Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
rätselhaften
Vorkommnissen der letzten Woche in der Baumschule Landgraf in
Verbindung zu bringen. Er brauchte jetzt schnell eine plausible
Erklärung, die ihm die Gesetzeshüter vom Hals hielt und
hoffentlich auch seinen Job rettete.
„ Wie hast du
eigentlich bemerkt, dass jemand im Haus ist“, versuchte er
Zeit zu gewinnen.
„ Ich stelle hier
die Fragen.“
So kam er nicht
weiter. Tom war ein schlechter Lügner. Wenn Elfi ihn
durchschaute, hatte er ausgespielt. Er musste mit der Wahrheit
herausrücken und darauf hoffen, dass sie ihm Verständnis
entgegenbrachte. „Also gut, ich sage dir alles, auch auf die
Gefahr hin, dass du mir nicht glaubst oder mich für verrückt
hältst. Es ist eine lange und ziemlich bizarre Geschichte…“
„ Ich warte!“
Tom erzählte von
Anfang an – von der Hand, die er auf der Pritsche gesehen
haben wollte (den Verdacht, dass es sich dabei um Herrmann Landgraf
gehandelt haben könnte, erwähnte er nicht), von seinen
Recherchen, die ihn zur Gärtnerei geführt hatten, von
seinen Erlebnissen bis zu Lechs Tod und schließlich von seinem
Vorhaben, durch eine Hausdurchsuchung weitere Informationen zu
erlangen.
Elfi hörte
geduldig zu. Als er geendet hatte, starrte sie ihn an. Was würde
sie nun daraus machen? Würde sie ihn hinauswerfen und der
Polizei übergeben? Ihn anschreien oder auslachen? Nichts davon.
Elfi wandte sich ab und trat ans Fenster. Und zu Toms größter
Überraschung begann die eiserne Chefin, leise zu schluchzen.
„ Das ist zu
viel“, wimmerte sie nach einer Weile. „Das ertrage ich
nicht mehr. Erst verschwindet mein Vater. Ich muss mein Studium
unterbrechen, um in den Betrieb einzusteigen. Wo ich doch von Tuten
und Blasen keine Ahnung habe! Die Kunden nehmen mich nicht ernst,
die Angestellten tanzen mir auf der Nase herum. Dann stirbt Lech,
wofür ich die Verantwortung trage, ich ganz allein. Und nun
dringst du in mein Haus ein und sagst mir, dass mein Vater irgendwo
tot in einem Komposthaufen liegt.“ Das Schluchzen ging in
einen Weinkrampf über.
„ Moment mal!
Nichts dergleichen habe ich gesagt. Falls du das mit der Hand
meinst, das kann alles Mögliche bedeuten. Vielleicht habe ich
mich auch getäuscht.“ Tom fand sich selbst nicht gerade
überzeugend. Um Elfi zu beruhigen, erzählte er ihr von
Irmgards Theorie, ihr Vater sei lediglich untergetaucht und wolle
sie auf die Probe stellen.
„ Das passt
überhaupt nicht zu ihm“, schüttelte sie den Kopf,
über dessen Wangen dicke Tränen liefen. „Er liebt
diese Gärtnerei. Hat sein ganzes Leben hier verbracht und würde
den Betrieb niemals sich selbst überlassen. Und mir schon gar
nicht.“ Bitterkeit sprach jetzt ebenso aus ihr wie Trauer. „Er
traut mir ja nichts zu. Eine Probe, ha, als ob er mir so eine Chance
gäbe! Nimmt mich ja kaum wahr. Das Wichtigste ist er selbst mit
seinen Filmen und Rosen, und danach kommt lange nichts. Dann
Pahlewi, dann Stan und die übrigen Angestellten, die Kunden –
und ich ganz am Schluss.“ Elfi hatte sich in Hitze geredet. Da
fiel ihr wieder ein, dass ihr Vater vermutlich tot war und das
Schluchzen begann von neuem. „Seitdem ich gehört hatte,
dass er vermisst wird, dachte ich mir schon, es müsse ihm etwas
zugestoßen sein. Von dir habe ich jetzt die Bestätigung.“
Tom fühlte sich
so hilflos. Während Elfi regungslos durchs Fenster in die Ferne
starrte, blickte er betreten zu Boden. Endlose Sekunden vergingen.
„ Das sind doch
nichts als wilde Spekulationen“, sagte er schließlich
leise. „Fest steht nur eins, nämlich dass hier etwas
oberfaul ist. Und wenn wir herausfinden wollen, worum es geht,
brauchen wir mehr Informationen.“
„ Wir? “
„ Na, ich stecke
viel zu tief in dieser Sache drin, um noch auszusteigen, und
möchtest du nicht wissen, was in deinem Betrieb vor sich geht?
Was liegt also näher, als sich zu verbünden?“
„ Warum sollte
ich jemandem vertrauen, den ich erst seit ein paar Tagen kenne, der
mir etwas vorgemacht hat, in meiner Privatsphäre
herumschnüffelt und mir eine derart haarsträubende Story
auftischt?“
„ Eben erschien
dir die Geschichte noch sehr glaubhaft. Angelogen habe ich dich
übrigens nie, nur nicht die ganze Wahrheit gesagt. Nach dieser
Begegnung nun können wir nicht einfach weitermachen, als sei
nichts geschehen. Was hättest du denn davon, mich
rauszuschmeißen und der Polizei auszuliefern? Das kannst du
immer noch tun. Wenn wir hingegen zusammenarbeiten, steigen die
Chancen, das Rätsel zu
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