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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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die Tür weiter, bedeutete den beiden jungen Männern, ihm zu folgen.
    „Höchstwahrscheinlich sind die Herrschaften schon ins musische Gespräch vertieft, und die Dienerschaft ist im Nebenhaus in der Küche, wer weiß? Als treuester Gast kann ich mir den selbsttätigen Eintritt erlauben. Kommen Sie.“
    Wieland führte die beiden zur Treppe, ohne Hast, als wolle er Lewis Gelegenheit geben, sich ein wenig zu beruhigen und die Ereignisse des Weges von sich abfallen zu lassen. „Im oberen Stockwerk bewohnt die Herzoginmutter fünf Räume, es gibt auch ein Kabinett und ein Billardzimmer, die dann und wann als Gastzimmer dienen. Gemeinhin quartiert man die Gäste aber beim Bauern Grobe und ein paar anderen Landleuten ein. Das Fräulein von Göchhausen wohnt im Nebengebäude ...“
    Lewis erkannte den Namen und erinnerte sich an die Warnungen Böttigers. Er atmete tief ein. Dieser furchtbaren Person würde er also auch begegnen. Aber was konnte ihm heute schon noch Erniedrigendes widerfahren, verglichen mit der schmutzigen Strapaze des Kutschenunglücks? Wohin es wohl die Reiter so eilig getrieben hatte? Waren sie nicht dunkel gekleidet gewesen, hatten sie nicht wie finstere Mordbuben oder Schergen einer bösen Macht ausgesehen? Lewis fühlte sich unwohl, vernahm kaum noch, was Wieland berichtete. Was, wenn die düsteren Gestalten den Weg nach Tiefurt genommen hätten, einer arglistigen Bestimmung folgend? War das der Grund, warum niemand das Klopfen an der Pforte beantwortet hatte?
    Waren alle gemeuchelt, dahingemordet? Lewis schüttelte den Kopf. Herrje, er ließ zu, dass seine schauerliche Lektüre ihm Streiche spielte. Er schien doch erschöpft zu sein, und möglicherweise das Sonnenbad ohne Hut ...
    Plötzlich vernahm er aus dem oberen Stockwerk einen Schrei. Eine Frau schien in höchsten Nöten.
    Aufgeregt sah Lewis die beiden anderen Männer an. Wieland und Herder schienen zunächst erschrocken, gelähmt. Dann beschleunigten sie ihre Schritte, stiegen immer schneller treppauf. Schon rannten sie. Lewis stürmte mit. Seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen, dort oben in den Zimmern geschah Furchtbares. Er verspürte Furcht, sah zu seinen Gefährten. Doch er sah in Herders markantem Profil nur die Züge eines entschlossenen Geistes, der zum Handeln bereit war, bereit, die Dame in Fährnis zu retten. Lewis fühlte sich angespornt, wollte es diesem Manne gleichtun. Diesem Mann, der wie die Helden der Romane zu handeln wusste. Er lief, erreichte den Treppenabsatz, drang in ein Zimmer vor, in dem sich nichts Lebendes fand, allein Möbel und Bilder an den hellen Wänden. Seine Sohlen rutschten auf dem mit Intarsien verzierten Parkett. Wieder hörte er die Frau in Not. Lewis wünschte sich eine Waffe, hatte keine, sah keine, aber dessen ungeachtet rannte er voran, hinter sich die Rufe seiner Gefährten, und dann sah er sie, im entfernten Zimmer, die Arme in abwehrender Geste erhoben, um sie herum geduckte Gestalten.
    Mit einem Satz war er heran, fing sich am Türrahmen und erstarrte.
    Die Frau verstummte. Die Gestalten wandten sich ihm zu. Hinter ihm hörte er die Schritte Wielands und Herders, die zu ihm aufschlossen. Lewis keuchte. Er spürte, wie ihm die Röte der Anstrengung ins Gesicht stieg, und wie diese von der Röte der Scham übertüncht wurde.
    Aus der Gruppe der Sitzenden erhob sich Goethe, gekleidet in Tannengrün, und sagte: „Junger Herr Lewis! Ich muss zugeben, Sie verstehen es, ebenso wirkungsvoll aufzutreten, wie ich es vor Ihnen getan habe.“ Er sah in die Runde, dann wieder zu Lewis. „Aber zunächst möchte ich Sie bitten: Nehmen Sie Platz und lassen Sie uns gemeinsam der Kunst der Primadonna Madame Schröter lauschen. Danke.“ Goethe setzte sich.
    Lewis zauderte. Zum Glück waren Wieland und Herder da, um ihn zu stützen und vor etwas zu bewahren, das noch mehr Aufruhr verursacht hätte. Nach Halt tastend griff er nach dem Türrahmen, der mit einem Fries aus Blumenranken umspannt war. Während sich die Gäste im Gesellschaftszimmer wieder der Sängerin zuwandten, die sogleich mit ihrem Vortrag begann, zog Wieland einen der dunkel gepolsterten Stühle des Nebenzimmers, in dem sie sich befanden, heran. Er stieß ihn Lewis, den Herder aufrecht hielt, von hinten in die Kniekehlen.
    „Verzeihung“, flüsterte er, um die Gesangsdarbietung nicht zu stören, obwohl seine Worte ohnehin in der vollen Stimme Corona Schröters untergingen.
    Lewis sackte auf die Sitzfläche. „Ich erbitte Ihre Verzeihung“,

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