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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Brosche zu ihm gegangen war, deutete sie als leicht überspanntes, kapriziöses Verhalten, das jetzt sicher nicht mehr lange andauern würde. In Gedanken war Ruth bestimmt schon mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Meine Mutter wird mich niemals verstehen, aber das kann ich nicht ändern, dachte Hannah.
    Sie ging hinunter in die Halle und rief nach Simon. Er kam aus der Küche, wo er offenbar irgendeine Leckerei genascht hatte, denn er kaute und wischte sich verstohlen den Mund ab. Hannah unterdrückte ein Schmunzeln. »Bringe diese Brosche dem Herrn Salomon ben Isaak in Shimons Herberge.«
    »Soll ich ihm etwas ausrichten, Herrin?«
    »Nein. Es genügt, wenn du ihm die Brosche übergibst. Er weiß, was das bedeutet.«
    Simon nahm die Brosche und blieb zögernd stehen.
    »Was ist? Worauf wartest du?«
    Er druckste einen Moment herum, dann sagte er: »Herrin, verzeiht, dass ich mich einmische, aber wollt Ihr den Antrag des Herrn Salomon wirklich nicht annehmen? Ich weiß, was es heißt, arm zu sein. In den nächsten Tagen können hier in Köln schlimme Dinge geschehen. Und wenn unser Viertel angegriffen wird, wird sich der Hass, nun ja, vor allem gegen die Häuser der wohlhabenden Familien richten. Und dieses Haus hier ist eines der größten und schönsten im ganzen Viertel. Vielleicht wird Eure Familie alles verlieren. Wenn Ihr Salomon heute das Jawort gebt, müsst Ihr keine Armut mehr fürchten. Und Eure Träume von weiten, aufregenden Reisen könnten in Erfüllung gehen. Außerdem können Herr Nathan und seine Söhne dann nicht über Euch bestimmen, wenn … wenn, nun ja, falls Eurem Herrn Vater einmal etwas zustoßen sollte.«
    Für einen Augenblick war Hannah verärgert. Was nahm Simon sich da heraus? Aber sie spürte auch, dass er es gut meinte. Darum versuchte sie zu lächeln und erwiderte: »Was du sagst, ist vernünftig. Aber Menschen sind nicht nur dazu gemacht, vernünftig zu sein. Ich muss meinem Herzen folgen. Ich glaube, das ist mein Weg. Aber ich danke dir, dass du so mutig deine Meinung sagst. Das beweist mir, dass du ein wirklich guter Diener bist, der mich beschützen möchte. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Geh jetzt, und beeile dich.«
    Simon verneigte sich. »Selbstverständlich, Herrin. Ganz wie Ihr befiehlt.«
    Als Simon hinaus auf den Hof ging, schaute Hannah hinter ihm her und fühlte sich erleichtert, geradezu befreit. Dann sah sie, wie ihr Vater mit raschen Schritten aus dem Kontor kam. »Simon!«, rief er ungewohnt streng.
    Simon blieb erschrocken stehen, denn ein so scharfer Tonfall war bei Joseph sehr ungewöhnlich.
    »Wohin hat Hannah dich geschickt?«
    Sie schloss die Augen. Oh, nein! Normalerweise nahm ihr Vater vor lauter Konzentration seine Umwelt kaum wahr, wenn er mit dem Abakus rechnete. Aber offenbar hatte er, warum auch immer, an der Kontortür gestanden und von dort aus gesehen, wie sie Simon die Brosche übergeben hatte.
    Simon schaute betreten zu Boden. »Zu Salomon ben Isaak, Herr.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage! Her mit der Brosche! Ich rede mit ihr.«
    Simon warf Hannah einen bekümmerten, um Verzeihung bittenden Blick zu, dann händigte er den kleinen Schmetterling ihrem Vater aus.
    Mit vor Wut geröteten Wangen marschierte Joseph ins Haus, wo Hannah ein Stück in Richtung Kamin geflüchtet war und sich dort in einen Sessel gesetzt hatte. Es verwirrte sie, dass ihr Vater so zornig reagierte. Sie hatte damit gerechnet, dass er traurig sein würde, wenn er erfuhr, dass sie eine Heirat mit Salomon endgültig ablehnte. Er hatte ihr doch versprochen, sie zu nichts zwingen zu wollen? Sie verstand seine wütende Reaktion nicht. Das passte überhaupt nicht zu ihm.
    Die Adern an Josephs Schläfen waren geschwollen. Seine Hände zitterten. »Ich … ich habe nachgedacht, und ich werde das nicht zulassen, Kind!« Kind hatte er sie schon sehr, sehr lange nicht mehr genannt. »Du wirst deine Zukunft nicht aufs Spiel setzen! Du wirst Salomon heiraten!«
    »Aber, Vater! Ihr … Ihr habt mir versprochen, dass ich frei entscheiden darf!« Hatte er denn sein eigenes Versprechen vergessen?
    Joseph wurde etwas ruhiger. »Das … ist wahr. Aber ein Vater darf seine Meinung ändern!«
    »Und warum wollt Ihr Euch jetzt nicht mehr an Euer Versprechen halten?« Sie merkte, wie sie ebenfalls wütend wurde. Hatte er ihr nicht immer vermittelt, dass sie lernen solle, ihren eigenen Weg zu gehen und selbst über ihr Leben zu entscheiden? »Ihr habt mir doch immer

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