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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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und Hoffnungen zu sprechen, über ihre Familienplanung, an die sich so viele Soldaten klammerten, die Vorstellung eines eigenen Hofs, ein paar eigener Pferde und einer eigenen Familie.
    » Fell!«
    Er rollte sich auf die Seite. » Ja.«
    Die Zelle war kaum groß genug für die drei schmalen Pritschen. An jeder Wand stand eine, und sie ließen einen rechteckigen Platz an der Zellentür frei, wo sie nach innen schwang. Dort absolvierte jeder von ihnen pflichtbewusst abwechselnd seine Übungen, um die Muskeln zu kräftigen. Aber die Betten waren für Fell und Staker nicht lang genug, und die Decke war so niedrig, dass sie nicht aufrecht stehen konnten. Jedes Mal, wenn man Fell aus der Zelle holte, genoss er die Chance, aufrecht zu gehen, seinen Rücken und seine Schultern zu strecken. Seit Wochen hatten weder Staker noch Garret die Zelle verlassen, und diese Einkerkerung deprimierte vor allem Staker. Er sollte auf seiner Pritsche bleiben, solange seine Knochen heilten, und jetzt, wo er sich endlich hätte bewegen können, konnte er es nicht. Seine Muskeln zuckten, wenn er versuchte zu schlafen, und er litt unter quälenden Krämpfen. Er weckte seine Zellengenossen jede Nacht mit seinen Schmerzensschreien. Stakers Qualen wirkten sich auf sie alle aus, und Fell wusste, dass er bald etwas dagegen tun musste.
    Er hatte zwei Fluchtversuche unternommen. Das erste Mal hatte man ihn zu Maron geführt, und er hatte gewartet, bis einer der Wächter dicht hinter ihm war. Dann war er auf dem Absatz herumgewirbelt, hatte dem Mann die Kehle mit dem Ellbogen zerschmettert und war zur Nordwand der Festung geflüchtet. Schließlich hatten ihn sechs Wächter mit gezückten Schwertern in die Enge getrieben. Bevor er danach die Zelle verlassen durfte, hatte er seine Hände durch das Loch in der Tür stecken müssen, und man hatte ihm Handschellen angelegt. Trotzdem war es ihm auch mit gefesselten Händen gelungen, zwei Wächter niederzuschlagen, und er hatte sogar ein Schwert erbeutet, bevor er in der Ecke eines kleinen, sonnenüberfluteten Hofes wieder eingefangen worden war. Es hatte zwei Tage gedauert, bis sie ihn dort herausholten, als er schwach vor Durst gewesen war. Jetzt hatten sie ihm die Hände auf den Rücken gebunden, bis sie Marons Verhörzimmer erreichten. Dort wurde er mit den Beinen an einen Metallring am Boden gekettet, bevor man seine Handfesseln löste. Er hatte kurz mit dem Plan gespielt, Maron gefangen zu nehmen und ihn als Druckmittel zu benutzen, aber er vermutete, dass die Wächter den Mann einfach sterben lassen würden.
    Als er sich herumrollte und Staker ansah, vermutete er, dass sich der Nordländer erneut über seine Gefangenschaft beschweren wollte.
    » Was denn?«, fragte er wenig einladend.
    Der Mann überraschte ihn. » Ich habe einen Fluchtplan«, verkündete Staker.
    Fell setzte sich auf. » Lass hören.« Garret setzte sich ebenfalls hin. Für so etwas war er stets zu haben.
    » Also«, Staker schwang die Beine von der Pritsche und stellte seine Füße vorsichtig auf den Boden. » Wenn du das nächste Mal zu deinem Freund Maron gehst, um ein Glas Wein mit ihm zu trinken …« Er hielt inne, um seine Worte zu betonen, und Fell nickte ungeduldig. » Dann frag den Mann, ob wir ein Urquat-Brett, Chips und Würfel bekommen können. Das kann er dir schwerlich abschlagen.«
    » Wenn sie so etwas haben. Und wozu überhaupt?«, erkundigte sich Fell.
    » Ach ja, und außerdem noch eine tote Katze«, fuhr Staker fort.
    Fell seufzte, ließ sich zurücksinken und schloss die Augen.
    » Dann«, fuhr Staker ohne jegliche Spur von Humor fort, » können wir den Katzendarm und ihre Knochen benutzen, um eine Schleuder zu basteln und die Wachen töten, indem wir mit den Würfeln nach ihnen schießen. Dann benutzen wir das Brett, um uns Flügel zu machen. Einer von uns kann dann von hier wegfliegen und mit einer Armee zurückkommen, um die anderen zu retten.«
    Fell grinste freudlos. Aber Garret verteidigte ihn. » Glaubst du nicht auch, dass Fell uns hier wegbringen würde, wenn er könnte?«
    Staker sah ihn böse an, und Fell war ebenfalls gereizt. Nach all den Monaten war schwer zu sagen, was ihn mehr ärgerte, Stakers ständige Sticheleien oder Garrets unverändert gute Laune. Er drehte sich um und starrte wieder an die Wand, aber Staker wollte keine Ruhe geben.
    » Maron hat dir eine Chance gegeben, Mann«, fuhr der Nordländer drängend fort, obwohl Fell ihm den Rücken zugekehrt hatte. » Er will etwas von dir. Das

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