Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)
folgten.
„Ich alarmiere sogleich Garnisonskommandeur von Germar. Er soll mit einem Trupp Husaren gegen dieses Schlangennest vorgehen und die Brut ausräuchern.“ Er warf die Hausjacke ab, griff sich seinen Tagesrock und hatte ihn kaum über Armen und Schultern, als er auch schon aus den bequemen Schuhen in die Stiefel schlüpfte.
„Sie, Lewis, begeben sich auf der Stelle in Ihr Quartier, und Sie, Krafft, sorgen dafür, dass er dorthin gelangt. Im Anschluss kommen Sie zur Garnison, Sie werden mir, von Germar und seinen Männern den Weg zeigen.“
Im Gehen knöpfte er den Rock zu und öffnete einen Schrank, dem er eine Pistole und einen Degen samt Gehenk entnahm. „Sie haben Ihre eigenen Waffen?“
„Das habe ich, und ich kann mir kaum einen besseren Grund denken, sie einzusetzen.“ Krafft schaute so grimmig, dass er dem teuflischen Voigt in nichts nachstand.
Der nickte knapp und legt sich den Gurt um. „Dann hoffen wir, dass sie schwarzes Verschwörer-Blut zu schmecken bekommen.“ Voigt ging durch den Flur und riss die Tür auf. „Herr Lewis?“
„Herr Regierungsrat?“ Lewis wünschte sich nichts mehr, als sein sicheres Zimmer zu erreichen. Dieses kriegerische Getue flößte ihm gehörigen Respekt ein, und ihm war nicht wohl in seiner Haut. Was wollte Voigt von ihm?
„Wenn dieses glückt, werde ich Ihnen Ihren leichtsinnigen Ausritt verzeihen, und möglicherweise gibt es für Sie dann auch nichts mehr, was Sie für mich tun können. Dann wäre es mir eine Freude, Sie aus meinen Diensten zu entlassen.“ Freundlich klang seine Stimme nicht, doch die Worte erfüllten Lewis mit Zuversicht.
Er nickte. „Dann wünsche ich den Herren reiche Beute bei ihrer Treibjagd. Um Berka ist das Glück dem Waidmann hold, wie ich erfuhr, und Schwarzwild ist ausreichend vorhanden.“ Lewis war froh, nur die Feder zu führen und keine Klinge.
Krafft lachte, und selbst Voigt ließ ein Aufwärtsstreben der Mundwinkel erkennen. „Nun auf!“, schnarrte er, und die drei traten in die Nacht hinaus.
Später, in seinem Bett, grübelte Lewis darüber nach, was er heute erfahren hatte. Die Schwarzen Brüder wollten den Herzog ermorden, hatten Ähnliches bei Goethe versucht, wollten den Umsturz anzetteln und die Macht übernehmen. Gelänge es ihnen, würden sicher auch bald in Weimar, dem dann einstmaligen Herzogtum, die Guillotinen ihr blutiges Werk verrichten. Wer wusste, ob nicht auch in anderen deutschen Staaten Ähnliches geplant wurde? Sollte vielleicht ganz Deutschland zwischen der anrückenden Revolutionsarmee und der im Geheimen geplanten Revolution aufgerieben werden?
Lewis warf sich in den Laken herum. Vielleicht sollte er das Land so rasch wie möglich verlassen?
Aber wie verhielt es sich mit der Gefahr, die ihm persönlich drohte? Krafft hatte ihn sehr beunruhigt, indem er Lewis’ bisher vagen und lediglich aus Gesichten, Visionen und seltsamen Ereignissen geborenen Verdacht erhärtet hatte. Dabei wog die Person Löbers, mit der er nur durch einen Zufall in Verbindung geraten war, nicht so schwer wie die Tatsache, dass Goethe Krafft beauftragt hatte, ihn zu beschützen – oder zu überwachen. Was mochte Goethe dazu bewogen haben? Nur das Ereignis im Bergwerk? Aber Goethe hatte Krafft doch schon zuvor um ein Treffen ersucht – Krafft war gewiss nicht zufällig in dem Gasthaus in Ilmenau erschienen, und dann das Schreiben, das Goethe wahrscheinlich aus der alten Eiche nahe Martinroda entnommen hatte. Was mochte darin gestanden haben, was hatte Krafft Goethe nicht sagen können, solange Lewis zugegen gewesen war … und die beiden Männer im Stollen – welche Andeutungen hatten sie doch gleich von sich gegeben? Lewis konnte sich nur dunkel erinnern. Muntzer hatte von Gleichheit gesprochen, was ein Hinweis darauf sein mochte, dass er revolutionären Gedanken nachhing. Aber Weihrach hatte zuvor ein Geständnis machen wollen, über eine Sache, in die er hineingezogen wurde und die er für Unrecht hielt. So dachte kein Aufrührer! Er wollte Goethe etwas gestehen, was mit der Arbeit im Bergwerk zusammenhing, eine Erklärung dafür liefern, warum es dort keine Fortschritte gab ...
Lewis fuhr hoch. Das war es! Sicher hatten Muntzer und Weihrach die Schwarzen Brüder mit Talent und Arbeitskraft unterstützt, um das Versteck unter der alten Burg auf dem Schlossberg über Berka zu bauen! Krafft hatte von Kellern geredet, in die sich die Männer zurückgezogen hätten. Warum sollten nicht Bergleute – die dann in
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