Der Moloch: Roman (German Edition)
vermeiden es sorgfältig anzudeuten, sie könnten zu einer der herrschenden Familien gehören. Die anderen sind natürlich die Sarkoy, Guillaume, Vincerus, Gaeta und Khan. Von ihnen sind die Sarkoy, die Familie des Kaisers, und die Vincerus die mächtigsten. Du kennst diese Namen natürlich gut.«
» Es gibt ein sehr empfindliches Gleichgewicht der Macht«, sagte Arish, der unbedingt zeigen wollte, dass er die Politik der Cité verstand. » Sie statten die Armeen der Cité aus. Mehr als zwei Drittel der bewaffneten Streitkräfte werden vom Kaiser und den Vinceri finanziert, einschließlich der Maritime, einer Armee der Sarkoy, und der Adamantine, einer Armee der Vinceri.«
Shuskara nickte. » Und damit bin ich endlich am entscheidenden Punkt angekommen«, sagte er dem Jungen. » Dein Advokat gehört zur Familie Vincerus. Sie ist …«
» Sie!«, rief Arish entsetzt. » Eine Frau? Was kann eine Frau uns schon nützen?«
Shuskara Gesicht verfinsterte sich, und seine Stimme wurde streng. » Mir scheint, Junge, dass du für jede Hilfe dankbar sein solltest, die du bekommen kannst. Nur wenige Menschen würden es überhaupt wagen, gegen eine Entscheidung des Unsterblichen das Wort zu erheben. Ein Advokat, der ebenfalls ein Mitglied der großen Familien ist, hat eine bessere Chance als jeder andere. Und Archange ist sehr weise. Wenn sie sich bereit erklärt, dies zu tun, und dessen bin ich mir noch nicht einmal sicher, dann solltest du dich glücklich schätzen.«
» Dann willst du in unserer Sache mit ihr sprechen?«
Shuskara nickte. » Deshalb bin ich hier. Ich werde mich noch heute Abend mit ihr treffen. Dann werde ich dir eine Nachricht senden. Ich bezweifle, dass wir uns wiedersehen werden. Es ist nicht gut für mich, wenn ich mit dir in Verbindung gebracht werde.« Er stand auf und klopfte an die Tür. Der Wächter öffnete sie.
Arish wollte noch nicht in seine elende Zelle zurückkehren. » Du hast mir nie gesagt, warum du meinem Vater ein Leben schuldest«, sagte er hastig.
Shuskara schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. » Mein schreckliches Gedächtnis«, sagte er barsch, winkte den Wächter wieder weg und setzte sich hin.
Eine Weile sagte er nichts, und Arish glaubte schon, er hätte die Frage erneut vergessen. Aber schließlich ergriff der General das Wort. » Ich war sechzehn Jahre alt, als dein Vater der Löwe des Ostens wurde. Er war achtzehn. Wir waren die besten Freunde, standen uns näher als Brüder. Ich habe beim Tod seines Vaters mehr getrauert als beim Tod meines eigenen Vaters, der ein Jahr später starb. Seit ich jung war, hat dein Vater mir versprochen, er würde mich zu seinem ersten General machen, sobald er König war. Daran habe ich nie gezweifelt. Er hat schon als Junge immer sein Wort gehalten, und das hat sich nicht geändert, als er ein Mann wurde.
Dein Land führte damals immer mit irgendeinem anderen Land Krieg«, fuhr Shuskara fort. » Später zog es gegen die Cité, aber zu der Zeit waren sie noch Verbündete, und die größten Feinde des Löwen des Ostens waren die Tanaree. Ihr Land gibt es jetzt nicht mehr, aber damals grenzte es an das Tal des niederen Arceton, des Schimmernden Stroms und im Osten an die Ausläufer der Mondberge. Es gab ständige Scharmützel, und die Grenze veränderte sich unaufhörlich. Die Menschen aus dem Tal litten in jenen Tagen ganz schrecklich, denn die Soldaten des Löwen hielten sie oft für Tanaree, und die Tanaree waren der Meinung, sie unterstützten den Löwen.
Es gehört zum Krieg, den Tod und das Entsetzen, das uns trifft, für ein Ergebnis dieser kriegerischen Auseinandersetzungen zu halten. Als folglich Berichte den Palast des Löwen erreichten, dass die Menschen des Tals, Männer, Frauen und Kinder, einfache Bauern, zu Hunderten gekreuzigt wurden, verurteilten wir die Tanaree für ihre grausamen Praktiken. Vielleicht gaben sie uns ihrerseits die Schuld daran, und es dauerte sehr lange, bevor unsere Geheimdienste uns verraten konnten, dass diese Gräueltaten von einer Bande von garianischen Kriegern aus dem Norden begangen worden waren. Diese Garianer glaubten und glauben es vielleicht immer noch, falls überhaupt noch welche von ihnen leben, dass alle, die nicht ihrer Religion angehören, Qualen und Tod erleiden sollten. Und je fantasievoller die Folter war, desto mehr ehrten sie ihre blutrünstigen Götter.«
Arish sah, wie er die Zähne zusammenbiss, und seine Augen härter wurden, als er sich an diese längst vergangenen Dinge
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