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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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mehr Soldaten als Zuschauer, dachte Petalina. Da Marcellus jetzt gekommen war, machten die Soldaten Anstalten, die Türen zu schließen. Petalina sah, wie Amita im letzten Augenblick hindurchschlüpfte. Sie wurde kurz von den Soldaten aufgehalten, dann ließ man sie passieren.
    Amita sah ihre Herrin und lief hastig die Treppe hinab. Sie trug das bessere ihrer beiden Kleider, ein braunes Baumwollkleid mit Muschelknöpfen, und mit ihrem offenen blonden Haar wirkte sie nicht vollkommen deplatziert in diesem Saal. Sie hatte eine Nadel dabei und befestigte geschickt die Corsage an Petalinas Kleid, wobei sie ihr ins Gesicht blickte, um herauszufinden, ob sie verärgert war. Die Kurtisane sah, dass Marcellus sie beobachtete. Er wird glauben, ich hätte sie vergessen, dachte sie. Er wird böse auf mich sein.
    » Verschwinde, rasch!«, flüsterte sie Amita zu, die mit gesenktem Kopf hastig wieder die Treppe zur Tür hinauflief und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen.
    Marcellus und Rafael sprachen in der Mitte der Halle miteinander. Wie immer sahen alle sie an, aber die Soldaten, die für gewöhnlich darauf bedacht waren, sich in der Nähe ihrer Helden aufzuhalten und in ihrer Gegenwart zu sonnen, schienen sich von ihnen zurückgezogen zu haben. Die Vinceri standen allein da. Petalina witterte plötzlich Gefahr. Sie sah Marcellus an und bemerkte, dass es ihm ebenfalls aufgefallen war.
    Dann ertönte das vertraute Geräusch, mit dem ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde. Alle Krieger am Rand der Halle zückten ihre Waffen.
    Einen Moment lang wirkte alles wie eingefroren, und die Einzige, die sich bewegte, war Amita. Sie schien die Spannung nicht zu bemerken, hatte die Tür erreicht und mühte sich mit dem schweren eisernen Griff ab. Petalina sah, wie sie einen der Soldaten bat, ihr zu helfen. Der Mann hob sein Schwert und bohrte es dem Mädchen beiläufig in die Seite. Sie fiel wie eine blutige Puppe zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Petalina schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Marcellus und Rafael, beide unbewaffnet, gingen Rücken an Rücken zusammen in die Mitte der Halle. Die Musiker und die Gäste, die begriffen, wer das Ziel war, wichen vor ihnen zurück. Petalina war wie betäubt. Sie sah Marcellus flehentlich an, doch er blickte nicht in ihre Richtung.
    Ein Soldat trat vor, er hatte als Erster sein Schwert gezogen. » Dein Tod ist lange überfällig«, sagte er zu Marcellus. » Nur durch deinen Tod kann die Cité wieder aufleben.«
    Petalina hatte immer noch die Hand vor den Mund geschlagen und sah, dass Marcellus sich entspannt hatte. Er sah aus, als wäre er auf einer Feier. Als er antwortete, klang seine Stimme herzlich und einschmeichelnd. Trotz ihrer Furcht musste Petalina lächeln, denn sie hatte diese Stimme schon so oft gehört.
    » Du warst immer schon ein Krieger, der die anderen bei weitem überragte, Mallet«, sagte er. » Lass dich nicht von der Sorge um deine Männer für die Tatsachen dieses Krieges blenden.«
    Petalina sah, dass die anderen Gäste und die Musiker lächelten, und die Atmosphäre sich entspannte. Sie sah, dass die Gefahr abgewendet wurde, dass Marcellus die Rebellen von ihrem Irrweg abbringen würde. Sie drehte sich zu Amita um, ging ohne Furcht die Treppe zu ihrer Zofe hinauf und kniete sich neben sie. An ihrem Hals war der Puls noch schwach zu fühlen, aber die Wunde an ihrer Seite blutete sehr stark.
    » Dieses Kind braucht Hilfe«, sagte Marcellus zu dem Soldaten namens Mallet. » Kümmern wir uns erst um sie dann können wir wie zivilisierte Männer über deine Beschwerden sprechen.«
    Mallet schien jedoch von diesem vernünftigen Angebot nicht gerührt zu werden, und auch seine Leute standen mit ihren Waffen in der Hand da, als wollten sie gleich in die Schlacht ziehen.
    Dann sprach Mallet erneut. » Ich sehe, dass du etwas sagst«, wandte er sich an Marcellus, » aber meine Männer und ich können dich nicht hören. Wir haben uns in Wachs getränkte Baumwolle in die Ohren gesteckt. Deine Stimme hat ihre Macht über uns verloren. Und jetzt, Verräter, bereite dich darauf vor zu sterben!«
    Riis kehrte dem Opernhaus den Rücken zu und ging wieder über den marmornen Damm zurück. Fünf Männer der Eintausend sahen ihm nach. Er seufzte und rollte seine Schultern. Er und seine zehn Männer mussten einfach nur bis zum Ende des Konzertes warten und dafür sorgen, dass die Vinceri und ihre Gäste sicher von dem Gelände zu

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