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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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vergeblich versucht, sich unter den dünnen Decken warm zu halten. Plötzlich klopfte es an ihre Zellentür, und nach einer kurzen, höflichen Pause kam ein Mann herein. Er hatte einen Stapel Decken und eine zweite Matratze dabei. Er legte alles auf ihr Bett. » Du wirst das hier brauchen. Die Nächte werden kälter.«
    Indaro war bis zur Wand zurückgewichen und hatte ihn beobachtet. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie wieder Angst. Ein Mann, der ihre Sprache sprach und ihre Worte verstehen konnte. Würden jetzt die Verhöre beginnen? War er derjenige, auf den sie warteten?
    Er sah sich um. » Eigentlich hatte ich einen Stuhl mitbringen wollen, auf den ich mich setzen konnte«, sagte er zu ihr, zuckte dann mit den Schultern und setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken zur geschlossenen Tür. Er war schon älter, stämmig, glatt rasiert, hatte graues Haar und ein kräftiges Kinn. » Mein Name ist Maron«, sagte er.
    Sie blieb stumm.
    » Und du bist Indaro Kerr Guillaume«, fuhr er fort.
    Sie hatte sich ihr Verhör tausendmal ausgemalt, vor allem in den Stunden mitten in der Nacht, und sie hatte beschlossen, nichts zu sagen und nach nichts zu fragen. Aber sie war eingelullt von der freundlichen Behandlung, die man ihr angedeihen ließ. » Was ist mit meinen Freunden?«, hörte sie sich fragen. » Leben sie noch?«
    Maron nickte. » Sie sind in der Tat am Leben. Stakers Knöchel wurde operiert. Er wird wohl bald wieder gehen können, obwohl er immer humpeln wird, das jedenfalls hat der Chirurg mir erzählt.« Er beobachtete sie, wartete auf eine weitere Frage, eine Bemerkung, aber sie blieb stumm und schwieg auch weiterhin die nächsten Wochen.
    Jetzt stieg sie im Licht des Morgens den Berg herunter und trat aus dem Dickicht am Rand des Pfades, an dem ihre beiden Wächterinnen auf sie warteten. Dann würden sie das letzte Stück zu ihrem Heim hier oben auf dem Berg gehen. Indaro blieb stehen, wie sie es immer tat. Der Alte Berg befand sich auf einem abfallenden Felshang, der sich zwischen zwei Berggipfeln erstreckte. Am höchsten Ende des Sattels drängten sich niedrige graue Gebäude um einen massiven steinernen Fried. Weiter unten in Richtung Westen fiel das Land noch steiler ab. Man hatte dort Terrassen angelegt, um ebene Flächen für den Getreideanbau zu gewinnen. Grasende Schafe und Ziegen waren als braune und weiße Punkte zu erkennen. Auf der anderen Seite des Sattels fielen die Klippen beinahe senkrecht bis zu dunkelgrünen Flusstälern tief unter ihnen ab. Es gab nur einen einzigen Weg hinauf zum Alten Berg. Jedenfalls hatte man ihr das erzählt. Und das war auch der Grund, weshalb er niemals erobert worden war. Er war dem Verrat anheimgefallen, war belagert und ausgehungert worden, gewiss, aber niemals erobert.
    Indaro sah sich um und betrachtete die zerklüfteten grünen und grauen Gipfel, die sich zu allen Seiten in allen Richtungen erstreckten. Sie konnte nichts weiter hören als ein fernes Blöken. Sie sog die frische Morgenluft tief ein. Ihre Reinheit und Klarheit rann wie Wein durch ihre Adern, und am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Die beiden Mädchen sahen sie an.
    » Gehen wir«, sagte sie zu ihnen. Gemeinsam gingen sie zu ihrem Gefängnis zurück.
    Nach diesem ersten Besuch kam Maron fast jeden Tag zu ihr. Sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen, aber das schien ihn nicht zu stören. Es genügte ihm, seiner eigenen Stimme zuzuhören, die Geschichten vom Alten Berg zu erzählen, Geschichten von seiner Kindheit, über Philosophie, Geschichte und die Musik der Sterne zu plaudern. Er stellte ihr immer dieselben Fragen, doch wenn sie nicht antwortete, nickte er vor sich hin, als hätte sie etwas Erhellendes gesagt. Dann sprach er weiter. Sie fragte sich, wer er war und warum er so viel Zeit auf eine gemeine Soldatin verschwendete. Aus der Art, wie er sich hielt und wie er sprach, schloss sie, dass er mit Sicherheit auch ein Krieger gewesen war. Er sprach ohne jeden Akzent und hätte sich mit Leichtigkeit unter die Bewohner der Cité mischen können, ohne aufzufallen. Er war weder dunkelhäutig, wie ihre kleinen Wächterinnen, noch war er der Anführer der Reiter, die sie hierhergebracht hatten. Aber der Feind hatte vielerlei Hautfarben. Maron war kein grausamer Mann, das nicht, aber er war auch nicht ihr Freund.
    Eines Tages hörten seine Besuche plötzlich auf, und Indaro vermisste sie mehr, als sie erwartet hätte. Die darauffolgenden Tage verstrichen mit quälender Langsamkeit, bis eines

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