefragt, wie?"
    Kenji nickte. „Und ich werde noch weiter fragen. Nur so lernt man doch etwas, nicht wahr?"
    Mitsue hatte ebenfalls etwas mit ihrer Mutter zu besprechen.
„Kaufst du mir Jeans, und kann ich mit Lippenstift in die
Schule gehen?"
„Was?" fragte Mrs. Yamada entsetzt.
    „Alle Mädchen in der Schule tragen Jeans." Dann korrigierte sich Mitsue selbst. „Also jedenfalls mehrere. Und auch Lippenstift benutzen sie und -"
    Doch da blieb Mrs. Yamada hart. „Es ist mir egal, was die anderen Kinder tun oder anhaben. du trägst jedenfalls anständige Kleidung, und Lippenstift kommt überhaupt nicht in Frage."
    „Aber Mutter, wir sind doch hier in Amerika!"
    „Und du bist Mitsue Yamada und tust, was ich dir sage." Mrs. Yamada sah die Enttäuschung Mitsues. „Lippenstift kannst du vielleicht benutzen, wenn du etwas älter bist." Damit mußte Mitsue sich zufriedengeben.

    Takesh Yamada war glücklich. Die Fortschritte in seinem Elektronikwerk gingen rascher voran, als er erwarten konnte. Er hatte in seiner Firma gleich nach der Schule als Lehrling begonnen und sich als sehr geschickt und begabt erwiesen. Er war ein guter Teamarbeiter und wurde bald Vorarbeiter. Ein paar Jahre später berief man ihn bereits in die Werksleitung. Sein besonderes Talent

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