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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dann mitteilen, daß die Sache läuft?«
    »Nein, noch nicht. Es ist sehr gut möglich, daß etwas wesentlich Größeres auf uns zukommt. Lord Cardwell hat mich gestern abend zum Dinner eingeladen. Er möchte seine Sammlung veräußern.«
    »Ihr Götter - der arme Kerl. Das ist eine enorme Aufgabe für uns.«
    »Ja, und wir werden sehr behutsam vorgehen müssen. Ich denke noch immer darüber nach. Halten wir uns vorerst alles für diese Möglichkeit offen.«
    Willow blickte aus dem Augenwinkel zum Fenster - ein Zeichen, daß er sein Gedächtnis anstrengte, wie Lampeth wußte. »Besitzt Cardwell nicht zwei oder drei Modiglianis?« fragte er schließlich.
    »Das ist richtig.« Willows Kenntnisse waren für Lampeth nicht weiter überraschend: Es gehörte ganz einfach zum Beruf eines Kunsthändlers, daß er von Hunderten von Gemälden wußte, wo sie sich befanden, wem sie gehörten und was sie wert waren.
    »Interessant«, fuhr Willow fort. »Als ich gestern nachmittag allein hier war, kam noch eine Meldung aus Bonn, derzufolge eine Sammlung von Modiglianis Skizzen auf dem Markt ist.«
    »Was für Skizzen?«
    »Bleistiftskizzen für Skulpturen. Natürlich sind sie noch nicht auf dem offenen Markt. Wir können sie haben, wenn wir wollen.«
    »Gut. Wir werden sie auf jeden Fall kaufen - bei Modigliani scheint mir eine Wertsteigerung fällig. Er ist eine Zeitlang unterbewertet worden, weil er sich nicht so leicht in eine Kategorie einordnen läßt.«
    Willow erhob sich. »Ich werde mich mit meinem Kontaktmann in Verbindung setzen und ihm Auftrag zum Kauf erteilen. Und falls Usher anfragen sollte, werde ich ihn hinhalten.«
    »Ja. So schonend wie möglich.«
    Willow ging hinaus, und Lampeth zog einen Drahtbehälter mit der morgendlichen Post näher zu sich heran. Er nahm ein -für ihn bereits aufgetrenntes - Kuvert in die Hand, als sein Blick plötzlich auf eine darunterliegende Postkarte fiel. Er legte das Kuvert beiseite, griff nach der Postkarte. Die Vorderseite zeigte das Bild einer Straße - in Paris vermutlich. Er drehte die Karte um, las die Zeilen und mußte unwillkürlich lächeln über diese atemlose Prosa und den Wald von Ausrufungszeichen.
    Dann lehnte er sich zurück und überlegte. Seine Nichte verstand es, sich weiblich-überdreht zu geben; doch besaß sie in Wirklichkeit einen kühlen Verstand und eine erstaunliche Entschlußkraft. Gewöhnlich meinte sie, was sie sagte, mochte sie auch wie ein Backfisch aus den zwanziger Jahren klingen.
    Lampeth kümmerte sich nicht um den Rest seiner Post, sondern steckte die Karte in die Innentasche seines Jacketts, nahm seinen Regenschirm und ging hinaus.
    Alles an der Agentur wirkte diskret - selbst der Eingang. Er war so klug angelegt, daß ein im Taxi vorfahrender Besucher nicht von der Straße aus gesehen werden konnte, wenn er aus dem Fahrzeug stieg, um durch die Tür an der Seite des Portico einzutreten.
    Das Personal ähnelte mit seinen höflichen Manieren und der fast schon devoten Diskretion dem der Galerie - wenngleich die Gründe dafür anders gelagert waren. Erkundigte man sich ohne Umschweife, welche Art Service die Agentur denn leiste, so erhielt man die gemurmelte Antwort, sie betreibe Nachforschungen im Auftrag ihrer Klienten. Und genauso wie die Assistenten der Belgrave Art Gallery niemals das Wort Geld erwähnten, erwähnten die Angestellten der Agentur niemals das Wort Detektiv.
    Lampeth konnte sich auch nicht erinnern, hier jemals einen gesehen zu haben. Mr. Lipseys Detektive kannten ihre Auftraggeber in der Regel gar nicht, so daß die Diskretion mit großer Sicherheit gewahrt blieb - und auf Diskretion wurde noch größerer Wert gelegt als auf den erfolgreichen Abschluß einer Operation.
    Lampeth wurde, obwohl er erst zwei- oder dreimal hier gewesen war, sofort wiedererkannt. Irgend jemand nahm seinen Regenschirm entgegen, und man führte ihn ins Büro von Mr. Lipsey, einem kleinen, sorgfältig gekleideten Mann mit glattem schwarzem Haar, der in seinem Verhalten etwas von der ernsten, traurig-diskreten Art eines amtlichen Leichenbeschauers hatte.
    Er wechselte mit Lampeth einen Händedruck und wies auf einen Stuhl. Sein Büro glich eher dem eines Notars mit seinem dunklen Mobiliar, zahllosen Fächern anstelle von Aktenschränken und einem Wandtresor. Sein Schreibtisch wirkte überladen, jedoch wohlgeordnet, mit Reihen präzise ausgerichteter Bleistifte, säuberlich aufgeschichteten Papierstapeln und einem elektronischen Taschenrechner.
    Der

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