Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
Vom Netzwerk:
wurde auch bewilligt – und Sie, Weihrach? Sonst so umgänglich, und nun? Drückt Ihnen der Fels auf die Seele wie unserem jungen Freund hier? Der sieht trotz seines Missbehagens aus wie das blühende Leben, während Sie beide blass sind wie die Schwindsüchtigen!“ Er fuhr ärgerlich mit der freien Hand durch die Luft. „Was ist?“
    Weihrach öffnete den Mund. „Herr Geheimrat“, begann er, und seine Stimme klang schwach, beinahe furchtsam. „Ich ...“
    Muntzer funkelte ihn an. „Ruhig!“, fauchte er.
    Goethe schaute ernst vom einen zum anderen. „Was soll das? Weihrach, reden Sie!“
    Weihrach versuchte, sowohl dem Blick Goethes als auch jenem Muntzers auszuweichen. Stattdessen blickte er Lewis an, als sähe er in ihm eine neutrale Person, einen Beichtvater. „Es ist so, dass wir seit einiger Zeit ... Sie waren ja länger nicht hier ...“
    „Weihrach, halt’s Maul!“, zischte Muntzer und packte den Untersetzten grob am Ärmel.
    Der riss sich los, und mit einem Mal trat wieder etwas Farbe in sein Gesicht. „Nein! Wir müssen es dem Herrn Goethe sagen. Wie kannst du nur mit deinem Gewissen vereinbaren, was hier geschieht? Wenn wir jetzt gestehen, kommen wir möglicherweise noch heil aus der Sache heraus ... und können das Schlimmste abwenden.“
    Muntzer griff wieder nach Weihrach, diesmal nach seinem Kragen. „Zu ändern ist hier nichts, und wir stecken auch tief drin. Du hast es jetzt erst besiegelt.“
    Goethe fuhr zwischen die beiden, indem er Lewis seine Laterne in die Hand drückte, um beide Arme frei zu haben. „Genug! Schluss mit dem Unsinn! Sie sagen mir jetzt, was hier vorgeht, oder ...“
    Plötzlich sprang Muntzer zurück, ließ seine Laterne auf den Boden fallen, die schepperte, aber nicht erlosch, und zerrte eine kleine Pistole unter seiner Jacke hervor. Er spannte sie und drohte in Richtung der drei Männer, die bestürzt dastanden. Weihrach riss ängstlich die Augen auf, Goethe senkte langsam die Brauen und beobachtete scharf die Waffe in der ausgestreckten Faust Muntzers. Lewis wich mit seinen Laternen an die Wand zurück. Sein Rücken berührte das Gestein, und er spürte, wie es nachzugeben schien. Staub und Steinchen lösten sich und rieselten herab. Das schien ihm kein gutes Zeichen, doch konnte er dies kaum äußern, jetzt, da Muntzer rief:
    „Nichts sagen wir! Weihrach, du Narr! Warum hast du die Nerven verloren? Der Besuch des Geheimrats kam zwar unerwartet, aber was sollte es uns scheren? Ich hatte uns beinahe herausgeredet!“ Muntzer schwenkte den Lauf der Pistole hin und her.
    Goethe straffte die Schultern. „Weihrach“, sagte er ruhig, „wovon redet Muntzer? Sagen Sie es mir, dann kann es so kommen, wie Sie hoffen. Was immer es ist, es ist noch nicht zu spät.“
    Muntzer schrie: „Es ist zu spät! Niemand kann es mehr abwenden! Auch du nicht, Weihrach, du Feigling!“
    Er zielte auf Goethe. „Sie, Herr Geheimrat, sollten sich besser mit dem Mann befassen, der Sie mit der Waffe bedroht. Spielen Sie kein kaltes Blut vor!“
    Goethe hob begütigend die Hände. „Muntzer. Auch für Sie gilt, was ich Weihrach sagte: Sagen Sie doch, worum es geht. Ich versichere Ihnen, dass ... geht es um Geld?“
    Muntzer lachte. „Geld! Geld! Was ist das schon gegen das höchste Gut?“ Er fixierte Goethe über den Lauf seiner Waffe. „Ja, Sie denken, es sei allein Geld, das uns kleine Leute bewegt. Nur weil Sie und Ihresgleichen genug davon haben und denken, wir streben allein danach, es Ihnen gleichzutun. Ja, um Gleichheit geht es, aber anders als Sie ...“
    In diesem Moment stürmte Weihrach vor. Er glaubte, seine Chance nutzen zu können, da sich Muntzer, nur auf Goethe achtend, in Rage geredet hatte. Aber kaum, dass er einen Schritt nach vorn gemacht hatte, riss Muntzer den Pistolenarm herum und schoss. Ein Feuerblitz zuckte durch den Stollen, und Donnerdröhnen betäubte die Ohren der Männer. Weihrach stürzte getroffen nach hinten und schlug schwer zu Boden. Ein weiteres Grollen erklang. Lewis löste sich rasch von der Stollenwand, als er spürte, wie sie zu beben begann. Staub rieselte von der Decke, kleine Steinchen fielen herab. Goethe ging in die Knie und fasste nach Weihrach. Alle spürten, wie der Boden bebte. Im Pulverdampf erschien die Gestalt Muntzers. Er blickte eilig auf die drei Männer und dann zur Stollendecke. Einige faustgroße Brocken lösten sich und stürzten zu Boden.
    „Glückauf dann!“, rief Muntzer höhnisch, riss die Laterne vom Boden und

Weitere Kostenlose Bücher