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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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bedauernd. Er tätschelte Evan die Schulter, und der kleine Junge blickte vertrauensvoll zu ihm hoch. Arish schoss durch den Kopf, dass ihn noch nie jemand so angesehen hatte. Er beschloss, dass er, sollte er diesen Tag überleben, ebenfalls jemand werden würde, dem man vertrauen konnte.
    Das Murmeln der Menge wurde leiser, als der Kaufmann Goldinus aufstand und an den vorderen Rand des Balkons trat. Er hob Ruhe gebietend eine Hand.
    » Das Urteil der Richter lautet, dass die Schuld bewiesen wurde«, verkündete er. » Diese sechs Jungen da vor uns sind schuldig, kaiserliche Hunde getötet zu haben, worauf die Todesstrafe steht!«
    Die Menge jubelte zustimmend, während die Jungen furchtsam seufzten. Arish spürte, wie eine wundervolle Ruhe ihn überkam. Das war also das Ende. Es gab keine Entscheidungen mehr zu fällen, keine Kämpfe mehr. Keine Furcht mehr, was der Tag bringen würde. Er blickte zum blauen Himmel hinauf und sagte sich, dass er ihn niemals wiedersehen würde. Statt Bedauern spürte er jedoch nur Erleichterung.
    Goldinus stand jedoch immer noch, und nachdem er die Menge hatte aufgeregt feiern lassen, hob er erneut die Hand, und der Lärm verebbte wieder.
    » Aber der Kaiser ist großherzig und vor allem gerecht!«, schrie er. » Er räumt ein, dass die Lady Archange in ihrem Plädoyer einen wichtigen Punkt erwähnt hat. Aus diesem Grund hat er großzügigerweise entschieden, dass nur einer der Jungen sterben muss, um dem Gesetz Genüge zu tun. Der Rest wird leben. Sie selbst müssen entscheiden, wer von ihnen sterben soll. Sie haben Zeit für diese Entscheidung, bis die Sonne die Spitze des Schildes berührt.«
    Die Menge murrte, weil man ihnen das Spektakel verweigerte. Die Jungen jedoch starrten einander verwirrt und schockiert an und blickten dann zur untergehenden Sonne.
    » Nein, nein!«, stotterte Sami. » Sie dürfen uns nicht zwingen zu entscheiden. Das ist nicht gerecht.«
    » Nichts an dem hier ist gerecht«, erwiderte Arish.
    Er wunderte sich über seine eigene Reaktion. Er hatte nur Erleichterung verspürt, als er hörte, dass sie alle sterben sollten, doch jetzt gab es die Chance zu überleben, und eine gute noch dazu. Und er zögerte, sich freiwillig zu melden, derjenige zu sein, der unter Galliards Beil starb. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber kein Wort kam über seine Lippen. Er hörte, wie die Jungen miteinander stritten, aber niemand trat freiwillig vor. Sie alle hofften, es würde jemand anders tun.
    » Wir müssen Strohhalme ziehen«, sagte Sami. » Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Er sah in ihre bleichen Gesichter, eines nach dem anderen. Zögernd stimmten sie alle zu. » Aber schließt Evan nicht mit ein«, sagte Arish. » Er hat an alldem keine Schuld.«
    » Niemand hat daran Schuld«, murmelte Ranul.
    » Ich will auch einen Strohhalm«, erklärte der kleine Junge störrisch.
    » Weißt du, was das bedeutet?«, fragte ihn Arish.
    » Lass ihn einen Strohhalm haben, wenn er will«, erklärte Ranul, und Arish warf ihm einen kalten Blick zu. Aber das Kind nickte. Es war bereits alt genug, um zu wissen, was es tat.
    Riis riss den Ärmel seines Wamses ab und zerteilte ihn sorgfältig in sechs Streifen. Er reichte sie Ranul, der ihnen den Rücken zukehrte und das Ende eines Streifens abriss. Dann versteckte er sie in seiner fetten Faust und ließ nur die Enden heraushängen. Arish warf einen Blick zur Sonne, die dicht über dem Berg stand. » Es ist Zeit«, sagte er. Sein Magen brannte wieder vor Furcht.
    » Fertig?«, erkundigte sich Ranul und drehte sich zu ihnen um. Arish sah, dass er grau im Gesicht war und heftig blinzelte.
    Evan durfte als Erster wählen und zog einen langen Streifen. Dann kam Arish. Riis und sein Bruder Parr zogen ebenfalls lange Streifen. Schließlich war nur noch Sami da, der einen der übrigen zwei Streifen wählen musste. Er sah in Ranuls Gesicht und entschied sich für einen der Streifen. Es war der kurze.
    Ranul stieß erleichtert den Atem aus. Die anderen starrten Sami an. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Arish legte ihm kameradschaftlich die Hand auf die Schulter, dann folgten die anderen seinem Beispiel. Sami nickte ihnen allen zu. Dann trat er vor. Die Menge brach in lauten Jubel aus. Galliard ging über den Sand, begleitet von zwei Soldaten, die Sami an den Armen packten.
    Dann verstummten die Zuschauer erneut, als der Kaufmann Goldinus wieder aufstand, um zu sprechen. Seine Stimme klang dünner, etwas ferner, und Arish

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