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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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Bergwerkskommission an, und als ich vor fünfzehn Jahren den Bergbau im Harz kennenlernte, habe ich festgestellt, wie vom unterirdischen Segen die Bergstädte fröhlich nachwachsen und wie viele Menschen damit in Lohn und Brot stehen. Das war vor hundert Jahren in Ilmenau auch so. Warum also nicht den heutigen armen Maulwürfen helfen? Der Herzog dachte auch an die Kassen, denn der silberhaltige Kupferschiefer in den Bergen hier hatte damals einiges Geld fließen lassen. Also haben wir die Bergwerke wieder eröffnet.“ Er klatschte in die Hände.
    „Einfach so?“ Lewis war wieder einmal von den zahlreichen Talenten Goethes beeindruckt, mochte aber nicht ganz an die Leichtigkeit des Ganzen glauben.
    „Nein. Zum tatenfrohen Sinn und der beharrlichen Geduld kam natürlich auch mühevolle Arbeit – wenn auch nicht in körperlichem Sinne, falls Sie glauben, ich hätte mit Haue, Kratze und Schaufel zugelangt. Nein, ich hatte die verwickelten Rechtsansprüche zu studieren. Ich musste mich auch auf geologischem und bergmännischem Gebiet bilden, damit ich Vorschläge prüfen und Entscheidungen treffen konnte, und mit den Einzelheiten der Finanzierung will ich erst gar nicht beginnen!“
    „Beachtlich“, meinte Lewis. „Dann werden Sie mir also ein kenntnisreicher Führer bei den Unterirdischen sein?“
    Goethe schüttelte den Kopf. „Nein, ich hoffe, der Bergdirektor oder der Hauptmann sind da, die werden das noch kenntnisreicher gestalten können.“ Dann legte er den Finger ans Kinn. „Aber natürlich könnte ich das auch ... keine Frage!“
    Sie ritten weiter, und schon rief Goethe: „Dort liegt Ilmenau!“ Tatsächlich war schon die Stadtkirche zu erkennen, deren Turm sich über die Hausdächer erhob. Goethe wies, während sie sich näherten, auf einige Gebäude am Flussufer. „Dort sind die Schmelzhütten, die eine neben dem Gasthof Zur Tanne , da sind die Rohhütte und das Pochwerk.“
    Schließlich ritten sie durch das Tor am Endleich in die Stadt. Goethe scheute sich nicht anzumerken, dass man die dort stehenden Linden auf seine Anregung hin gepflanzt hatte. Quer durch die Gassen ritten sie und wurden von einigen Passanten gegrüßt, bis sie schließlich am Marktplatz ankamen.
    Dort entdeckte Goethe einen Mann auf einem Wagen, den er offenkundig persönlich kannte, und bat Lewis, einen Moment auf ihn zu warten und sich doch umzusehen, während er selbst voranritt. Lewis sah, wie der Handschlag zwischen den beiden Männern sich als schwankende Angelegenheit herausstellte, da Goethe im Sattel blieb und der andere ebenfalls nicht vom Kutschbock stieg. Sie begannen ein offenbar sehr freundliches Gespräch.
    Währenddessen betrachtete Lewis die beiden großen, hellen Bauwerke, die den Platz an einer Seite begrenzten. Ein kolossaler, fensterreicher Bau mit einem schiefergrauen Türmchen auf dem Dach, von dem eine Wetterfahne blinkte, sah nach Repräsentation und Amtsgewalt aus, und so stieg Lewis vom Pferd, griff die Zügel und trat näher. Unter dem Türmchen befand sich eine Uhr, darunter ein Wappenschild, und das ornamentierte, steinerne Portal im Putz schien älter als der Rest des Gebäudes zu sein.
    Eine harsche Stimme riss Lewis aus seiner Betrachtung. „Prächtig, nicht wahr?“
    Lewis sah einen grimmigen, schmutzigen Mann mit Halstuch und verschlissenem Hemd vorbeigehen.
    „Ja, sicherlich“, antwortete Lewis vorsichtig.
    Der Mann blieb stehen, musterte Lewis und schien sich zu fragen, woher dessen seltsame Aussprache kam. Dann schimpfte er weiter. „Wenn das Rathaus niederbrennt, ist Geld da, es wieder herzurichten, aber uns den Lohn zahlen, in der Bergmannsstube, nee, da wird man vertröstet!“ Er spie auf den Boden, dass Lewis einen Schritt zurückwich.
    „Na, guter Hauer“, fuhr Goethes Stimme plötzlich scharf dazwischen. „Ihr seht das etwas einfach. Es gibt verschiedene Säckel, und jedes ist für etwas anderes da. Wartet ab, wenn sich das Erz zeigt, gibt’s auch zuverlässig Geld! Man kann nicht immer den Gewerken neue Zubußen auf den Kux abverlangen. Also, wie auch immer, ängstigt mir nicht die Gäste.“
    Der Mann sah zu Goethe auf, der immer noch auf seinem Schimmel saß, blickte dann Lewis an, verzog das Gesicht und ging seines Weges.
    Lewis schüttelte den Kopf. „Was haben Sie gesagt? Ich habe kaum ein Wort verstanden ...“
    Goethe sprang aufs Pflaster und griff die Zügel seines Pferdes. „Nun, jemand muss die Bergbauunternehmungen ja finanzieren, und das geschieht dadurch,

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