Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
Vom Netzwerk:
Hardenberg gingen auf der Suche nach Dingen, mit denen man sich zur Wehr setzen konnte, eilig durch die anderen Räume und waren gerade kopfschüttelnd an der Küche vorbeigekommen, als Herder sie herbeirief. Er war immer noch im Bereich des Eingangs, die Tür stand offen, und ein weiterer Mann war bei ihm, der den schwach stöhnenden Suter stützte.
    Herder machte eine beschwichtigende Geste. „Das ist ein Vertrauter Herrn Wielands!“
    Der Mann nickte einen fahrigen Gruß und verlagerte seinen Griff um Suter.
    „Er ist gekommen, um Suter zu holen“, erklärte Herder. „Nach dem Eindringen der Entführer fanden Frau Vulpius und Goethes Sohn Zuflucht bei Wieland, der zufällig anwesend war, als alles geschah. Er brachte sie zu sich nach Haus, während Suter hier Wache halten wollte.“
    „Er war nicht davon abzubringen, hieß es“, meinte der Mann. „Draußen hatte die Menge zu toben begonnen und ...“
    „Hat man das Militär eingeschaltet, um den Aufruhr niederzuschlagen?“ fragte Hardenberg.
    „Ja“, antwortete der Diener, „es gelingt ihnen aber nur mit größter Mühe, und zudem ...“
    Lewis atmete auf. „Dann müssen uns auch Soldaten hierbei unterstützen.“
    „Keine Zeit!“, rief Herder. „Die haben genug zu tun! Es eilt, die Entführung ist noch nicht lange her.“ Er wandte sich an den Dienstboten Wielands. „Gehen Sie, bringen Sie Suter in Sicherheit. Herr Wieland wird das Nötige veranlassen.“
    „Er ist noch sehr schwach und auch verletzt. Die Häscher sprangen unsanft mit ihm um“, sagte der Dienstbote bedrückt.
    „Hat er jemanden über den Vorfall benachrichtigt? Den Regierungsrat Voigt?“ Lewis’ Hände zitterten. Warum kam nur dieser Dienstbote hierher, ohne eine Abteilung von Voigts Männern, die die Entführung eines der wichtigsten Männer Weimars untersuchten, ja vielmehr die Verbrecher verfolgten?
    „Sicher! Doch der Schrecken war groß, Frau Vulpius aufgelöst, Herr Wieland verletzt, es muss fürchterlich gewesen sein. Wir haben einen Boten entsandt, als alle wieder bei klarem Kopfe waren. Es bleibt zu hoffen, dass er durchgedrungen ist. Sollte man bei meiner Rückkehr noch nichts von ihm gehört haben, werde ich mich selbst auf den Weg machen.“ Der Dienstbote zitterte deutlich. „Ich habe auf meinem Weg auch Rufe und Reden gehört, dass sich noch weitere der furchterregenden schwarzen Männer haben blicken lassen. Sie tauchen wie aus dem Nichts auf und verwickeln die Soldaten in Gefechte, wodurch diese von ihren Ordnungsbefehlen abgehalten werden, und die Menge wird zudem in Furcht und Panik versetzt ...“
    Lewis zitterte bei dem Gedanken an das Höllengetümmel, was dort draußen in der Stadt herrschen musste.
    „Dennoch!“, sagte Herder und sah den Dienstboten streng an. „Gehen Sie! Glück für den Heimweg! Wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen.“
    „In die bloße Hand“, warf Hardenberg ein.
    „Wir haben nichts Brauchbares gefunden!“, fügte Lewis hinzu.
    Herder lachte. „Ich habe das Nötige von Suter erfahren, kommt mit!“
    Sie folgten Herder durch die Räume, während die Tür hinter Suter und dem Dienstboten Wielands ins Schloss schlug.
    Dann standen sie in Goethes Arbeitszimmer. Zwei Fenster gingen zum Garten hinaus, und auf einem Tisch mitten im Raum stehend und von vier Stühlen umringt fanden sich Tintenfass und Streusandbüchse. Herder ging zu einem großen, langgestreckten Schreibpult mit vielen Schubladen und zählte sie ab. Dann öffnete er eine Lade, griff hinein und förderte zwei schimmernde Gegenstände hervor.
    Lewis und Hardenberg bestaunten die beiden wunderbar gearbeiteten Waffen.
    „Goethes Pistolen aus dem Frankreichfeldzug“, erläuterte Herder. „Wir wollen es nicht hoffen, aber wenn es zum Äußersten kommen sollte, scheint es mit nur gerecht, wenn die Entführer eben diese zu schmecken bekämen.“
    Die beiden anderen nickten grimmig.
    Herder gab die Pistolen weiter und holte Kugeln und Pulverflasche aus der Schublade, bevor er sie vehement ins Schloss warf. „Friedrich, du kennst dich damit aus. Lade sie, und spute dich!“
    Hardenberg kam der Aufforderung mit fliegenden Händen nach. Als sie die Pistolen untereinander aufteilten, schauten sie sich noch einmal fest an, um ihre Verpflichtung zu bekräftigen. Nach wenigen Minuten standen die drei wieder vor dem Abgrund, der sich mitten im Zimmer auftat. Sie umklammerten ihre Waffen – Hardenberg hatte einen Säbel in der Faust, der Suter gehörte – und die

Weitere Kostenlose Bücher