Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
ergibt
alles keinen Sinn, nicht wahr?“
Sabine zuckte mit den
Achseln. „Könnte es nicht um die Baumschule selbst gehen?
So wie du sie mir beschrieben hast, ist es schon ein großer
Besitz. Wer würde das eigentlich erben, wenn der alte Landgraf
tot wäre? Doch sicherlich Elfi. Sie hat keine Mutter mehr und
auch keine Geschwister. Sie will den Betrieb übernehmen, aber
ihr Vater traut es ihr nicht zu. Die beiden scheinen nicht gerade
das beste Verhältnis zueinander zu haben.“
„ Nein“,
winkte Tom entschieden ab. „Bisher ist mir noch überhaupt
niemand begegnet, der ein wirklich gutes Verhältnis zu Herrmann
Landgraf hat. Deswegen bringt man ihn aber nicht gleich um. Und
warum sollte Elfi das ausgerechnet zu einer Zeit machen, da sie noch
im Studium steckt? Die Baumschule ist durchaus ein eindrucksvoller
Besitz, aber nichts, was man leicht zu Geld machen könnte.
Außerdem war Elfi in Erfurt, als ihr Vater verschwand, hast du
das vergessen?“
„ Behauptet sie.
Sie könnte an einem Tag hin- und mit dem Nachtzug wieder
zurückgefahren sein. Stan hat sie ja erst am Samstagnachmittag
angerufen.“
„ Trotzdem kann
ich mir nicht vorstellen, dass sie eine Vater-Mörderin ist. Sie
macht zwar einen auf cool, war aber ehrlich erschüttert über
das, was mit Lech passiert ist. Und was sollte sie denn von seinem
Unglück haben, falls das wirklich alles zusammenhängt?“
„ Schon gut, war
ja nur eine Spekulation.“
„ Wir brauchen
mehr Fakten.“
„ Hast du was
Bestimmtes im Sinn?“
„ Sobald sich
morgen eine Gelegenheit ergibt, werde ich mich mal im Büro und
im Wohnhaus umsehen. Insbesondere suche ich nach einem
Terminkalender. Ich will herausfinden, wer letzte Woche
Schnittarbeiten in einem Garten mit einer Drachensicheltanne
verrichtet hat. Der Grünschnitt wird ja wohl nicht lange auf
der Pritsche gelegen haben. Vielleicht bringt mich das weiter.“
„ Puh, lass dich
bloß nicht erwischen! Bis jetzt konnte ich mir kaum
vorstellen, dass du in der Baumschule wirklich in Gefahr sein
könntest. Aber der Vorfall mit Lech heute rückt alles in
ein anderes Licht. Sei um Himmels Willen vorsichtig!“
17
Am nächsten
Morgen fühlte sich Tom wie gerädert. Er hatte erst sehr
spät einschlafen können und wilde Albträume gehabt.
Als der Wecker klingelte, war sein erster Impuls, sich wieder
umzudrehen. „Nein“, ermahnte er sich. „Wenn du
jetzt liegen bleibst, verlierst du den Job und alles war umsonst.
Andere müssen ja auch aufstehen und zur Arbeit. Du wirst dich
schon daran gewöhnen.“
Der Geist war nun
willig, das Fleisch aber noch lange nicht. Als Tom sich aufraffte,
verspürte er einen schmerzhaften Muskelkater in seinen
Gliedern. „Und das nach nur einem halben Tag körperlicher
Arbeit!“ Er war spät dran. Mühsam zog er sich an,
eilte in die Küche, um ein mageres Frühstück
hinunterzuschlingen, und fuhr dann in die Baumschule.
Im Aufenthaltsraum
herrschte eine gedrückte Stimmung. Im Vergleich zum Vortag
fehlten vier Personen: Heidi, die von Irmgard entschuldigt wurde,
Marius, den niemand entschuldigte, Stan und natürlich Lech.
Kaum ein Wort fiel, bis Elfi kurz vor acht Uhr das Zimmer betrat,
gefolgt von Stan. Ihre Gesichter drückten bereits alles aus.
„ Morgen. Ich
habe euch eine schlechte Nachricht zu überbringen, eine sehr
schlechte“, sagte Elfi, um Fassung ringend. „Lech ist
heute Nacht im Krankenhaus gestorben. Seine Verletzungen waren zu
schwer. Es tut mir so leid für ihn, seine Angehörigen und
auch für euch.“
Alle schwiegen
entsetzt.
Zaghaft redete Elfi
weiter. „Falls jemand den Tag freinehmen möchte, habe ich
nichts dagegen. Ich selbst werde allerdings weitermachen. Ich möchte
nicht unsensibel erscheinen, aber ich kann es mir in der derzeitigen
Situation einfach nicht erlauben, aufzuhören.“
Eine Weile lang sagte
keiner ein Wort. Dann erhob sich Plotzeck. „Frau Landgraf, ich
bin zwar noch nicht lange hier, aber ich denke, im Namen aller zu
sprechen, wenn ich sage, dass der plötzliche Tod unseres
Kollegen uns sehr nahe geht. Dennoch: Ich zumindest will wieder an
die Arbeit. Es kommt nicht in Frage, Sie im Stich zu lassen.“
Elfi lächelte ein
wenig. „Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Plotzeck.“
„ Wünschen
Sie, dass ich die Aufgabe am Buschhacker übernehme? Mit der
‚Frau Doktor’ Mühlbach liege ich ehrlich gesagt
ohnehin nicht auf einer Wellenlänge.“
„ Der Buschhacker
darf nicht angerührt werden, bis die Behörden
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