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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Schiffen reiste im Schutz der Dunkelheit und versteckte sich tagsüber im Windschatten von Inseln und Felsen, um den Schiffen der Cité zu entgehen. Das Boot war breit und niedrig, sodass es höchstens von nahem entdeckt werden konnte, aber dafür rollte und schaukelte es, und nur wenige der mehr als fünfzig Soldaten an Bord hatten nicht darunter gelitten. Er bezweifelte, dass er auch nur in der Lage sein würde, aufrecht zu stehen, wenn sie wieder trockenes Land erreichten, und überlegte, wie die Soldaten wohl kämpfen sollten, falls sie sofort auf Widerstand stießen.
    » Hier, Junge, trink etwas Wasser.«
    Elija schüttelte elend den Kopf, aber er spürte, wie eine kräftige Hand ihn am Kragen hochzog und man ihm einen Wasserschlauch an den Mund hielt.
    » Trink.« Er konnte sich nicht weigern. Elija nippte gehorsam an dem Wasser, sich sehr der Tatsache bewusst, dass es nach alten Socken schmeckte, und versuchte, es im Magen zu behalten.
    » Guter Junge.« Staker ließ ihn vorsichtig wieder zurücksinken. » Dauert nicht mehr lange.« Das sagte er immer. Elija hatte bereits vor zwei Tagen aufgehört, ihm zu glauben.
    Der große Nordländer hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich um den Jungen zu kümmern. Manchmal drängte er ihn, ein Stück Brot oder einen Brocken getrocknetes Fleisch zu essen. Staker selbst schienen die Bewegungen des Bootes nichts auszumachen. Im Gegenteil, er schien es sogar zu genießen, saß da, blickte über die grauen Wogen hinaus und schnüffelte in der Luft wie ein alter Hund. Erst an diesem Morgen, als die Sonne aufging und das Boot in einer kleinen Bucht dümpelte, hatte er plötzlich seine Kleidung ausgezogen, war über die Bordwand geklettert und im Meer herumgeschwommen. Einfach nur so. Die anderen Soldaten hatten gejubelt und gebrüllt, und schließlich war der Nordländer wieder ins Boot geklettert. Das Wasser tropfte aus seinem grauen Zopf, und auf seiner weißen Haut leuchteten rote Flecken von dem eisigen Wasser. » Ein bisschen waschen kann nicht schaden«, hatte er verlegen gemurmelt. Aber Elija glaubte, dass er es einfach nur aus Spaß gemacht hatte. Es hatte ihn eine Weile aufgemuntert.
    » Sieh mal«, meinte Staker und zeigte nach Osten. » Land.«
    Aber Elija hatte schon zuvor Land gesehen und ließ sich nicht täuschen.
    Er döste eine Weile und träumte, dass er auf eine hohe Klippe kletterte. Diese Klippe bestand aus Kuchen, und er musste innehalten, wenn er welchen essen wollte. Jemand unter ihm drängte ihn weiter, aber er musste einfach den Kuchen essen, obwohl sein Magen voll war. Und die Rolle mit Karten unter seinem Arm rutschte unaufhörlich immer weiter aus seiner Hand.
    Als er wieder aufwachte, war es stockdunkel. Er fühlte sich besser, weil das Schaukeln des Bootes nachgelassen hatte. Vermutlich wurde es bald Tag werden, und sie hatten irgendwo angehalten, um zu rasten und sich vor den Schiffen der Cité in Sicherheit zu bringen. Das Schiff knarrte und ächzte, und er hörte, wie das Wasser an die Planken neben seinem Kopf schlug. Es war eiskalt. Der leichte Schneefall, der sie begleitet hatte, seit sie von Adrastto aufgebrochen waren, hatte sich rasch in einen stetigen, alles durchdringenden Regen verwandelt. Seine Kleidung war vollkommen durchweicht. Um ihn herum hörte er das Schnarchen und roch die Ausdünstungen zu vieler Soldaten, die auf zu engem Raum zusammengepfercht waren. Und er hörte auch gemurmelte Stimmen.
    » Wie geht es dem Knöchel?«, fragte die Frau Staker.
    » Gut«, gab der Mann knapp zurück. Er wollte nicht über seinen verkrüppelten Fuß reden.
    » Wenn wir morgen früh an Land gehen, musst du zurückbleiben«, befahl Indaro. Sie trug die Verantwortung für dieses Boot. » Drei Tage in diesem Boot haben deinen Knöchel steif gemacht. Wenn wir sofort auf Gegenwehr treffen, will ich nicht, dass du in der ersten Reihe stehst.« Der Nordländer antwortete nicht, aber sein Schweigen sprach Bände. » Du bekommst schon noch deine Chance«, fuhr Indaro fort.
    » Du willst, dass ich auf den Jungen aufpasse?«, erkundigte sich Staker mürrisch.
    Indaro zögerte. Elija wusste, dass sie das nicht gemeint hatte.
    » Nein«, sagte sie. » Ich habe Elija zwei Leibwächter zugeteilt. Ich will, dass du hinten bleibst, weil du sonst in den vorderen Reihen nur eine Last wärst, bis dein Knöchel wieder aufgewärmt und belastbar ist. Das ist ein verdammter Befehl!«, setzte sie barsch hinzu.
    Elija hatte ein bisschen Angst vor Indaro gehabt, als er

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