Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ja
Mord war, wie wir wissen. Otto-Albrecht, unser Täter, lebte von 1868 bis 1943.
War verheiratet und hat 1912 Otto-Friedrich gezeugt, den Vater vom PEW-Alex.
Friedrich ist 1993 verschieden. Über Albrecht ist nicht viel vermerkt — außer
seiner Lebensdaten. Offenbar hat er unauffällig gelebt — als Verwaltungsjurist.
1933 hat man ihn pensioniert. 1943 wurde sein Haus zerbombt. Er und seine Frau
Martha starben unter den Trümmern. Sohn Friedrich befand sich an der Ostfront.
Der PEW-Alex wurde übrigens 1950 geboren. Ist jetzt also im besten
Mannesalter.«
    »Der Reitunfall?«, fragte Gaby.
    »Richtig, auch der ist im
Zeitungsarchiv vermerkt. Augusta-Pauline Baronin Mugus zu Grapsbach wurde nach
damaliger Lesart von ihrem Pferd abgeworfen und brach sich dabei den Hals.
Otto-Wilhelm, der Gatte, ließ die Stute Asia daraufhin erschießen.«
    »Mistkerl!«,kommentierte Gaby.
»Hoffentlich hat er’s bereut, als er dann die Wahrheit erfuhr. Außerdem ist es
eine Ungerechtigkeit des Schicksals, dass niemand den Mörder entdeckt hat.«
    »Vielleicht hat er bei seinem
Ende gelitten«, tröstete Klößchen. »Könnte ja im Bombenkeller langsam erstickt
sein.«
    »Da war der Kerl 75 und
wahrscheinlich immer noch hoch angesehen.«
    »Tempi passati«, murmelte Tim.
»Vergangene Zeiten. Im Nachhinein lässt sich nichts ändern. Was gefunden über
die Hellseherin, über Alma von Runen?«
    »Die hat damals Aufsehen
erregt. Halb Betrügerin, halb mit dem sechsten Sinn begabte Hexe. Heutzutage
wäre die als Esoterikerin (jmd., der sich in einer Geheimlehre auskennt) die totale Vorzeige-Tante. Und in jeder zweiten Talkshow vertreten. Die Tussi
hieß in Wahrheit Agnes Ritzel. Aber das wäre natürlich nicht so beeindruckend
gewesen.« Karls Miene wurde ernst. »Ich habe noch in dem Tagebuch gelesen. Albrecht
hat seine Morde an Ulrike und Rosamunde ziemlich ausführlich geschildert. Zum
Speien! Da steht auch, dass er ihnen die Fingerringe abgenommen hat. Mit der
Anmerkung, er werde sie seiner Verlobten Martha schenken. Es ist anzunehmen,
dass die sie getragen hat.«
    Gaby schüttelte sich. Klößchen
fand noch etwas Schokolade in der Tasche und nahm einen Mund voll.
    »Jetzt das Dessert, Karl!«,
sagte Tim. »Das Beste zum Schluss.«
    Karl grinste. »Es betrifft die
Odenhafers.«
    Seine Freunde blickten
gespannt.
    »Auch die haben einen
Stammbaum«, erklärte Karl. »Die Familienchronik endet zurzeit bei Regina, die
ja 1985 geboren wurde. Ihr Vater Hugo, der herzschwache Gourmetkoch, ist nur 22
Jahre älter, also Jahrgang 1963. Von Opa Leopold wissen wir, dass er 1942 das
Licht der Welt erblickte. Und Reginas Urgroßvater ist ein gewisser Kurt,
ebenfalls Uhrmachermeister und hier auf Erden zugegen von 1910 bis 1978, hat
also Hugo noch erlebt, aber nicht mehr die Urenkelin.«
    »Und?«, fragte Tim.
    »Wie ihr euch denken könnt,
hatte auch Kurt einen Vater.«
    »Können wir uns denken. Und
weiter?«
    »Der ist sozusagen Reginas
Ururgroßvater.«
    »Ja, doch!«
    »Er hieß Fritz.«
    »Und?«
    »Hat gelebt von 1877 bis 1915.
Auch ein Opfer des Ersten Weltkriegs.«
    »Bedauerlich! Aber nicht
sensationell. Das, Karl, kippt uns nicht aus den Socken.«
    Computer-Karl grinste jetzt von
einem Ohr bis zum andern. »Vielleicht doch. Wenn ich euch nämlich verrate, dass
dieser Fritz erstens gut schwimmen konnte und zweitens Ingenieurstudent war.«
    »Neiiiiiin!«
    Tim und Gaby schrien wie aus
einem Munde. Klößchen saß noch auf der Leitung und fuhr erschrocken zusammen.
    Karl nickte. »Doch! Der
Ingenieurstudent, der am 12. Mai 1898 den Vater des Mörders — nämlich
Otto-Wilhelm — aus dem Strom rettete, weil Wilhelm mit seinem Daimler-Kraftwagen
von der Gedächtnis-Brücke gestürzt war — jener Fritz Odenhafer ist Reginas
Ururgroßvater. In den Zeitungsberichten ist er hinsichtlich persönlicher Daten
genau erfasst. Ich habe dann auch gleich Opa Leo angerufen — natürlich ohne
irgendwas vom Kontext, vom allgemeinen Zusammenhang, zu verraten — und mich
erkundigt. Leo konnte mir bestätigen, dass sein Großvater — für Leo ist es ja
nur der Großvater — damals als Lebensretter geehrt worden war. Und dass er auch
sicherlich ne hohe Belohnung vom Wilhelm Grapsbach gekriegt hätte — der aber
leider vorher vom Turm fiel. Ist’n Ding, was?«
    »Eine Wahnsinns-Verbindung!«,
rief Gaby.
    »Irre!« Tim schüttelte schon
zum dritten Mal den Kopf. »Und uns spielt das Schicksal die Zeitkapsel zu! Uns,
Leute! Nur weil Gaby und ich im

Weitere Kostenlose Bücher