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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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alles
Bemühen wäre nichts ohne das Material in unseren Händen.«
    »Wann reisen wir?«, fragte
Gaby.

    »Morgen Früh.«
    »Warum nicht schon heute
Nacht«, meinte Klößchen, »wenn es denn sein muss?«
    »Hast du’s plötzlich so
eilig?«, fragte Karl.
    »Nee. Aber ich liebe
Bequemlichkeit. Und die Anreise in unserer Jaguar-Limousine wäre doch ne feine
Sache. Natürlich checken wir dann ein in der Jugendherberge. Sieht stark aus,
wenn wir mit Papas Schlitten Vorfahren — und sogar mit Chauffeur.«
    »Wie willst du das
bewerkstelligen?«, fragte Tim verblüfft.
    »Ganz einfach. Meine geliebte
Mama besucht zurzeit eine Schulfreundin in der Schweiz. Und zwar in
Rippergütlivil. Das ist in der Nähe von Zürich. Mama will aber Pfingsten wieder
zu Hause sein. Deshalb fährt Georg heute um Mitternacht los — er fährt gern
nachts — und holt sie ab.«
    Besagter Georg — ein sehr
sympathischer, etwas gehbehinderter Berufsfahrer — ist seit vielen Jahren Privatchauffeur
bei den Sauerlichs.
    »Und das sagst du jetzt!«,
murmelte Tim.
    »Ist doch rechtzeitig.«
    Tim grinste. »Wir fahren also
mit, weil die Gelegenheit so günstig ist, bleiben aber ein bisschen in Zürich —
wegen der Sehenswürdigkeiten. Das ist glaubwürdig, unverdächtig und macht was
her.«
    »Wegen der Sehenswürdigkeiten,
von denen es etliche gibt«, nickte Karl. »Zum Beispiel das Großmünster, der
bedeutendste romanische Sakralbau der Schweiz. Grundsteinlegung war um 1100.
Aber sicherlich ohne Zeitkapsel.«
    »Da passt ja alles zusammen!«,
lachte Gaby.
    »Und wir brauchen nur die
Rückreise zu zahlen«, freute sich Karl.
    »Sofern wir dann noch leben«,
meinte Klößchen düster.
    »Ich muss mein Köfferchen
packen!« Gaby war vom Reisefieber gepackt. »Von wo starten wir?«
    Klößchen gab sich als
routinierter Reiseleiter. »Am besten, von hier. Ich rufe Georg an, damit er uns
abholt. Zum Packen haben wir genug Zeit.«
    Gaby sprang auf. »Ich muss
sofort nach Hause.«
    »Lass mich noch den Kohlmann
anrufen«, sagte Tim. »Dann begleite ich dich.«
    »Ist doch nicht nö... Ach, so!
Ja, doch! Wegen der Typen, die’s auf meine Haare abgesehen haben.«
    Tim erledigte seine Aufgabe.
Als er dann mit Gaby auf die Lindenhof-Allee trat, war der graue VW
verschwunden. Sie sahen auch keinen der Tarnjacken-Typen.
    Die beiden pesten bis zum
Ehrenborn-Platz und stiegen dort in die U-Bahn.

15.
Rückpfiff
     
    In dem Seitenweg — 400 Meter
von der Vierstein-Villa entfernt — parkte der graue VW unter überhängenden
Zweigen. Im Wagen saß nur noch Jürgen Schulken. Nocke und Simon waren bereits
unterwegs.
    Der Spätnachmittag wurde vom
frühen Abend abgelöst. Letzte Sonnenstrahlen zogen goldene Bahnen durch die
Gärten. Das Licht wurde brauner. Betörend dufteten blassrote und dunkelrote
Pfingstrosen.
    Schulken dachte gerade an gar
nichts, als sein Handy klingelte.
    »Hey, du Penner!«, meldete er
sich. »Hier Jürgen Schulken.«
    Verblüffte Stille in der
Leitung.
    Dann: »Schulken, Mann! Reißen
Sie sich zusammen! Was soll das?«
    Schund und Schande!, dachte der
Typ. Und nahm unwillkürlich eine respektvolle Haltung ein. Das ist ja unser
Eh-Vo, der Ehrenvorsitzende.
    »Verzeihung, Herr Körner! Ich
dachte, es wäre mein Freund.«
    »Kriegen Sie sonst keine
Anrufe, Schulken?«
    »Ah... doch! Aber selten.
Eigentlich brauche ich das Handy nur für... äh... mich und meine Freunde.«
    »Hat Meier-zwei Sie
verständigt?«
    »Nö.«
    »Was?«
    »Nein. Ich erhielt keinen
Anruf.«
    »Höchst unangenehm! Es geht um
den Blödsinn, den ihr da vorhabt. Sie, Nocke und Simon. Es geht um den Artikel
in der Schülerzeitung. Ihr wollt euch die Verfasser vornehmen?«
    »Ja, wollen wir«, erklärte
Schulken eifrig. »Sind zwei Mädchen. Die eine hat’s schon erwischt. Nocke und
Simon haben ihr die Haare abgeschnitten. Und die andere werden wir nachher...«
    »Gar nichts werdet ihr!«,
brüllte Körner. »Mann! Seid ihr des Teufels? Wer hat euch zu dieser
Eigenmächtigkeit angestiftet, heh?«
    Schulken fühlte sich wie in
Eiswasser getaucht. »Aber... wir«, stotterte er, »wollen doch im Sinne der
Partei... ich meine, wir wollen nicht zulassen, dass diese Kids derart
abträglich über uns... Ist doch rufschädigend, so was!«
    »Was ihr macht, ist
rufschädigend! Es heißt ohnehin, wir wären radikal. Ihr schadet dem Ansehen der
Partei! Begreifen Sie das, Schulken?«
    »Äh... ja. Tut mir Leid. Wir
haben... wir hatten eine andere Vorstellung.«
    »Keine weitere

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