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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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noch das Gesprächsthema gewesen waren.
    «Ich habe ein Schmorgericht auf dem Herd warm gestellt. Müsste für uns alle reichen. Aber vielleicht regeln wir erst mal, wer wo schläft. Es gibt nur fünf Zimmer.»
    Erneut verlegenes Schweigen. Schließlich brach Sophie die Stille: «Bertrand und ich teilen uns ein Zimmer», sagte sie in herausforderndem Ton, der keinen Widerspruch ihres Vaters duldete. Enzo hielt den Mund. «Und Kirsty und Roger.»
    Roger sah von seinem Computer hoch und fing den wütenden Blick auf, den Enzo ihm zuwarf.
    «Gut», sagte Anna. «Damit wäre das Problem ja schon mal gelöst. Enzo und …», sie sah Nicole an, «… die junge Dame können dann jeder ein eigenes Zimmer haben.»
    Enzo blickte überrascht auf. Er hatte angenommen, er und Anna würden sich, so wie die anderen Paare im Raum, ein Zimmer teilen. Alle wichen seinem Blick aus. Um seine Verlegenheit zu überspielen, sagte er: «Dann richten wir uns erst mal häuslich ein und essen einen Happen. Ich möchte gerne, dass Roger uns heute Abend das Wesentliche zum Fall Lambert erzählt.»

Kapitel vierundzwanzig
    «Die Sache ist die», sagte Enzo, «wenn er alles daransetzt, dass ich in diesem Verbrechen nicht weiter ermittle, muss er davon ausgehen, dass es unter den alten Indizien irgendetwas gibt, das mich zu ihm führen könnte. Und er denkt, dass ich es finde.»
    Der lange Esstisch stand voll mit Geschirr und den Überresten des Abendessens. Zum vorzüglichen, sättigenden Wildschweingeschmorten hatte es gedünstete Kartoffeln und grüne Bohnen mit Knoblauch gegeben. Sie hatten drei Flaschen Wein geleert, und Enzo und Roger tranken Cognac zum Kaffee.
    Zur Küche führte eine Flügeltür aus Eiche, und im Sommer gelangte man durch Glastüren auf eine schattige Terrasse mit Blick über die Felder. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Ölgemälde mit einer englischen Jagdszene. Eine höhenverstellbare Deckenlampe war tief über den Tisch heruntergezogen worden, sodass die Speisen in hellem Licht erstrahlten, die Gesichter dagegen in Halbschatten getaucht waren.
    Anna und Enzo hatten sich an den Kopfenden gegenübergesessen, und er hatte aus der Distanz gehört, wie Raffin zwanglos mit ihr plauderte und seinen ganzen Charme versprühte. Dabei war ihm nicht entgangen, wie Raffins Aufmerksamkeit gegenüber der Gastgeberin Kirsty vor den Kopf stieß. Er fragte sich, was sie je an diesem Mann gefunden hatte. Er war ein Mensch, der von seiner eigenen Wirkung besessen war und sich auf seinen Verstand allzu viel zugutehielt. Obwohl man ihm ein gewisses Charisma nicht absprechen konnte, hatte man das Gefühl, dass er seine Reize nach Belieben ein- und ausschalten konnte, dass sie nicht echt waren, sondern eine Fassade, hinter der sich der wahre Raffin verbarg. Wer auch immer das war. Enzo jedenfalls fragte sich, ob seine Tochter unter dem schönen Schein etwas von Substanz gefunden hatte. Doch er bezweifelte es und fühlte sich an eine Bemerkung erinnert, die er einmal über einen oberflächlichen Bekannten gehört hatte: «Was, glaubst du, findet man, wenn man bei dem den Lack abkratzt? Noch mehr Lack.» Allerdings hegte Enzo den Verdacht, dass der Journalist hinter dem Image, das er aller Welt präsentierte, etwas Unheilvolleres verbarg. «Etwas Dunkles», wie Charlotte es Enzo gegenüber einmal ausgedrückt hatte. Etwas, das unter einem Stein auf einen lauerte und wartete, dass man ihn anhob. Auch wenn sie achtundzwanzig Jahre alt war, verfügte Kirsty in Enzos Augen über wenig Lebenserfahrung und legte sich die Dinge zuweilen etwas naiv zurecht. Er fürchtete, dass ihre Beziehung zu Raffin nur in Tränen enden konnte. Ihren Tränen.
    Raffin hatte seinen Laptop an den Tisch mitgebracht. Bei dem Buch, in dem er vor dem Essen geblättert hatte, handelte es sich um sein eigenes. Unentdeckte Mörder. Er hatte das Kapitel über Lambert noch einmal gelesen und seine Notizen auf dem Computer nach weiteren Einzelheiten durchforstet. Jetzt blickte er Enzo über den Tisch hinweg an. «Und du bist dir ganz sicher, dass es sich um den Fall Lambert handelt?»
    Enzo verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. «Das stand für mich in dem Moment fest, als ich gehört habe, was der Pathologe nach der Autopsie von Audeline Pommereau zu Hélène Taillard meinte: Die okzipitale Disartikulation des dritten und vierten Wirbels sei das Werk eines Profis.»
    Raffin nickte. «Genau so hat sich auch der Pathologe im Fall Lambert geäußert.»
    «Das kann

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