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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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worden, und sein Apartment mit Blick auf den Parc Kellermann gehörte zu den besten. Er wurde am 20. Februar 1992, einem Donnerstag, morgens von seiner Putzfrau im Wohnzimmer ermordet aufgefunden. Dem Pathologen zufolge war er da bereits fünfzehn bis sechzehn Stunden tot. Somit muss der Tod irgendwann am vorherigen Nachmittag eingetreten sein.»
    «Ich habe mir den Fall noch nicht sehr gründlich vorgenommen», warf Enzo ein, «aber von meiner ersten Lektüre her meine ich mich zu entsinnen, dass es Auffälligkeiten am Tatort gab.»
    Raffin nickte. «Das stimmt, und nicht nur eine. Allein schon der Mord als solcher. Es scheint, als sei Lambert zunächst einmal halb erdrosselt worden, bevor der Täter sich am Ende entschloss, ihm das Genick zu brechen, was er offensichtlich mit gekonnter Präzision tat. Da war ein Profi am Werk, wie der Gerichtsmediziner sagte.»
    «Sodass man sich natürlich fragt», unterbrach Enzo ihn erneut, «wieso sein Mörder zuerst versucht hat, ihn zu erdrosseln. Warum zunächst diese ‹unsaubere› Tötungsmethode?»
    «Das war nicht der einzige ‹unsaubere› Aspekt am Tatort. Ein Couchtisch wurde zertrümmert, wahrscheinlich unter dem Gewicht beider Männer, die zusammen darauffielen. Demnach hat es also offensichtlich einen Kampf gegeben. Aus den Blutergüssen an Lamberts Rücken und Hinterkopf schloss der Pathologe, dass der Mörder bei dem Sturz auf ihm lag. Außerdem gab es Kaffeeflecken auf dem Teppich, eine zerbrochene Tasse und zwei zerbrochene Untertassen. Eine Tasse war heil geblieben. Dazu die Scherben einer Zuckerdose und auf dem Boden verstreute Zuckerwürfel. Offenbar hatten die Männer vor dem Angriff zusammen Kaffee getrunken, woraus die Polizei schloss, das Opfer habe seinen Mörder gekannt.»
    «Ein kühner Schluss aus zwei zerbrochenen Kaffeetassen.» Bertrand unterbrach mit seinem Einwand Raffins Redefluss.
    Raffin wackelte mit dem Zeigefinger. «Nein, es gab noch mehr, was darauf hindeutete. Aber dazu komme ich gleich. Das nächste interessante Beweisstück – oder sollte ich besser von den Stück en sprechen? – fand sich in der Küche. Auf der Arbeitsplatte, neben der Spüle, entdeckte die Spurensicherung eine leere kleine Flasche. Ein braunes Medizinfläschchen, in dem Tabletten gewesen waren, von denen die meisten zusammen mit dem Plastikdeckel auf dem Küchenboden lagen. Bei den Pillen handelte es sich um ein schnell wirkendes, verschreibungspflichtiges Antihistamin, Terfenadin, das unter dem Handelsnamen Seldane erhältlich ist. Trotz der Verschreibungspflicht war dies nicht die Originalflasche. An dem Fläschchen war kein Aufkleber und seltsamerweise auch kein einziger Fingerabdruck. Nicht die Spur. Im Ausguss fanden sie ein zerbrochenes Trinkglas, eins aus einem Sechser-Set. Die übrigen fünf standen in einem Küchenschrank. Die einzigen Fingerabdrücke daran stammten von Lambert. Und jetzt kommt’s …»
    Er blickte in die Runde, die ihm gebannt entgegenblickte. «Antihistamine wie Terfenadin dienen als Gegenmittel bei schweren allergischen Reaktionen, wie Heuschnupfen oder Unverträglichkeiten gegen Tierhaare. Aber bei Lambert waren keinerlei Allergien bekannt. Sein Hausarzt hatte ihm nie irgendein Antihistamin verschrieben.»
    «Also gehörten die Pillen dem Mörder», sagte Sophie. «Er hatte eine allergische Reaktion.»
    Raffin legte den Kopf schief, als wollte er ihre Theorie in Zweifel ziehen. «Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Der Mord fand im Februar statt, demnach konnte er nicht an Heuschnupfen leiden. Lambert hielt keine Hunde oder Katzen, also war es auch keine Tierallergie. Es gab in der Wohnung anscheinend nichts, worauf er reagiert haben könnte.»
    «Aber wieso sind ihm dann die Tabletten runtergefallen, und wieso hat er auch noch die Flasche auf der Arbeitsplatte liegenlassen?»
    «Wenn wir das wüssten, Sophie, säßen wir vermutlich heute Abend nicht hier.»
    «Sie haben gesagt, es gäbe noch einen anderen Grund, weshalb die Polizei vermutete, Lambert hätte seinen Mörder gekannt», hakte Bertrand nach.
    Raffin nickte. «Ja – wahrscheinlich das rätselhafteste und problematischste Indiz in dem ganzen Fall. Vor sechzehn Jahren hatte man noch Anrufbeantworter, die Nachrichten auf Kassetten aufnahmen. Auf der Kassette von Lamberts AB fand die Polizei den offenbar versehentlichen Mitschnitt einer Unterhaltung. Das Gerät schaltete sich nach vier Klingeltönen ein. Lambert muss im selben Moment rangegangen sein, in dem sich

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