Der Moloch: Roman (German Edition)
er leise zu Ranul und Sami, als sie ein karges Frühstück aus Wasser und Maisbrot verzehrten. » Sie werden uns jagen und töten, einen oder zwei von uns, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen.« Er deutete mit einem Nicken auf den kleinen blonden Jungen, der stumm und wie erstarrt dasaß, in den Wald blickte und weder blinzelte noch aß.
» Überlassen wir ihnen den Kleinen«, schlug Ranul gleichgültig vor. » Das könnte uns einen weiteren Tag Vorsprung verschaffen. In der Zeit können wir es bis nach Hause schaffen.«
Arish sah ihn an und überlegte, ob er das wirklich ernst meinte.
» Wir können weder hierbleiben noch können wir ihnen entkommen«, fuhr er fort, als hätte der Ältere nichts gesagt. » Wir haben nur noch wenig Wasser und noch weniger zu essen. Wir müssen einen kräftigen Baum suchen, den wir alle erklettern können.«
» Die Bäume, die wir gesehen haben, sind alle viel zu klein«, erwiderte Sami, » sonst würden wir dieses Gespräch auf einem von ihnen führen.«
» Da drüben«, Fell deutete nach Norden. » Die Bäume dieses Waldes dort sehen dicker und älter aus. Da finden wir vielleicht einen, der uns alle trägt und auf dem wir vor den Hunden in Sicherheit sind.«
Aus dem Augenwinkel hatte Fell Jan beobachtet, den dünnen, bleichen Schläger, der den sicheren Lichtkreis der Feuer verlassen hatte, um zu pissen. Von dem Rudel war zwar nichts zu sehen, aber Arish fand die unnatürliche Stille irgendwie bedrohlich.
Im selben Moment sah er eine rasche, schemenhafte Bewegung und öffnete den Mund, um einen Warnschrei auszustoßen. Doch die beiden Hunde griffen den Jungen mit verblüffender Geschwindigkeit an. Als hätten sie das Manöver geplant, stürzte sich einer auf seine Beine und verbiss sich in seinen Knöchel, während ihn der andere von der anderen Seite ansprang und nach seiner Kehle schnappte. Jan stieß einen kurzen, hysterischen Schrei aus, bevor der Hund ihm die Gurgel herausriss. Er war tot, noch bevor seine Leiche auf den Boden prallte. Im nächsten Moment tauchte auch der Rest des Rudels auf, mit dem schwarzen, großen Hund in der Mitte. Sie machten sich daran, Fleischbrocken aus dem Leichnam zu reißen.
Es war so schnell geschehen, dass die anderen Jungen, die Jan zu Hilfe eilten, nicht merkten, dass er schon tot war, bevor sie sich auch nur in Bewegung gesetzt hatten. Zwei der Jungen hatten ihre Schwerter gezückt und erreichten den Leichnam gleichzeitig mit dem Rudel. Einer rammte sein Schwert in den Leib des Hundes, der Jans Knöchel gepackt hielt. Es war ein guter Stoß, und der Hund starb sofort. Ein anderer, ein graues Tier mit einem riesigen Maul, von dessen Lefzen Speichel troff, griff den Jungen an. Im nächsten Moment brach er winselnd zusammen, als Arishs Schwert ihm den Nacken durchtrennte.
» Zurück!«, schrie Arish. » Zurück!«
» Wir können sie erledigen!«, schrie Ranul und machte Anstalten, die schwarze Bestie anzugreifen, die an der Schulter der Leiche kauerte und fraß, ohne jedoch den Blick ihrer kleinen schwarzen Augen von den Jungen zu nehmen.
» Das können wir nicht, Ranul! Wenn sie uns als Rudel angreifen, haben wir keine Chance!«
Als sich Ranul mit gezücktem Schwert dem schwarzen Anführer des Rudels näherte, den Blick fest auf die Augen des Hundes gerichtet, rannte plötzlich ein zweites Tier von der Seite heran und sprang den Jungen an. Im letzten Moment konnte Ranul den Arm heben, sodass die Bestie ihr Ziel verfehlte und stattdessen seinen Oberarm erwischte. Die beiden stürzten in wildem Kampf zu Boden, während die anderen Jungen angriffen. Ein Schlag mit dem Knauf von Ranuls Schwert auf den Schädel des Tieres zwang den Hund, loszulassen und sich zurückzuziehen. Ranuls Gesicht war weiß vor Schreck, und das Blut strömte aus den Bisswunden in seinem Arm. Die anderen Jungen halfen ihm wieder zurück in die Sicherheit der Feuer. Arish und Sami bildeten die Nachhut und blieben mit erhobenen Schwertern stehen, bereit, jeden Hund zu durchbohren, der ihnen folgte. Aber das Rudel war nur daran interessiert, Jans Leiche zu zerfetzen. Die beiden Jungen zogen sich schließlich hinter die Feuer zurück.
Ranul riss seinen Ärmel ab und betrachtete die klaffenden Wunden. Sein Gesicht war kalkweiß, als er den Speichel und das Blut abwischte.
» Wir haben Glück gehabt«, gab er zu. » Sie hätten uns auch alle erledigen können. Jan war dumm«, fügte er hinzu. Arish fand zwar, dass Ranul ebenfalls dumm gewesen war, sagte aber
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