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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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an die wiedererlangte Freiheit hatte für die von Einsamkeit bedrohten Frauen plötzlich jeden Reiz verloren.
    Das gesellschaftliche Leben geriet völlig durcheinander: »Kommt nicht in Frage! Du gehst heute Abend nicht zum Rotary-Club! Sonst gehe ich zum jungen Carbonnier! Der macht mir sowieso schon seit drei Wochen den Hof, er freut sich bestimmt! Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich bis Mitternacht allein in dieser riesigen Bude bleiben werde?«
    Der Haken an der Geschichte lag nämlich darin, dass von der allgemeinen Angst vor allem die Honoratioren betroffen waren und unter ihnen wiederum jene, die das Glück hatten, in einem der großen Wohnhäuser zu leben, mit geräumigen Dachböden und vielen Schlupfwinkeln, die alles Mögliche beherbergen konnten und in denen so viele Geheimnisse schlummerten.
    »Und jedermann weiß«, sagte der Richter Chabrand spöttisch zu sich selbst, während er sich fröstelnd in seinen Carrick hüllte, »dass gerade die gebieterischen Telefonanrufe solcher Leute bei irgendeiner Behörde den stärksten Einfluss haben!«
    Er ging durch den Park von Popocatepetl wie ein Schatten aus einem Gedicht von Verlaine, doch kein Geist stand ihm flüsternd zur Seite und erinnerte ihn daran, dass es vielleicht früher einmal so etwas wie Hoffnung gegeben hatte.
    »Sollen sie sich doch selbst aus der Affäre ziehen!«, dachte Laviolette und machte dabei eine unbekümmerte Handbewegung, als ob er Salz über seine Schulter streuen wollte. »Ich blicke da sowieso nicht besser durch als sie!«
    Mit diesem sie waren sowohl der Richter Chabrand gemeint, dessen Sarkasmen er lieber aus dem Weg ging, als auch der Kommandant der Gendarmerie, den er neulich zufällig getroffen hatte. Der hatte nur kurz zum Gruß an sein képi getippt, obwohl er sonst seine Hand herzlich zu schütteln pflegte. Und auch der jetzige Kommissar, mit dem er an einer Straßenecke zusammengestoßen war, hatte ihm sofort den Rücken gekehrt und sich an die Stirn geklopft, als ob er etwas Wichtiges vergessen hätte und nun auf der Stelle umkehren müsste.
    »Sollen sie sich doch selbst aus der Scheiße ziehen!«, dachte Laviolette und kleidete seine Gedanken in eine noch etwas deftigere Form. »Die benehmen sich wie Ladenbesitzer gegenüber einem unlauteren Konkurrenten. Und außerdem: Wer sich in nichts einmischt, muss auch nichts mit ausbaden.«
    Schön und gut. Warum hatte er dann aber seine brave apfelgrüne Vedette schäbig zurückgelassen? Warum hatte er sie betrogen und diesen schwedischen Panzer gemietet, der wie ein Frachtschiff bei schwerer See durch die Gegend schaukelte? Nur um eine Spritztour zu machen? Warum war er dann ganz entgegen seiner Gewohnheit mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in Richtung Hautes-Alpes davongefahren?
    Der Grund dafür bestand in einem wachsenden Unbehagen, das von ihm in dem Maß Besitz ergriff, in dem das Bild des Mörders sich in seinem Bewusstsein immer klarer abzeichnete. Er hatte die Intuition einer seltsamen Seelenverwandtschaft zwischen sich und diesem Unbekannten, und wenn er den Richter Chabrand schnöde im Stich gelassen hatte, so vor allem deshalb, weil er mehr und mehr eine einzigartige Sympathie für den Mörder empfand.
    »Er ist ein armer Mann wie ich!«, sagte er sich zunächst.
    »Ein armer Mann! Dass ich nicht lache! Ein armer Mann, der kaltblütig drei arme Frauen und zwei arme Männer um die Ecke bringt, kann doch wohl so arm nicht sein!«
    »So habe ich es doch nicht gemeint, hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede! Ich will damit nur sagen, dass wir den Täter unter den armen Menschen suchen müssen.«
    »In Barles sind alle arm!«
    »Wer sagt denn, dass er aus Barles stammen muss? Und dann stell dich nicht so blöd an, du weißt genau, dass es nicht um diese Art von Armut geht.«
    »Nein, natürlich nicht, es geht um seelische Armut! Du denkst natürlich an Verödung des Gefühls! An frustrierende Erfahrungen in der frühen Kindheit. Und jetzt soll ich auch noch eine psychologische Analyse aller beteiligten Personen über mich ergehen lassen. Du weißt doch, dass mir so etwas nicht liegt.«
    »Ich weiß nur, dass du nicht verstehen willst und dass dein Sarkasmus im Hinblick auf psychologische Analysen auf reiner Faulheit beruht.«
    »Ach was, im Übrigen interessiert mich diese Geschichte doch gar nicht! Wer sich in nichts einmischt, muss auch nichts mit ausbaden.«
    »Ach ja! Und was hast du dann hier zu suchen, wenn ich fragen darf?«
    Plötzlich war sich

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