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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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sagte er hastig, kniete sich an den Rand des Erdloches, wobei er sich weder um Erde noch Steine noch Holzsplitter scherte, und leuchtete hinein.
    „Vorsicht!“, mahnte Lewis und streckte die Hand aus.
    Herder warf einen Blick über die Schulter. „Was soll schon sein – die Entführer, wer auch immer sie sein mögen, werden schon über alle Berge sein.“
    „Oder unter allen Bergen“, brummte Hardenberg.
    Lewis stutzte. Ihm schien, als reime sich hier einiges zusammen. Dennoch konnte er keinen klaren Gedanken fassen, zu schrecklich waren die Vorstellung des Geschehenen und der Anblick des klaffenden Schachtes, der üble Erinnerungen hervorbrachte.
    Herder legte sich lang hin und streckte die Hand mit der Lampe so tief in die Dunkelheit, wie er es vermochte. „Das Loch befindet sich in der Decke eines Ganges“, sagte er, die Stimme gepresst von der unbequemen Lage. „Er führt augenscheinlich von hier fort.“
    Er beugte sich wieder zurück und drehte sich um. Seine Brust war mit Erde befleckt, und Holzsplitter hingen im Stoff. Er sah entschlossen drein, was Lewis ein ungutes Gefühl der Vorahnung vermittelte.
    „Wir sollten dort hinunter“, begann Herder, „und sehen, wohin der Gang führt. Möglicherweise können wir ...“
    Hardenberg führte seine Worte fort: „... retten, was zu retten ist.“ Er nickte nachdrücklich.
    Lewis hob die Hände. „Nein, Freunde! Das ist töricht! Wir wissen nicht, was uns da unten erwartet.“
    Herder lachte bitter. „Was kann uns schon erschrecken! Wir sind oft genug dem Tode entronnen, und was kann fürchterlicher sein als mörderische Magister, die ihr Grab verlassen?“
    „Oder eine Stadtbevölkerung, aus allen Fugen des Verstandes geraten“, fügte Hardenberg hinzu. „Nein, wir sind die Einzigen, die den Geheimrat retten können, vielleicht ist es noch nicht zu spät!“
    Lewis fuhr sich mit den Händen an die Schläfen. „Das ist Irrsinn!“
    „Nicht irrsinniger als das, was die Massen dort draußen umtreibt!“, rief Herder, und Hardenberg stimmte ein: „Bei diesem Vorhaben ist wesentlich mehr Verstand dabei! Los doch, Matthew!“
    „Nein, nein!“, wehrte Lewis ab.
    Herder packte ihn bei der Schulter. „Du bist es Goethe schuldig! Denke daran, er hat dich aus der Mine gerettet.“
    Lewis fragte sich, warum jeder die Tatsachen bezüglich dieses Ereignisses so verdrehen musste. Erst Voigt und jetzt auch noch Herder. Er spürte, wie langsam Wut in ihm aufstieg. „Es verhielt sich keineswegs so! Tatsächlich war er es ...“
    Herder nahm Lewis fest in den Blick. „Oder ist es etwa die Angst vor der Tiefe, die dich verzagt macht?“
    Lewis brach ab und schaute unangenehm berührt in die ungewisse Dunkelheit des Schachtes.
    Herder feixte bösartig. „So oft unter Tage und in Gefahr und immer noch feige ...“
    Lewis reckte entrüstet das Kinn. „Was sagst du da?“
    „Du warst oft genug in dunklen Löchern und bist wieder ans Tageslicht gekommen. Von den anderen überstandenen Gefahren ganz zu schweigen!“ Herder drückte erneut Lewis’ Schultern. „Matthew! Nun gilt es! Gib dir einen Stoß und verliere für alle Mal diese kindische Furcht vor dem Dunkel!“
    Lewis verengte die Auge n und funkelte Herder an.
    Da trat Hardenberg herzu. „Wir sind zu dritt! Zusammen können wir es wagen!“ Er grinste verschlagen. „Wenn du natürlich nicht Manns genug bist ...“
    Lewis riss sich los, seine Stimme bebte. „Ich? Nicht Manns genug? Ein tüchtiger Untertan König Georgs und Staatsbürger des britischen Empires?“ Er hob drohend den Finger. „Euch deutschen Kleinstaatlern werde ich es zeigen, was ein Engländer vermag und ...“
    Herder und Hardenberg schlugen ihm lachend auf die Schultern. Lewis verstummte überrascht.
    „Schon gut, wir glauben es“, meinte Herder.
    Hardenberg hob die Flinte. „Du darfst gern diesen Schießprügel führen, um zu unterstreichen, was du kannst.“ Er wurde wieder ernst. „Aber nun mit Bedacht! Wir sollten schauen, ob sich noch etwas findet, was als Waffe taugt. Wir sollten die Gefahr nicht unterschätzen.“
    Lewis spürte, wie seine Wut einem Gefühl von Mut wich. Es war tatsächlich, wie die beiden sagten. Er musste sich seinen Ängsten stellen, und wann, wenn nicht jetzt, da es um Goethe ging?
    „Was geschieht mit Suter?“, fragte er sachlich.
    Herder wandte sich zum Gehen. „Weg vom Eingang und auf ein Bett. Etwas Wein oder Likör mag ihm auch guttun.“ Er verschwand, eine Lampe in der Hand.
    Lewis und

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