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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Sorge weniger.
    Allmählich beruhigte er sich.
    Jetzt, dachte er, mache ich mir erstmal
einen Tee.
    Er stand auf und wollte zur Küche, wo
sich schmutzige Teller stapelten, denn die Geschirrspülmaschine war seit langem
kaputt; und Röder hatte vor einer Woche zum letzten Mal abgewaschen.
    Als er auf der Schwelle stand,
schrillte das Telefon.
    Er meldete sich.
    Eine rauhe Stimme, die offensichtlich
an entzündeten Rachenmandeln vorbei strich, sagte: „Röder, du Saukerl! Lebst du
immer noch?“
    „Das ist ja...“
    Röder sprach nicht weiter, sondern
legte auf.
    „...unerhört!“ vollendete er den Satz.
    Die Hand lag noch auf dem Hörer, als es
zum zweiten Mal klingelte.
    „Ja, bitte?“
    „Leg nicht auf, du Saukerl“, sagte die
heisere Stimme mit der Halsentzündung. „Es geht um dein Leben, Röder. Deshalb
solltest du zuhören. Erkennst du mich?“
    „Nein. Ich kenne und erkenne Sie nicht.“
    Das war gelogen. Irgendwie schien ihm die
Stimme vertraut zu sein.
    Allerdings auf eine unangenehme Weise.
Jedenfalls sträubten sich die Nackenhaare.
    „Ich bin Hasso Flühter“, sagte der
Anrufer.
    „Tatsächlich? Sind Sie nicht! Denn mit
dem... äh...“ Er stockte. Um Himmels willen! Nur nicht zugeben, daß der bereits
angerufen hatte.
    „Denn mit dem... was, Röder?“
    „Sie... Sie sind nicht Flühter.“ Röders
Stimme wackelte.

    „Soll ich’s dir beweisen? Soll ich dir
mein Klappmesser beschreiben, das du angeblich neben deiner verletzten Frau
gefunden hast — damals? Oder... wohin ich dich geboxt habe, als wir die
Auseinandersetzung hatten? Heh? Es war ein Schlag hinters Ohr. Und das wissen
nur du und ich, denn du warst ja nicht mal beim Arzt.“
    Röder bemühte sich, ruhig zu atmen.
    Also doch! Ja, die Stimme. Aber wer
hatte vorhin angerufen?
    „Wenn Sie’s wirklich sind, Flühter — ich
erhielt bereits einen Anruf. Etwa vor einer halben Stunde. Die Stimme klang
Ihrer sehr ähnlich. Nur jünger — würde ich jetzt sagen. Wer hat sich da für Sie
ausgegeben?“
    Für einen Moment blieb es still in der
Leitung.
    Verschlug es dem Häftling die Sprache?
    Nein. Er lachte plötzlich.
    „W’eiß schon, wer das war. Meine
Freunde. Und der eine... hat eine kräftige, aber junge Stimme, wie? So ein...
Schlitzohr! Was wollte er denn?“
    „Er sagte, daß er — also Sie — sich mit
mir treffen würden. Ich bot Ihnen meine Hilfe an. Weil ich meinen Haß nicht
mehr habe. Es ist wegen Christine. Sie starb vor zwei Jahren — und hat Ihnen
verziehen. Auch ich soll Ihnen vergeben — bat sie mich. Deshalb kann ich Sie
nicht mehr hassen, obwohl Sie meine Frau auf dem Gewissen haben.“
    „Röder! Bleibst du noch immer dabei?
Ich war es nicht. Nie — niemals habe ich deine Frau angerührt. Ich war an
diesem 9. September nicht da, war weit weg mit dem Wagen, habe nur leider keine
Zeugen dafür. Ich bin ein bißchen jähzornig und gewalttätig. Aber niemals würde
ich mich an einer Frau vergreifen. Niemals!“
    „Das müssen Sie sagen.“
    „Röder, ich sitze unschuldig im Knast.“
    „Sie sind ja gar nicht mehr drin. Sie
sind ausgebrochen.“
    „Ich weiß selbst, daß ich keine Chance
habe. Aus dem Gefängnis-Hospital bin ich ausgerückt, um mit dir zu reden. Aber
jetzt bin ich krank. Ich kann nicht weg aus meinem Schlupfwinkel.“
    „Ihre... äh... Freunde — sind das auch
Häftlinge?“
    „Nein. Die sind ehrlich, anständig,
unbestechlich und treu. Sie helfen mir, weil sie davon überzeugt sind, daß sich
die Justiz in meinem Fall geirrt hat.“
    „Also sind das keine Verbrecher?“
    „Wer? Der Staatsanwalt und die Richter?“
    „Nein. Ihre Freunde.“
    „Sage ich doch. Sie sind als Staatsbürger
— als künftige — erste Wahl. Handelsklasse A. Begriffen?“
    Röder atmete auf.
    Von diesen Freunden hatte er also
nichts zu befürchten, wenn er seinen Plan wahr machte und Flühter in die Falle
lockte, nämlich der Polizei übergab.
    „Wir können uns treffen, sobald Sie
gesund sind.“
    „Gehst du dann mit mir zur Polizei?“
    „Weshalb sollte ich?“
    „Um deine Aussage zurückzunehmen.“
    „Das hieße ja, ich hätte damals
gelogen.“
    „Du hast dich geirrt. Das ist was
anderes.“
    „Wobei soll ich mich geirrt haben?“
    „Bei dem Beweisstück Nummer eins,
meinem Klappmesser. Du hast es irgendwann woanders gefunden. Hast es deiner
Frau gegeben. Sie hielt es möglicherweise in der Hand, als der Täter
hinterrücks angriff. Es fiel zu Boden. Und deshalb lag es dort. Eingefallen

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