Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
eine Probe vorbei... Keine Ursache, Herr
Werlich. Bis dann.“
Elfi legte auf und
seufzte. „Ich will mich nicht mit dir streiten, Stan. Ohne
deine Erfahrung bin ich in diesem Laden aufgeschmissen. Ich weiß,
dass mein Vater mehr für dich ist als ein Vorgesetzter und dass
du und die anderen Männer euch, na ja, vielleicht manchmal ein
bisschen schwer damit tut, nun eine Frau als Chef zu haben. Alles,
worum ich euch bitte, ist eine faire Chance. Okay?“
„ Tak, Szefowa.“
18
Tom schuftete den
ganzen Vormittag über in den Schauanlagen. Erst in seiner
Mittagspause würde er versuchen können, ins Wohnhaus
einzudringen. Irmgard wäre nicht gerade erfreut gewesen, wenn
er sich für längere Zeit verdrückt und sie allein in
den Beeten zurückgelassen hätte. Vor allem musste Tom
darauf warten und hoffen, dass Elfi irgendwie abgelenkt wurde. Sie
saß meistens im Büro, erledigte Schreibkram oder
telefonierte. Selten führte sie einen Kunden durch die
Gärtnerei.
Toms Gedanken kehrten
immer wieder zu dem Gespräch zwischen Stan und Elfi zurück.
Es gab viel Konfliktstoff in diesem Betrieb, das stand fest. Aber
Stoff für ein Verbrechen? Oder gar zwei? War das, was er hier
beobachtete, der ganz normale alltägliche Wahnsinn oder steckte
mehr dahinter? Irgendetwas, das zwischen den beiden gesagt worden
war, beschäftigte Tom, er kam indes nicht darauf, was. Oder war
es etwas, das nicht ausgesprochen worden war?
Gegen zehn Uhr schaute
Elfi bei ihm und Irmgard vorbei. „Ihr kommt gut voran“,
stellte sie zufrieden fest, und sie hatte recht. Irmgard war eine
geschickte Gärtnerin und Tom gab sich immerhin Mühe.
Heidis Abwesenheit hatte nicht nur Nachteile. Mit ihrer
Geschwätzigkeit hatte sie fast soviel an Konzentration
abgelenkt, wie sie selbst an Arbeitskraft hinzufügte.
„ Dafür
werde ich morgen keinen Finger mehr rühren können“,
klagte Tom.
„ Das ist völlig
normal, wenn man keine körperliche Arbeit gewohnt ist“,
tat Elfi mitleidlos ab. „Es dauert ein bis zwei Wochen, dann
haben sich die Muskeln auf die Belastung eingestellt.“
„ Du scheinst
dich ja gut damit auszukennen.“ Tom konnte einen sarkastischen
Unterton nicht unterdrücken.
„ Ob du es
glaubst oder nicht, auch ich musste dieses Geschäft von der
Pike auf lernen. Während meines Studiums habe ich mehrere
Praktika absolviert, unter anderem in Holland und Italien. Meiner
Meinung nach ist Unkrautjäten noch nicht einmal die
unangenehmste Aufgabe, zumal bei so schönem Wetter wie heute.
Wenn du erst mal stundenlang bei strömendem Regen schwere
Pflanzen ein- oder ausgepflanzt hast, wirst du dich vielleicht nach
dieser Tätigkeit sehnen.“
„ Danke, das baut
mich richtig auf“, sagte Tom und brachte Elfi damit zum
Lachen. Bald war sie wieder im Büro verschwunden.
19
„ Ich mach’
jetzt Mittagspause“, kündigte Irmgard gegen zwölf
Uhr an. „Kommst du mit in den Aufenthaltsraum?“
„ Äh, nein,
ich hab’ noch überhaupt keinen Hunger“, log Tom,
dem der Magen schon bis auf die Füße hing. Wenn Irmgard
ihn allein ließ, konnte er sich womöglich ins Wohnhaus
schleichen.
„ Wie du meinst“,
wunderte sie sich. „Ein Stündchen, dann bin ich wieder
da.“
Tom blickte zum Büro
hinüber. Er hatte sich unauffällig über die
räumlichen Gegebenheiten informiert und wusste, dass hinter dem
Tresen eine Tür in die Privaträume führte. Es gab
noch eine Haustür zum Kundenparkplatz hin, aber die war ebenso
verschlossen wie das Gewächshaus mit den Rosen, von dem aus es
einen Zugang zum Wohnhaus gab. In dessen Erdgeschoss stand kein
einziges Fenster offen und Elfi befand sich noch immer im Büro
– unmöglich, unbemerkt an ihr vorbeizukommen.
Lustlos arbeitete Tom
weiter. Fünf Minuten vergingen, zehn, fünfzehn. Endlich
passierte etwas. Ein Wagen bog auf den Kundenparkplatz ein und
hielt. Ein älterer Herr stieg aus, orientierte sich kurz und
ging dann ins Büro. „Komm schon“, riefen Toms
Gedanken ihm zu, „lass dir irgendwas zeigen, am besten am
anderen Ende der Gärtnerei!“
Ein paar Minuten
verstrichen, bis der Mann tatsächlich zusammen mit Elfi das
Büro verließ. Ohne auf Tom zu achten, passierten sie die
Schauanlagen und traten durch die Lücke in der Hecke in den
Produktionsbereich ein.
Jetzt oder nie! Tom
ließ alles stehen und liegen und rannte ins Büro. Auf dem
Schreibtisch hinter dem Tresen lag ein Terminkalender. Er schlug den
letzten Freitag auf. Vielleicht fand sich ein Hinweis, dass jemand
an
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