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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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galoppierte donnernd den Hang hinab.
    Saroyan und ihre kleine Eskorte erblickten die Angreifer bereits aus großer Entfernung, wendeten die Pferde und ritten, so schnell sie konnten, in Richtung des Kerchevals zurück.
    Riis, begeistert von Sunders Geschwindigkeit und der eisigen Luft auf seinem Gesicht, trieb das große Schlachtross immer schneller an. Saroyan und ihre Wachen saßen bereits etliche Zeit im Sattel, und ihre Pferde hatten wenig zuzusetzen. Seine Abteilung holte die Flüchtenden ein, lange bevor sie den Fluss erreichten. Er versetzte dem letzten Pferd mit dem Schwert einen Schlag auf die Hinterhand. Das Tier wieherte schrill auf, wurde langsamer, und Sunder überholt es, um die Jagd fortzusetzen. Es war, als könnte er Riis’ Gedanken lesen. Er musste Saroyan noch vor den anderen erreichen.
    Der Kercheval war im Winter angeschwollen und konnte nur mit äußerster Vorsicht überquert werden, auf keinen Fall jedoch im vollen Galopp. Auf einen Befehl des Lord Leutnants wurden die Leibwächter langsamer und machten kehrt. Sie fächerten sich auf, um ihre Flucht zu decken, als sie allein ihr Pferd in das eisige Wasser trieb.
    Sunder donnerte auf sie zu, und zwei ritten ihm entgegen, um ihm den Weg abzuschneiden. Riis fühlte, wie das Pferd seine Muskeln anspannte, um nach rechts auszubrechen. Er beugte sich nach links und durchtrennte mit seiner Klinge die Zügel eines der Reiter und durchbohrte, als er sie wieder hochriss, den Kiefer des zweiten. Innerhalb weniger Augenblicke hatten die anderen Nachtfalken sie eingeholt, und Saroyans Beschützer kämpften einen aussichtslosen Kampf um das Leben ihrer Herrin und ihr eigenes.
    Riis lenkte Sunder um das Scharmützel herum und trieb ihn in den Fluss. Er sah die Frau bereits auf der anderen Seite, als ihr Pferd die flache Böschung hinaufkletterte. Er hatte keinen richtigen Plan, sondern wollte sie einfach nur erreichen und irgendwie beschützen. Dann hörte er das Zischen einer Waffe und sah, wie sich ein leichter Speer der flüchtenden Frau in den Rücken bohrte, sie vom Pferd riss und in den Schnee warf. Er zügelte Sunder, drehte sich um und starrte den Soldaten böse an, der voller Stolz über seinen akkuraten Wurf grinste.
    » Ihr bleibt, wo ihr seid!«, befahl er.
    Riis spürte das eisige Wasser an seiner Hüfte, als Sunder durch den reißenden Fluss schwamm. Seine Zähne klapperten, als sie endlich die andere Seite erreichten. Er sprang vom Pferd und rannte zu der Frau, die versuchte, durch den Schnee davonzukriechen. Sie hinterließ eine blutige Spur.
    » Saroyan, ich bin es! Riis!«, sagte er. Aber sie hörte ihn nicht, und er packte ihre Schulter, um sie aufzuhalten. » Ich bin es, Riis!«
    Obwohl die Wunde sehr tief war und tödlich aussah, wich sie vor seiner Berührung zurück. » Nimm deine Hände von mir!«, stieß sie hervor. Ihr Gesicht war vor Ekel verzerrt.
    Riis seufzte. Selbst im Tod war sie eine widerspenstige Frau. Er setzte sich einen Schritt von ihr entfernt in den Schnee.
    » Man hat mir befohlen, dich zu töten«, sagte er ihr.
    » Wer?«, wollte sie wissen. Sie drehte sich auf die Seite, was ihr offenbar starke Schmerzen bereitete. Ihr Mund war voller Blut. » Wer will meinen Tod?«
    » Die Vinceri.«
    » Ich glaube dir nicht!«, fauchte sie.
    » Trotzdem«, erklärte Riis müde, » ist es die Wahrheit. Die Vinceri …«
    » Die Vinceri«, herrschte sie ihn an. Die Intensität ihrer Verachtung verblüffte ihn. » Du weißt ja nicht, was du da redest, du Narr! Ich bin eine Vincerus«, sagte sie. » In der Familie Vincerus töten wir uns nicht gegenseitig.«
    Er starrte sie einfach nur an. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    » Du bist ein Narr, Riis«, wiederholte sie. » Das wusste ich von Anfang an. Du hättest mich einfach nur warnen und laufen lassen können.«
    Riis hatte sämtliche Möglichkeiten durchdacht. » Wenn ich dich hätte fliehen lassen, dann hätte man wissen wollen, warum, und schließlich hätte man mich verhört. Ich hätte ihnen zweifellos unter der Folter alles verraten, und unsere einzige Chance wäre vertan gewesen. Auf diese Art und Weise überlebe ich und damit vielleicht auch unser Plan.«
    » Du hättest selbst fliehen und mich und den Plan retten können.«
    Er sagte nichts.
    » Du hast meine Leibwache getötet?«
    » Es waren tapfere Männer, und ich bedaure ihren Tod.« Er sah hoch. Die beiden Pferde standen freundschaftlich zusammen, und ihr Atem bildete weiße Wolken in der kalten Luft. Mit ihren

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