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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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als hätte ein Berglöwe an ihm seine Krallen gewetzt.
    Sie saß steif und aufrecht da,
starrte mich aus glasigen Augen an, das wirre rote Haar hing in feuchten
Strähnen über ihren Brüsten.
    »Ist alles in Ordnung ?« flüsterte ich und kam auf Zehenspitzen näher.
    »Ja«, kam die leise, tonlose
Antwort. »Ich bin froh, daß du gekommen bist. Ich sitze schon lange hier und
warte .«
    »Hast du dir die Sache mit dem
Geld überlegt ?«
    »Ja.«
    »Willst du es haben ?«
    »Ja.«
    »Hat dich Sauron dazu überredet ?«
    Automatisch öffnete sie den
Mund, aber nur der erste Ton kam heraus: »J...«
    »Und du sollst es ihm geben ?«
    »Nein !« sagte sie gepreßt, und ihre Augen funkelten zornig. »Allen. Das Geld gehört der
Familie. Sauron ist das Zentrum unserer Gruppe, der
Kopf, der uns alle zusammenhält. Er hat mir klargemacht, wie wichtig es ist,
wenn wir uns von der Gesellschaft unabhängig machen können .«
    »Das heißt, wenn ihr das Geld
habt, seid ihr nicht mehr abhängig von...« Ich blieb mitten im Satz stecken,
überwältigt von dem Gedanken, daß ich ja eigentlich keine Ahnung hatte, wovon
sie eigentlich lebten. »Wo bekommt ihr normalerweise euer Geld her ?« fragte ich.
    »Wir leben so sparsam wie
möglich«, sagte sie in tiefem Ernst. »Aber wir sind auf Saurons Unterstützung angewiesen. Und er hat mir klargemacht, daß er das Geld bekommen
sollte, damit die Familie eine gewisse Sicherheit hat und was wir brauchen, um
Essen, Kleider und...«
    »Gras zu kaufen ?« unterbrach ich sie.
    Sie schüttelte rasch den Kopf.
»Unser ganzes Gras kommt von Sauron . Wir brauchen
nichts zu bezahlen .«
    »Er sieht zwar nicht so aus,
aber seine Eltern müssen es ganz schön dicke haben«, sagte ich sarkastisch.
    Calvin runzelte die Stirn und
schaute mich mißbilligend an. »Seine Eltern sind schon lange tot«, sagte sie.
    »Okay — wo bekommt er dann das
Geld her ?«
    »Ich sollte es eigentlich nicht
sagen«, meinte sie zweifelnd, »vielleicht erzählst du es den Bullen .«
    »Ich bin Anwalt«, sagte ich
erbost. »Ich gebe nie weiter, was meine Mandanten mir anvertrauen .«
    »Tja, dann kann ich wohl...«
Sie zögerte. »Er besorgt den Leuten unten an der Küste Gras und Acid . Und ich glaube auch, daß er in San Francisco
Verbindungen hat .«
    »Was ist mit dem harten Zeug ?« fragte ich. »Woher kommt das ?«
    »Das rührt Sauron nicht an«, sagte sie ernst. »Das kommt für ihn überhaupt nicht in Frage, obwohl
es ein viel besseres Geschäft ist. Bewußtseinserweiternde Drogen wie Gras und LSD sind wie ein religiöses Sakrament — sie bringen dich
auf eine höhere Ebene der Erkenntnis, und nach einer Zeit brauchst du sie gar
nicht mehr — man bleibt high auf dem universalen Wissen, das man
entdeckt hat. Aber Heroin und Morphium machen die Leute kaputt, sie sind
destruktiv. Sauron dealt mit Gras und LSD, weil es
Teil seines spirituellen Plans ist, möglichst viele Leute auf Freiheit und
Einsicht anzutörnen. Er macht das auch nicht des Profits wegen. Aber mit harten
Drogen hat er nichts zu tun .«
    »Das hat er dir erzählt ?« fragte ich skeptisch.
    »Ich weiß, daß es stimmt«,
sagte sie aufgeregt. »Du glaubst das nicht, weil du es nicht glauben willst,
weil du Sauron nicht magst. Aber er hat noch nie
etwas mit Heroin gemacht. Das ist eines der Gesetze der Familie: niemand darf
sich mit junk einlassen. Deshalb hat Sauron auch Ingwer weggeschickt .«
    Ich nickte. Irgendwie kam Sauron mir ja nicht wie der barmherzige Samariter vor, aber
vielleicht war ich voreingenommen — vielleicht tat er das auch nur, um sich zu
schützen. Für einen dealer ist ein Fixer in
der Umgebung ein böses Risiko. Aber Calvin hatte mir offenbar alles erzählt,
was sie wußte — und was sie glaubte.
    Sie lächelte schwach. »Ingwer
war irgendwie ein lieber Typ, es tut mir richtig leid um ihn; aber er hat nicht
sehr weit gesehen .«
    »Jetzt schon«, meinte ich. »Und
Rennender Hirsch auch.«
    Sie schaute mich eine Sekunde lang
ausdruckslos an, wußte nicht, wovon ich sprach. »Rennender Hirsch ist...«
    »Ja. Er ist tot. Wie es
aussieht, ist er an einer Überdosis Heroin gestorben .«
    »Nein!« Ihre Hand flog zum
Mund, die blaßblauen Augen weiteten sich vor
Entsetzen. »Das kann nicht wahr sein«, hauchte sie. »Das kann nicht sein. Er
war nie süchtig, hat nie etwas damit gemacht. Er konnte nicht...«
    »Bist du da ganz sicher ?« fragte ich. »Ganz sicher, daß er nicht geschossen hat?«
    »Ja! Ganz bestimmt! Ich

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