Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
Vom Netzwerk:
besänftigen, in dem er ihn einer der Schwierigkeiten, in der er sich befand, entledigte. So sprach Goethe Lewis auf Englisch an.
    „We’re waiting to be saved. It should not last too long. The crash has surely been heard. And even if Mr. Muntzer – cursed be his name – should have thought about a hanebüchene story on his flight, someone is going to search for us.“
    Lewis war überrascht – allein wegen des flüssigen Wortschwalls, der ihm in seiner heimischen Zunge entgegenkam. Goethe hatte keine treffende Vokabel für die Bewertung von Muntzers möglicher Geschichte gefunden und in seiner Eile das deutsche Wort gebraucht, aber Lewis verstand, was der Geheimrat meinte.
    „And“, fuhr Goethe fort, „they are going to do this in the tunnel as well as near the chimneys. So, would you please sit down and be calm?“
    Lewis nickte mechanisch und immer noch verwundert, ließ sich aber nieder. „Sie haben recht, ich muss mich beruhigen. Aber bitte, sprechen wir auf Deutsch weiter, so muss ich meine Sinne beisammenhalten, und das mag helfen.“
    „Wie Sie wünschen“, meinte Goethe. „Es wäre aber keine Schwierigkeit, wenn es Ihnen anders doch mehr behagt – damit Sie sich entspannen können.“
    „Nein, es ist recht.“ Lewis sah nach oben, wo das Licht verlockend strahlte und Freiheit verhieß. Er spürte, wie ein sachter Luftstrom auf ihn herabfiel und den kalten Schweiß auf seiner Stirn trocknete. „Sagen Sie bitte“, begann er, als er sein Gegenüber wieder ansah, „wann haben Sie so trefflich meine Sprache gelernt?“
    Goethe fühlte, wie der junge Mann sich von seiner Umgebung abzulenken suchte, und so antwortete er ihm rasch. „In meiner Jugend, ich war ein paar Jahre jünger, als Sie es jetzt sind. In Frankfurt war das, da gab mir der gute alte Schade meine Lektionen im Angelsächsischen, und da Unterricht alleine nicht fruchtet – Sie wissen dies ja und halten sich löblich daran ...“ – Goethe nickte wohlwollend – „... konnte ich mich glücklich schätzen, einen muttersprachlichen Bekannten zu haben. Ein junger Engländer war das, wie Sie, er hieß Arthur Lipton, nannte sich jedoch Harry. Ein netter Geselle, er wohnte bei einem früheren Diener des Haushaltes meiner Eltern, Pfeil hieß er, wenn ich mich recht entsinne. Die Englischstunden und das Parlieren fanden übrigens im größeren Familienkreis statt, und so kam es, dass sich in dem jungen Mann Gefallen an meiner Schwester Cornelia fand.“ Der Geheimrat kratzte sich an der Nase. „Nicht einseitig, möchte ich hinzufügen.“ Dann schmunzelte er und sah Lewis verschlagen an. „Aber sagen Sie, Lewis, wie verhält es sich bei Ihnen in dieser Sache? Ich vermeine mich zu erinnern, dass meine ...“
    Wieder stockte Goethe, wie Lewis auffiel, als wolle er „meine Frau“ sagen, dies aber für unangebracht hielt. Lewis selbst ahnte die Wendung, die dieses Gespräch zu nehmen drohte, und fühlte sich bedrückt – ganz so, als wolle der Fels um ihn herum wieder auf ihm lasten.
    „... Christiane“, sprach Goethe weiter, „mir berichtete, dass Sie bei Ihrem Besuche mit Böttiger im Jägerhause sich sehr ritterlich der jungen Matilde gegenüber verhalten haben.“
    „Nun ... “ Lewis stockte und wusste nichts zu antworten. Dieses Thema war ihm unangenehm, vor allem, weil ihm mit einem Male durch den Kopf schoss, dass die gemordete Braut seiner Vision in Tiefurt die Züge dieses Mädchens besessen hatte – und noch die einer anderen ...
    „Sprechen Sie doch frei heraus, hier kann uns niemand belauschen“, scherzte Goethe.
    „Wenn Sie erlauben, Herr Geheimrat“, begann Lewis mit einigermaßen fester Stimme, „so möchte ich dazu nichts sagen – weil es nichts zu sagen gibt.“
    Goethe schaute süffisant, was Lewis wenig behagte.
    „Zudem ...“ – Lewis suchte nach irgendeinem Schlusswort – „... zudem ist mir das Fräulein noch ein Tuch schuldig, das sie versprach, zurückzugeben.“ Er nickte mit Nachdruck, aber kaum überzeugend. „Damit dürfte jede Spekulation ausgeräumt sein.“
    „Oder ganz im Gegenteil“, provozierte ihn Goethe. „Allerdings kann ich mich entsinnen, ebenfalls gehört zu haben – und mit einigem Spott in der betreffenden Stimme –, wie sich eine gewisse junge Maid besonders mühte, Flecken aus einem Tuch zu waschen und dies auch ...“ Goethe hob mit einem Mal die Brauen und schloss den Mund langsam. „Oh“, gab er leise von sich. Dann nickte er. „Aber Sie haben recht, was habe ich

Weitere Kostenlose Bücher