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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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bergiges Terrain zurückziehen, in ein Wirrwarr aus schmalen Pässen und Schluchten, Höhlen und Tunneln, während die Streitkräfte der Cité nur über den spärlichen Schutz des flachen Flusses Simios verfügten. Riis hatte mit ansehen müssen, wie seine Kameraden einer nach dem anderen fielen, einschließlich seines Bruders Parr, und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die Erste Adamantine und die Infanterie, die sie unterstützten, abgelöst werden sollten.
    Deshalb hatte er mit dumpfer Erleichterung auf die Nachricht reagiert, dass er unter den einhundert Nachtfalken sein sollte, die abkommandiert wurden, eine Kompanie der Eintausend zu unterstützen, die den Kaiser auf einer Reise vom Vierten Östlichen Tor zu irgendeiner unbekannten Mission beschützen sollte. Er war auf sein Pferd gestiegen und davongeritten, ohne die Blicke der Männer zu erwidern, die sie in diesem Gemetzel zurückließen.
    Er machte sich keine Illusionen, dass der Mann, den sie bewachen sollten, tatsächlich der Kaiser sei. Im Laufe der Jahre hatte er den Unsterblichen scharf beobachtet, jedenfalls so scharf, wie es einem Soldaten im Feld möglich war, der einen Kaiser im Auge behielt, der fast nie seinen Palast verließ. Er war zu dem Schluss gekommen, dass dieser Mann etliche Doppelgänger haben musste. Riis hatte seinen jugendlichen Ehrgeiz, den Kaiser zu töten, niemals aufgegeben, aber dieser Gedanke war immer tiefer in seinen Hoffnungen und Träumen versunken, je älter er wurde. Trotzdem war er froh, für ein paar Tage dieser Schlacht zu entrinnen, denn er glaubte, dass die Versetzung genau das war, eine bedeutungslose Abwechslung.
    Er ritt ein Stück hinter der kaiserlichen Kutsche, unmittelbar hinter einer rothaarigen Frau, einer von der Kompanie der Wildkatzen. Er beobachtete genüsslich, wie sich ihre Pobacken spreizten, wenn sie sich in den Sattel setzte. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er gerne der Sattel wäre und sie rittlings auf ihm säße, warm und feucht, als ein Donnern beinahe schmerzhaft in seine Ohren drang. Im nächsten Moment kämpfte er mit seinem panischen Pferd, und dann warf eine zweite, stärkere Explosion Reiter und Pferde wie Würfel durcheinander.
    Riis wurde von seinem Pferd geschleudert und glaubte einen Moment, er wäre schwer verletzt. Er konnte nichts fühlen und nichts hören und in dem Staub auch nichts sehen. Dann klärte sich sein Blickfeld, und er sah die rothaarige Kriegerin. Irgendwie war es ihr gelungen, auf ihrem Pferd zu bleiben. Während er wie erstarrt in dieser unheimlichen Stille zusah, beugte sie sich aus dem Sattel und schlug den Schwertarm eines Blauen ab, der gerade einen Stoß nach dem Bauch ihres Pferdes führte.
    Die feindlichen Soldaten wuchsen wie Pilze aus dem Boden. Sie waren noch ein bisschen langsam und wurden durch die Leichen und die sterbenden Pferden behindert. Die Frau schlug sich mühelos ihren Weg durch die Soldaten, köpfte sie und hackte auf sie ein. Die Blauen waren ihr nicht gewachsen, und selbst Riis fühlte sich ihr unterlegen, während er zusah.
    Er kam stolpernd auf die Füße. Er konnte immer noch nichts hören und drehte sich um die eigene Achse, weil er fürchtete, man würde ihn von hinten angreifen. Dann sah er sich nach einem unverletzten Pferd um, aber es war keines zu sehen. Stattdessen sah er einen Krieger der Blauhäute, der neben den Trümmern der schwarzen Kutsche lag. Das Blut spritzte aus seinem abgetrennten Bein. Er ging zu dem Mann und schnitt ihm die Kehle durch. Augenblicklich fühlte er sich besser. Im nächsten Moment trabte ein Pferd durch den aufgewirbelten Staub auf ihn zu. Er pfiff, bis ihm klar wurde, dass das Pferd ihn wahrscheinlich ebenfalls nicht hören konnte. Dann gab er ihm ein Handzeichen, das alle Pferde der Nachtfalken kannten. Zu seiner Überraschung kam es gehorsam näher. Riis sprang auf seinen Rücken und galoppierte davon auf der Suche nach der Frau.
    Als er sie schließlich fand, hockte sie neben einem Verletzten, einem Soldaten mit einem gebrochenen Arm. Sie hatte den Helm abgenommen, und ihr dichtes kupferrotes Haar fiel ihr locker bis auf die Schultern. Während er zusah, nahm sie es in eine Hand und schlang es zu einem lockeren Knoten in ihrem Nacken. Er betrachtete ihr strenges Profil und fand, dass sie aussah wie eine Göttin, wenn auch wie eine sehr schmutzige. Denn ihr Gesicht war von Schmutz und Schweiß vollkommen verschmiert. Sie berührte den Verletzten an seiner gesunden Schulter; eine

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