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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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atemlos.
    Lewis war noch immer schlaftrunken und verwirrt von dem Traum. Ja, er war dem Gift entronnen, das die Schwarzen Brüder wie die steinernen Wasserspeier eines mittelalterlichen Domes auf ihn hatten hinabregnen lassen. Er nickte, obgleich er sich wunderte, wie Krafft davon wissen konnte. Trotz seiner Benommenheit erkannte er den Kerzenleuchter in Kraffts Hand als einen aus Böttigers Besitz, Krafft musste ihn von diesem erhalten haben. Von unten hörte er Böttiger mit einem Mann sprechen.
    „Lewis?“ Krafft bewegte den Kopf und versuchte, ihm in die Augen zu sehen.
    „Ja?“, antwortete er.
    „Wachen Sie auf!“, fuhr Krafft ihn an und schob ihn in sein Zimmer zurück, um ihn sich dort auf das Bett setzen zu lassen. Krafft entzündete die anderen Kerzen im Zimmer und goss Lewis einen Becher Wasser ein.
    Der nahm ihn, trank und erkannte im helleren Licht, dass Krafft einen Riss im linken Rockärmel hatte und eine Schürfwunde am Wangenknochen. „Was ist geschehen?“, fragte er und stellte hastig den Becher fort. Er war nun hellwach.
    Krafft zog einen Hocker heran und setzte sich auf die Kante, als wolle er sich keine rechte Rast gönnen. „Wir – das heißt: die Soldaten, der Regierungsrat, der Kommandeur und ich – konnten Berka rechtzeitig vor Mitternacht erreichen ...“
    „Wie spät ist es nun?“, unterbrach Lewis ihn.
    „Etwa zwei Uhr, schätze ich“, erwiderte Krafft. „Wir kamen den Berg hinauf, und alles war ganz friedlich. Dann entdeckten wir die Pferde der Verschwörer und wussten, sie mussten noch in der Ruine sein. Wir fanden den Eingang zu den Kellern durch den Lichtschein, der nach oben drang – den man allerdings nur dann erkennen konnte, wenn man sich nahe genug zwischen die alten Mauern gewagt hatte. Ein nächtlicher Wanderer dort oben oder gar ein Einwohner Berkas, der zufällig zum Berg geblickt hätte, wäre nie aufmerksam geworden. Von Germar postierte einen Teil seiner Leute draußen, mit angelegten Gewehren, und wir anderen schlichen hinab. Eine Stiege führte uns in die alten Keller, die jedoch wie neu erschienen. Kein Trümmerstück war zu sehen, die alten Keller waren sicher gemauert, und auch neue Gänge waren gegraben, sicher abgestützt wie in einem Bergwerk.“
    „Ich ahnte es!“, rief Lewis. „Mir kam die Idee, dass Männer aus Ilmenau dort beschäftigt waren. Deshalb kamen die Arbeiten in der Mine nicht voran, und deshalb ...“
    „Richtig!“, nickte Krafft. „Das eröffnete sich später auch uns. Erst einmal aber ging unser Trupp so lautlos wie möglich durch die Gänge. Fackeln steckten in Wandhaltern und leuchteten uns den Weg. Bald hörten wir die Stimmen der Revolutionäre, wie sie ihre Ränke schmiedeten und sich mit ihren geheimen Namen anredeten, die ihre wahre Identität verschleiern sollen. Der Gang weitete sich zu einem großen, unterirdischen Raum, der von Kerzen und Kohlenbecken erleuchtet war und wo Wandteppiche und Banner mit seltsamen Zeichen und Symbolen hingen. Ein runder Tisch stand in der Mitte, um den die Schwarzen Brüder sich versammelt hatten, immer noch maskiert. In dem Augenblick, als sie alle ihre Stimmen erhoben, um sich selbst zu feiern und um das geheime Treffen zu beenden, stürmten wir mit gezogenen Waffen hinein und forderten sie auf, sich zu ergeben. Sie waren zu zwölft, wir waren achtzehn. Dennoch rissen sie ihre Degen heraus und nahmen den Kampf auf. Sie fochten verbissen, als wollten sie um jeden Preis ihre Geheimnisse, von denen sie ohne Zweifel viele besitzen, verteidigen, notfalls mit ins Grab nehmen. Nichtsdestoweniger konnten wir sie überwältigen. Drei von ihnen starben, ebenso einer der Soldaten, je zwei weitere sind verwundet.“
    Lewis atmete auf. „Dann ist es ausgestanden! Ich bin froh, dass diese Gesellen nun dingfest gemacht sind. Der Herzog ist gerettet und ...“
    „Der Herzog ist in Sicherheit. Noch ehe wir nach Berka ritten, wurde ein Eilbote ins Heerlager entsandt, um vor einem Attentat zu warnen. Nach dem, was wir in jenem geheimen Versteck vernahmen, sollten die Meuchelmörder allerdings erst in einiger Zeit ihr ehrloses Werk begehen. Aber eine Warnung ist auf keinen Fall falsch.“ Dennoch blickte Krafft bitter bei diesen Worten.
    „Was ist? Es scheint doch alles gerettet, nun, da die Schwarzen Brüder verhaftet sind und ...“
    Krafft sah Lewis fest an. „Zu allem Unglück konnten einige entfliehen.“
    Lewis erstarrte, und Krafft seufzte, ehe er ärgerlich weitersprach: „Wir merkten zu

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