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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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damit zu schaffen? Verzeihen Sie mir mein Benehmen, ich wollte Sie nicht bedrängen.“
    Er klatschte in die Hände und sah den Schacht empor. „So langsam müssten sich die Herren aber bequemen, uns zu finden.“ Der Wechsel des Gesp r ächsthemas war hastig und doch beiden g enehm.
    Lewis sah auch nach oben. „Was, wenn man uns für tot hält und gar keine Suche unternimmt?“, fragte er z ö gerlich.
    Goethe zischte: „Unsinn! Einen Minister unter Trümmern begraben lassen! Das wäre ja noch sch ö ner!“
    Lewis zuckte zurück, als sich der Geheimrat so ereiferte. „Aber was ...“, begann er erneut.
    „Wittern Sie etwa ein Komplott?“ Goethe winkte schnell und ungestüm ab. „Sie lesen zu viele Geschichten, Lewis. Die Wirklichkeit sieht anders aus!“
    „Allerdings“, dachte Lewis. Goethe schien nichts von den tatsächlichen Umständen zu ahnen. Wie konnte er sich dem Augenscheinlichen nur so verschließen?
    „Aber Herr Geheimrat! Wir wurden mit einer Waffe bedroht, und die beiden Herren legten ein sehr seltsames Verhalten an den Tag.“
    „Sie meinen unter Tag“, murmelte Goethe.
    „Bitte?“ Lewis begriff nicht gleich, worauf der Geheimrat hinauswollte, dann dämmerte es ihm. „Wie können Sie nur über dies alles scherzen! Sie haben doch selbst bemerkt, wie ernst es den beiden war.“
    Goethe wiegte den Oberkörper hin und her. „Sicher, ich war überrascht, wie sich die beiden verhielten, aber je nun: Wenn es ums liebe Geld geht ...“
    Lewis schüttelte ungestüm den Kopf. „Der Mann mit der Pistole hat deutlich angemerkt, es ginge ihm nicht darum! Vielmehr um höhere Werte, wie die Freiheit.“
    „Lieber junger Lewis“, begann Goethe und neigte den Kopf ein wenig, „ich will Ihnen nicht vorhalten, dass Sie sich möglicherweise erneut verhört haben – wie damals bei dieser übertriebenen Sache mit jenen schwarzen Reitersmännern. Was Sie erlebt haben, war einer der üblichen Auswüchse, die im Dunst der Geschehnisse in Frankreich auch auf deutschem Boden sprie ßen. “
    Lewis öffnete den Mund. Also wusste Goethe, worum es hier ging. Es war dumm gewesen, ihm im Stillen Ahnungslosigkeit gegenüber diesen Dingen vorzuwerfen.
    Der Geheimrat sprach weiter: „Derlei Geschwätz und übergeschnapptes Verhalten finden sich heute oft. Aber glauben Sie mir, unsere Regierung ist nicht so schwach wie bei den Franzen und wird sich dem P ö bel nicht beugen!“
    Goethes Wangen hatten einen leicht hektischen, roten Farbton angenommen. „Wir werden das Revoluzzertum gnadenlos niederschlagen. Wir haben Mittel und Wege, das keimende Unkraut aufzuspüren und an der Wurzel auszureißen, machen Sie sich mal keine Sorgen.“
    Lewis dachte an den Marktplatz von Weimar und an den Spitzel, den er entdeckt hatte. „Nein, das tue ich auch nicht“, bestätigte er halbherzig.
    „Mein guter Engländer! Wir verstehen einander. Ich kann Ihnen versichern, all dies hier wird wesentlich glimpflicher ablaufen als die Probleme, die Sie und die Krone mit den abtrünnigen Kolonien in Amerika hatten. Ich darf Ihnen mitteilen, dass ich damals, vor gut zwölf Jahren, als Kriegskommissär tätig war und den Verkauf von einem anständigen Kontingent tapferer Weimarer Soldaten für diesen Krieg bewilligt habe.“
    „Soldaten wurden verkauft?“, staunte Lewis. Zumal Goethe offenbar einen ähnlichen Posten innegehabt hatte wie sein eigener Vater.
    „Na ja, ich habe mich hinreißen lassen, sie Soldaten zu nennen. Im Grunde waren es Zuchthäusler, die wir den englischen und preußischen Werbern anheimgaben. Das leerte die Gefängnisse, senkte somit die laufenden Kosten, für Verpflegung etwa, und zudem gab es für jeden Straffälligen, der Soldat wurde, ganze fünf Taler für die herzogliche Schatulle.“
    „Das ist ...“
    „Ach, Lewis! Soweit ich weiß, besitzt Ihr Vater eine Plantage in Westindien, auf denen Sklaven arbeiten, die er nicht viel anders, ja, eher noch ärger beschafft hat.“
    Lewis schwieg.
    „Das Anwerben von Soldaten ist erheblich gerechter, schließlich werden sie besoldet und dienen einer größeren Sache, im Gegensatz zu Sklaven oder Fronbauern. Die niedere Bevölkerung kann sich geehrt fühlen, in den Krieg zu ziehen, schließlich geht es um die Freiheit.“ Goethe verzog das Gesicht. „Aber nicht um diese verdrehte Art, wie sie in den französischen Köpfen spukt.“
    Dann klatschte er in die Hände und stand auf. „Aber das wird sich alles zum Guten wenden. Ich gebe zu, dass ich nicht übel Lust

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