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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weiß,
daß er damit noch nie etwas gehabt hat .«
    »Und er hätte es auch bestimmt
nicht vor den anderen geheimhalten können ?«
    »Wir haben keine Geheimnisse
voreinander«, sagte sie. »Und außerdem verbringen wir die meiste Zeit gemeinsam
im Wald. Wie könnte jemand spritzen, ohne daß die anderen etwas davon merken?
Bei Ingwer sind wir dahintergekommen, als er anfing, dauernd in die Stadt zu
gehen. Aber Rennender Hirsch war kaum in der Stadt. Er fand den Wald viel zu
gut .«
    Und das war es. Eine Überdosis
Heroin, verabreicht von einem oder mehreren Unbekannten, das war das Ergebnis
der Ermittlungen, angestellt von Randall Roberts, Richter und Beisitzer in
einer Person. Jetzt mußte ich nur herausbekommen, wie und warum — und von wem!
    »So, und was fangen wir jetzt
mit der Erbschaft an ?«
    »Wie kann man nur jetzt an so
etwas denken! Der arme Rennende Hirsch. Er kann einfach nicht tot sein .«
    »Er kam in mein Hotelzimmer und
brach zusammen«, sagte ich. Auf das Geld mußte ich halt später zurückkommen,
zudem würde Sauron es ohnehin einstecken, was ich
auch sagte.
    »Jemand muß ihn umgebracht
haben«, flüsterte Calvin. »Es kann nicht anders sein. Ich habe ihn so gut
gekannt. Er hätte nie geschossen .«
    Ich nickte. »Ganz meine
Meinung. Die Frage ist nur, wer war es? Vielleicht kannst du mir helfen, den
Mörder zu finden .«
    »Gern, wenn ich kann«, sagte
sie geistesabwesend. »Armer Rennender Hirsch.«
    »Zuerst möchte ich wissen,
warum er zu mir ins Hotel kam. Außer dir hat niemand gewußt, wo ich war — hast
du es ihm gesagt ?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr
Blick war glasig und unkonzentriert, und ich schloß daraus, daß sie vor meiner
Ankunft Marihuana geraucht hatte.
    »Ich habe es Sauron gesagt«, meinte sie, »aber sonst keinem, soviel ich
mich erinnern kann .«
    »Gut«, sagte ich. »Im Moment
kannst du nicht viel tun — höchstens versuchen, es zu vergessen. Gibt es hier
einen Platz, wo du dich eine Zeitlang hinlegen kannst ?«
    »Mir ist es hier schon recht«,
murmelte sie. »Es ist unwichtig, wo unsere Körper sind, wenn der Geist nur frei
ist .« Sie lächelte rätselhaft.
    Ich ließ sie in ihrem Sessel
sitzen, den jeder standesbewußte Müllkutscher ins
Feuer geworfen hätte. Wahrscheinlich schwebte sie jetzt zu spirituellen Höhen,
wo sie Kontakt mit der unsterblichen Seele des Rennenden Hirsches aufnehmen
würde.
    Ich folgte einem langen Gang,
ging an einigen offenen Türen vorbei und dachte mir, daß das wohl die stillste
Party war, die ich je besucht hatte. Im Wohnzimmer ein einziges Mädchen, total
weggetreten, und ein Haus voller Schweigen. Es war ausgesprochen gespenstisch.
    Ich ging an zwei leeren Schlafzimmern
vorbei, dann entdeckte ich schwachen Lichtschimmer, der aus einem dritten Raum
kam.
    Als ich den Kopf in den Eingang
steckte, sah ich etliche Mitglieder der Familie auf Kissen und einer fleckigen
Doppelmatratze sitzen. Sie hockten einfach nur da, zogen an Zigaretten, und
keiner sagte einen Ton. Das Licht kam von drei Kerzen, die auf leeren
Weinflaschen steckten. Es stand kein einziges Möbelstück im Raum.
    Fünf waren es — Sauron , Gollum , Weiße Squaw, J.
C. und Bang-Bang. Niemand sah auf, als ich eintrat, keiner reagierte auf meine
Anwesenheit. Man mußte nicht beim Rauschgiftdezernat sein, um zu merken, daß
sie berauscht waren.
    »He, Sauron «,
brummte ich und stieß mit dem Fuß sein Bein an, »wie wär’s, wenn ihr mal für
einen Augenblick von den Baumwipfeln runterkommen würdet? Ich brauche
spirituellen Beistand, weil etwas Scheußliches passiert ist .«
    Er sah auf und durchbohrte mich
mit seinen dunklen Augen. »Wie schön, daß Sie kommen konnten, Mr. Roberts«,
sagte er spöttisch. »Guckt mal, unser Rechtsanwalt ist da und bringt uns eine
Botschaft von der anderen Welt. Die Botschaft lautet: Wir denken nicht daran,
euch arbeitsscheue Strolche zu unterstützen, aber wir bringen euch Manna vom
Himmel...«
    »Manna vom Himmel«, fielen die
anderen ein.
    »Wann hast du Rennenden Hirsch
zum letztenmal gesehen ?« fauchte ich ihn an und hoffte, ihn unvorbereitet zu erwischen.
    Sauron zwinkerte mir zu und lächelte
sein haarfeines Lächeln. »Als ich ihn wegschickte, um dich zur Party zu holen,
Herr Rechtsanwalt. Hast du ihn nicht mitgebracht ?«
    »Er konnte nicht kommen«, sagte
ich. »Er ist tot .«
    Sie waren so behämmert, daß es
nicht gleich funkte. Weiße Squaw stieß einen gepreßten ,
schrillen Schrei aus und begann dann tonlos in die vor

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