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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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gerade geliefert haben, sollte ich die Kandidaten schnell eingegrenzt haben.»

Kapitel fünfundzwanzig
    Er hätte nicht sagen können, wie lange er schon geschlafen hatte, war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt geschlafen hatte. Er lag in einem großen Zimmer an der Vorderseite des Hauses, mit Blick aufs Dorf. Die Läden hatte er offen gelassen; durch die hohen Fenster fiel das Mondlicht in langgestreckten Bögen auf den glänzenden Holzfußboden, auf dem einige chinesische Teppiche lagen. Das Licht hielt seine Dämonen in Schach, trug jedoch auch dazu bei, dass er unruhig zwischen Wachen und Dösen hin- und herpendelte.
    Er lauschte den Geräuschen der Nacht. Wie alle alten Gemäuer gab auch dieses Haus seine eigenen unverwechselbaren Laute von sich, die man irgendwann nicht mehr hörte. Das metallische Knacken in den Rohren der Zentralheizung, wenn sie sich abkühlten. Ein dumpfes Knarren im Dachstuhl, wenn sich die Steinziegel zusammenzogen und auf die Eichenbalken, an denen sie festgenagelt waren, Druck ausübten. Das Trippeln der Feldmäuse, die in den Spalten dicker Steinmauern Schutz vor der Kälte suchten. Draußen tauschte eine Eule ihre Schreie mit einer anderen irgendwo am hinteren Ende des Tals aus.
    Er lag mit halbgeschlossenen Lidern auf dem Rücken und versuchte, nicht nachzudenken, indem er müde einen Riss an der Decke ins Visier nahm, als vor seiner Tür leise eine Diele knarrte. Sofort war er hellwach und stützte sich auf einen Ellbogen auf, während er zur Tür hinüberstarrte, die jetzt aufging und einen Lichtspalt aus dem Flur hereinließ. Der Schatten einer Gestalt schlich sich in sein Zimmer und schien wie ein Geist durchs Mondlicht zu schweben, bis Enzo das dunkle Haar erkannte, das der Gestalt wie ein Vorhang über die Schulter fiel, während sie ihren Morgenmantel zu Boden gleiten ließ. Ein zartes Rascheln von Seide auf glatter Haut.
    Sie richtete die schwarzen Augen auf sein Gesicht.
    «Ich dachte …», setzte er an.
    «Schsch.» Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. «Auf diese Weise bringen wir mit unserer Zimmerverteilung niemanden in Verlegenheit. Besonders deine Mädchen.»
    Ihre Diskretion, ihre Rücksicht auf seine Töchter rührte ihn. In ihm regte sich ein Gefühl warmer Zuneigung. Als sie sich über ihn beugte, nahm er ihren Kopf in beide Hände und küsste sie.
    * * *
    Eigentlich hatte er sich Zeit nehmen wollen, sie zu lieben. Mit langsamer Hand, in stetem Rhythmus. Doch am Ende hatte es ihn wieder gepackt, hatte er sie fast verschlungen. Jetzt lagen sie befriedigt, keuchend und schweißgebadet zwischen den zerwühlten, feuchten Laken und genossen den kühlen Luftzug auf der heißen Haut.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange sie so verharrten, während sich die Temperatur im Schlafzimmer senkte. Er driftete schon in irgendeine Unterwelt ab, als er ihre Lippen auf dem Gesicht spürte – ein zarter, liebevoller Kuss. Dann beugte sie sich herüber, um sie beide zuzudecken. Er glaubte noch zu hören, wie sie flüsterte: «Ich liebe es, mit dir Liebe zu machen.» Ein Echo aus Straßburg. Doch vielleicht bildete er sich das nur ein.
    * * *
    Er hatte das Gefühl, als hätte er stundenlang geschlafen. Doch als er erwachte, war es noch stockdunkel. Der Mond stand ein wenig tiefer am Himmel und warf sein Licht mittlerweile an die Wand über dem Bett. In der Stille des Zimmers hörte er ihren Atem. Nicht den langsamen, stetigen Rhythmus eines Schlafenden. Vielmehr der flachere, schnellere Takt eines Menschen, der nicht schlafen kann. Enzo lag mit dem Gesicht nach unten und drehte sich auf die Seite, sodass er sah, wie sie auf dem Rücken lag und mit weit geöffneten Augen an die Decke starrte. Er streckte die Hand aus, berührte ihr Gesicht, und sie wandte sich zu ihm um.
    «Was hast du?», fragte er.
    «Nichts. Ich kann nur nicht schlafen.»
    «Wieso?»
    «Ach, es ist nur … da kommt vieles zusammen. Erst tauchst du aus heiterem Himmel auf, mit Familie und Freunden im Schlepptau. Dann diese ganze unglaubliche Geschichte. Das geht mir alles nicht aus dem Kopf.»
    «Tut mir leid.»
    «Braucht es nicht. Es liegt nicht nur an dir. Da gibt es noch andere Dinge.»
    «Was denn?»
    «Na ja, die Dinge, die mich in anderen Nächten um den Schlaf bringen.»
    «Wir haben alle unsere Dämonen.»
    «Ja, da hast du recht.» Sie lächelte. Dann blickte sie erneut zur Decke.
    «Ich habe keine Ahnung von deinen.»
    «Weil ich dir nichts davon erzählt habe.»
    Er betrachtete ihr Profil im

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