Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
richtigen Augenblick am richtigen Platz waren.«
    »Die schicksalhafte Verknüpfung
der Odenhafers mit den Grapsbachs«, sagte Gaby, »besteht also nicht erst seit
Opa Leo — seit der den Laden gemietet hat. Nein, sie besteht seit 102 Jahren — und
in einer so dramatischen Weise, dass ich mir jetzt die Haare hochstecken muss,
weil sich meine Löckchen im Nacken kräuseln. Jungs, ist euch klar? Moralisch
gesehen, gehört der Grapsbach-Block den Odenhafers. Und zwar seit über 100
Jahren.«
    Alle nickten. Alle hatten noch
eine Weile mit ihrer Verblüffung zu tun.
    Dann sagte Karl: »Leider nur
moralisch! Ich muss wiederholen, was ich vorhin schon sagte: Wenn die
Odenhafers prozessieren, stehen sie auf verlorenem Posten. Albrecht, der
Serienkiller, hatte zweifellos einen schweren Hau in der Waffel. Unsere
Dokumente genügen nicht. Es gibt kein Testament. Otto-Wilhelms
Absichtserklärung ist nichts Endgültiges. Nee, so geht’s nicht.«
    »Aber«, sagte Tim, »dann muss
auch ich mich wiederholen. Wir können dem PEW-Alex einheizen, dass er seine
Sauna für’n Kühlschrank hält. Aber schlau müssen wir Vorgehen. Wenn wir den
Mörder von damals öffentlich machen, wäre das vielleicht ein geiles Highlight
für die Sensationspresse — für die Medien überhaupt. Wobei ich gar nicht mal
glaube, dass Alex viel passieren würde. Mit seinem Geld kann er Wohlwollen und
Stillschweigen erkaufen. Und überhaupt: Wer von den Planetenbehausern weiß
schon, was für Herzchen er unter seinen Vorfahren hat. Bei den meisten Adligen,
die heute auf großen Ländereien sitzen, kannst du davon ausgehen, dass die
Altvorderen aus vergangenen Jahrhunderten rabiate Figuren waren. Die haben
ihren Besitz bestimmt nicht zusammengerafft mit häufigem Beten. Die haben
massakriert, niedergemetzelt, abgeschlachtet und anschließend festgelegt: Das
alles gehört jetzt mir. Alex wird die Achseln zucken und sagen: Was kann ich
für den Psycho?! Also werden wir schlau umgehen mit dem, was wir haben: Nicht
verpulvern!«
    »Du setzt auf Erpressung«,
sagte Gaby. »Beziehungsweise Nötigung.«
    Tim grinste. »Aber ja. Dass
unser Zeugs dem PEW-Vorsitzenden äußerst peinlich ist — davon können wir
ausgehen, trotz allem.«
    »Du willst einen Deal mit ihm
machen?«
    »Genau. Wir verzichten auf
Veröffentlichung. Im Gegenzug lässt er der Tanja Fritsche-Wolkenkuss einen
mächtigen Betrag zukommen — meinetwegen anonym. Ob das auch bei Norbert Tebbich
anzuwenden ist, wage ich nicht zu entscheiden. Das überlassen wir deinem Vater,
Gaby. Er wird dafür sorgen, dass Tebbich untersucht wird. Ich denke mal, man
kann seinen Dachschaden reparieren. Dann wäre eine Entschädigung angebracht.
Vorausgesetzt, dass er mit der Kohle nicht wieder Schusswaffen anschafft. Tja,
und vor allem die Odenhafers. Die sind die Hauptgewinner. Auf die muss der
warme Regen herunterrauschen, dass sie im Club der Millionäre einen der
vorderen Plätze kriegen. Und Opa Leos Laden wird sein, Leos, Eigentum.«
    »Super!«, nickte Gaby.
    »Wenn es gelingt«, zweifelte
Karl.
    »Liegt an uns.« Tim klatschte
in die Hände. »Karl, du machst Fotokopien vom Geständnis und vom Tagebuch. Die
Originale kommen in euren Safe.«
    »Der ist sicher wie... nein,
nicht wie die Bank von England! — wie Fort Knox.«
    »Ich rufe meinen Papi an«,
sagte Gaby. »Damit bei Tebbich das Arsenal abgeholt wird. Wie sage ich’s denn,
ohne zu lügen?«
    »Ah...«, Tim überlegte. »Am
besten, gar nicht. Wir müssen das anders machen. Ich, Gaby, rufe im Präsidium
an. Nicht deinen Vater, sondern Kommissar Kohlmann. Ich bleibe anonym, spreche
mit verstellter Stimme und gebe nur einen Hinweis, erkläre nämlich, dass ich
zufällig das Waffenlager in Tebbichs Gartenhaus entdeckt habe. Nun fühle ich
mich für die Sicherstellung verantwortlich — weil man doch so viel liest von
ausgerasteten Typen, von Amokläufern, die um sich ballern und die Bewohner
ganzer Stadtviertel niederschießen.«
    »Ist mir lieber so«, nickte
Pfote.
    »Und mit den Fotokopien reisen
wir also nach Zürich«, seufzte Klößchen, »bitten um einen Termin bei Alex, dem
PEW-Vorsitzenden, und gehen ihm schwer auf die Nerven.«
    Tim nickte. »Wenn wir dann aus
Zürich zurückkommen, geschieht das nicht mit leeren Händen. Außerdem werden wir
dem Obermotz ein paar Zugeständnisse abringen hinsichtlich Tierversuchen,
Zigarettenwerbung und Beschränkung der Waffenexporte.«
    »O Mann, sind wir gut!«, lachte
Gaby.
    »Das zwar auch. Aber

Weitere Kostenlose Bücher