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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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ein zutiefst verunsicherter Mann und sucht sexuellen Trost in dem, was er kennt. Vertrau mir, der Botschafter der Fische wird von einem hübschen Jungen sehr befriedigt werden, vielleicht auch von zweien. Aber es muss alles sehr diskret vor sich gehen, denn wie alle wichtigen Männer ist er sehr auf seinen untadeligen Ruf bedacht.«
    » Wie alle wichtigen Männer?«, wiederholte er, lehnte sich zurück und sah sie scharf an.
    » Ja, mein Liebster«, erwiderte sie beschwichtigend. » Selbst du hast dich, als du noch jünger warst, nach der Meinung anderer beurteilt. Davon bin ich überzeugt. Aber das ist schon so lange her, dass du es vergessen hast.«
    Sie fragte sich erneut, wie alt er eigentlich war. Er musste mindestens siebzig sein, denn sie hatte ihn zum ersten Mal vor dreißig Jahren getroffen. Und schon damals war er nicht mehr jung gewesen. Dennoch war sein Haar mehr blond als grau, und sein glatt rasiertes Gesicht wies keinerlei Falten auf, außer vielleicht um die Augen herum. Er war so stark wie immer, vielleicht sogar stärker. Sie hatte Angst um ihn, denn fast die Hälfte des Jahres verbrachte er auf Feldzügen. Jedes Mal, wenn er mit seinen Truppen ausrückte, fürchtete sie, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Es war der eine ehrgeizige Wunsch in seinem Leben, diesem Krieg endlich ein Ende zu bereiten. Jedenfalls hatte er ihr das erzählt. Aber wo würde er ohne diesen Krieg sein? Sie fürchtete, dass er rasch altern und sterben würde, wenn der Krieg tatsächlich so bald zu Ende ginge, wie er es sich wünschte, und er sich zurückzog.
    Sie bemerkte, dass Marcellus sie aufmerksam beobachtete, und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er ihre Gedanken lesen konnte.
    Die Bediensteten servierten einen weiteren extravaganten Gang aus Speisen, die sich die Cité kaum leisten konnte und von denen der größte Teil wahrscheinlich anschließend weggeworfen würde. Marcellus, dem als Erstem serviert wurde, stocherte mit seinem Messer in den gefalteten roten und grünen Blättern herum und förderte einen Haufen rosafarbener Garnelen zutage. Petalina stöhnte angewidert auf.
    » Iss sie«, befahl er ihr mit gespielter Strenge. » Diese Garnelen sind gestorben, damit wir leben. Botschafter«, sagte er und beugte sich an ihr vorbei. Sie lehnte sich bereitwillig zurück, damit er sich mit dem Mann unterhalten konnte. Das gab ihr zumindest eine Entschuldigung, die Garnelen nicht essen zu müssen.
    » Wir werden morgen noch Gelegenheit haben, uns ausführlich zu unterhalten«, sagte Marcellus zu dem Mann. » Aber ich frage mich, ob Ihr und Eure Kollegen möglicherweise an einem weiteren Handelsabkommen mit uns interessiert wärt.«
    » Um was für ein Abkommen handelt es sich, Mylord?« Die beiden Kollegen des Botschafters, die etwas weiter unten am Tisch saßen, beendeten nur zu gerne ihre Gespräche mit weniger bedeutenden Männern und wandten sich Marcellus und dem Botschafter zu.
    » Die Westlichen Inseln sind wegen ihres Holzes berühmt. Ich glaube, dort gibt es Eichen- und Buchenwälder, in denen noch nie ein Baum geschlagen wurde.«
    » Das stimmt«, erwiderte der Botschafter jovial. » Aber unsere Westlichen Verbündeten nehmen uns alle unsere überzähligen Bäume ab und verlangen immer noch nach mehr. Sie errichten eine neue Stadt und brauchen alle Steine und alles Holz zum Bau, das sie kaufen können. Wir haben viele bindende Vereinbarungen mit ihnen.«
    » Legen diese bindenden Vereinbarungen auch die Länge und Breite des erforderlichen Holzes fest?«
    » Selbstverständlich, Mylord.«
    » Dann gibt es wahrscheinlich genug Raum für eine Vereinbarung zwischen uns. Ihr versorgt eure Verbündeten weiterhin mit Bauholz. Alles Holz, das jedoch nicht in diese Vereinbarung fällt, können wir kaufen, um daraus Kutschen und Karren zu bauen.«
    Petalina fragte sich, warum ihr Geliebter so tat, als wäre er an Holz interessiert. Gewiss, es herrschte immer Mangel daran, seit die mit Eichenwäldern bestandenen Berge im Süden in die Hand des Feindes gefallen waren. Aber es war für gewöhnlich nicht Marcellus, Erster Lord der Cité, der über Nachschubverträge verhandelte.
    Er lächelte den Botschafter herzlich an. » Wenn Ihr zu Ende gespeist habt, dann wollt Ihr mir vielleicht im Schlangensaal Gesellschaft leisten, um die Angelegenheit dort weiter zu besprechen.«
    Der Mann war eindeutig noch nicht fertig, denn er hatte die Gabel erhoben, auf der ein weiterer Bissen aufgespießt war. Aber er legte sie hastig

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