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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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selbst hier ist, bezweifle ich.“ Dann fletschte er die Zähne, dass sein hartes Gesicht sich in tiefe Falten legte.
    Nach kurzer Zeit öffnete ein langgesichtiger Diener, der recht verschlafen wirkte. Er rieb sich ein Auge, hob einen Kerzenleuchter und beschien mit überraschtem Gesicht die drei Männer.
    „Guten Abend“, grüßte er höflich.
    „Wir müssen mit der Gräfin sprechen“, begann Krafft, und von Germar fügte hinzu, als er sah, wie sich Empörung auf dem Gesicht des Dieners breitmachen wollte: „Es geht um Leben und Tod. Ich bin Garnisonskommandeur Wilhelm von Germar.“
    Daraufhin trat der Mann zurück und bat die Männer mit einer Geste ins Haus. Von Germar und Krafft polterten über das Parkett, während Lewis ihnen voller Schamgefühl folgte. Wie hatte er nur versäumen können, diese wichtige Entdeckung mitzuteilen! Wer wusste, welches Unheil daraus noch erwachsen würde?
    Sie gingen weiter durch die Flure, wobei die Stiefelschritte Kraffts und von Germars durch das Haus hallten. Als sie ein geräumiges Zimmer passierten, drehte sich der Diener mit einem Male um. „Ich werde die Gräfin aufwecken. Derweil bitte ich Sie, hier Platz zu nehmen. Sie müssen nicht das gesamte Haus aufscheuchen. Herr Bode liegt krank in seinem Zimmer, und er braucht Schlaf.“
    „Was?“, riefen Krafft und von Germar zugleich.
    Krafft warf einen kurzen Seitenblick zu Lewis, der wie vom Donner gerührt dastand.
    Der Diener hob eine Hand. „Mäßigen Sie sich doch bitte! Herr Bode ist schwer erkältet und liegt schon den gesamten Tag unter den Decken.“
    „Führen Sie uns zu ihm!“, befahl von Germar.
    Das Gesicht des Dienstboten wurde noch länger. „Aber was ist mit der Gräfin?“
    „Die brauchen wir nicht, es geht um Bode!“, schnappte von Germar, worauf der Diener zunächst zurückzuckte, dann aber seine Lippen spitzte.
    „Darf ich fragen, was die Herren eigentlich wünschen?“
    Krafft trat einen Schritt vor. „Es geht um das Leben seiner Herzoglichen Hoheit Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. Führen Sie uns zu Bode!“
    Der Diener wurde bleich, drehte sich eilig um und ging voraus. Nach zaghaftem Pochen an einer Tür trat er eingeschüchtert zur Seite und ließ Krafft, von Germar und Lewis den Vortritt.
    Schweres Atmen war aus dem Dunkel des Zimmers zu hören. Krafft nahm dem Dienstboten den Leuchter aus der Hand und hob ihn nun, um den Raum zu erhellen. In einer großen Bettstatt an der gegenüberliegenden Wand hob und senkte sich ein gewaltiger Berg aus Decken im Takt des Atmens.
    „Bode?“, fragte Krafft leise. „Johann Bode?“
    Mit einem Schnarchen regte sich etwas unter den Decken, und ein dickes, gerötetes Gesicht, auf dessen Stirn das wirre Haar klebte, tauchte am Kopfende des Bettes auf. „Was ist denn, Konrad?“, ächzte eine tiefe Stimme, und ein Husten folgte.
    Krafft trat heran. „Herr Bode, wir sind hier, um Ihnen eine Frage zu stellen ...“
    Bode blinzelte, hustete erneut und sagte dann mit belegter Stimme: „Sie sind es. Was verschafft mir die Ehre, den famosen Krafft – so es denn Ihr Name ist – in meinen Gemächern begrüßen zu dürfen?“ Er wollte lachen, worauf ihn ein neuer Hustenanfall schüttelte.
    Krafft sah zu Lewis hinüber, dann richtete er den Blick wieder auf Bode. Er sprach sanfter als zuvor. „Herr Bode, ich bedaure die späte Störung, auch in Anbetracht Ihres Gesundheitszustandes ...“
    Bode räusperte sich und blickte an Kraffts Schulter vorbei auf von Germar und Lewis. „Sie, der Major und ... Herr Lewis ...“ Er hob verblüfft die Brauen über den vom Husten tränenden Augen. „Sie werden wohl Ihre Gründe haben, hier zu erscheinen.“
    „Die haben wir“, bestätigte von Germar besonnen. Lewis sah, wie der Kommandeur sich unauffällig im Zimmer umblickte und besonderes Augenmerk auf den Fußboden richtete.
    Krafft sprach Bode an: „Ich möchte zunächst vorschlagen, das Gespräch auf den Tag zu verschieben, vielleicht auch solange, bis Sie wieder genesen sind.“
    Bode nickte. „Das dürfte, wie ich hoffe, nicht allzu lange dauern. Die Erkältung plagt mich schon seit einigen Tagen, bald müsste es besser gehen. Dann stehe ich ganz zu Ihrer Verfügung.“
    Krafft richtete sich auf. „Dann darf ich mich noch einmal entschuldigen und Sie nicht länger belästigen. Meine Frage ist beantwortet.“ Er verbeugte sich. „Noch eine gute Nacht und gute Besserung.“
    Bode runzelte die Stirn. „Es freut mich, wenn ich Ihnen helfen konnte.

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